• Nach schwierigem Saisonstart gab HSV-Profi Klaus Gjasula zuletzt Grund zur Hoffnung.
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Beschimpfungen im Netz: So geht HSV-Profi Gjasula mit dem Hass im Internet um

Macht er am Samstag in Darmstadt da weiter, wo er gegen Hannover begann? Klaus Gjasula gehörte zuletzt zu den Lichtblicken des HSV, der 30-Jährige scheint endlich den Schritt nach vorn zu machen, den sich die Verantwortlichen bereits zum Saisonstart von ihm erhofften. Schon sieht sich der Albaner mit großen Hoffnungen konfrontiert. Die Fortsetzung einer bislang für ihn wechselhaften HSV-Reise.

Daniel Thioune braucht manchmal nur wenige Worte, um klar zu umreißen, was er denkt. „Jetzt ist er da!“, urteilte der Trainer Mitte der Woche über Gjasula. „Und er darf es gern halten.“ Lob und Aufforderung zugleich. Weil sie beim HSV gerade in Krisenzeiten nach Stabilisatoren lechzen, an denen sie sich die anderen aufrichten können.

Der HSV hofft, dass Gjasula zu Stabilität findet

Und, sieht man denn nun den wahren Gjasula? Den, der im Vorjahr in Paderborn eine grundsolide Bundesliga-Saison hinlegte? Der Defensivmann schmunzelt, als die MOPO ihn mit dieser Frage konfrontiert. „Wir werden sehen“, sagt er schließlich. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und Gjasula hat sie schon scheppern hören.

Es ist viel passiert in seinen ersten fünf Monaten beim HSV. Geholt als Führungsspieler, der auch Zeichen in Zweikämpfen setzen soll. Ziemlich schnell aber ein Katastrophen-Spiel ausgerechnet in Paderborn, mit schlimmen Fehlern vor zwei Gegentoren. Danach Selbstzweifel, wenig Sicherheit im Spiel und objektiv betrachtet auch keine guten Leistungen. Er war dann erst mal raus. Nun der nächste Anlauf.

Gjasula tat seine Leistung gegen Hannover gut

„Das Ergebnis gegen Hannover war natürlich enttäuschend, aber das Spiel an sich hat mir wirklich gut getan“, sagt Gjasula, allerdings nicht, ohne gleich wieder auf die Bremse zu treten: „Das heißt aber nicht dass ich automatisch in jedem der nächsten Spiele Top-Leistungen abrufen werde.“ Er wolle weiter hart arbeiten und helfen, wie jeder andere auch. Bloß nicht zu forsch werden.

Gjasula hat gelernt, wie der Hase in Hamburg läuft. Vom Hoffnungsträger zum Deppen. Heute noch eine Verstärkung, morgen schon als Flop tituliert. „Im Endeffekt geht es auch beim HSV um Fußball“, weiß er, merkt aber an: „Hier ist doch alles etwas größer, als ich es bislang gewohnt war. Wenn es nicht läuft, ist es klar, dass Unzufriedenheit herrscht. Das ist auch völlig normal, in Hamburg aber vielleicht etwas ausgeprägter.“ Nur kurz möchte er zurückschauen: „Mein Saisonstart war nicht gut, aber ich habe es hinter mir gelassen und gucke nur nach vorn. Wir haben noch einiges vor.“

Auch Gjasula wurde Opfer von Anfeindungen im Internet

Das klingt nach Floskeln, ist aber in Gjasulas Augen nichts anderes als Selbstschutz. Er hat erlebt, was passieren kann, wenn man die Erwartungen nicht erfüllt. Ein Weg, den nun gerade auch Kollege Sonny Kittel nach seiner unnötigen Gelb-Roten-Karte gegen Hannover durchmacht. Fiese Anfeindungen im Internet waren die Folge. Gjasula hat das auch mitgemacht und zog daraus seine Schlüsse. „Das Einfachste ist, sich sowas gar nicht erst durchzulesen“, stellt er klar. „In Momenten, in denen es bei dir persönlich nicht so läuft, kann es passieren, dass dir das nahe geht. Aber es hilft nicht, sondern macht es eher viel schlimmer. Deshalb ist es manchmal besser, sich komplett davon fern zu halten.“

Leichter gesagt als getan, in Zeiten, in denen das Smartphone eine wesentliche Rolle im Alltag einnimmt. Auch Gjasula ist aktiv und postet mehrmals die Woche Fotos bei Instagram. Gar nicht so einfach, die Kommentare darunter immer zu ignorieren. „Aber du kannst ohnehin nie alle Menschen zufrieden stellen“, sagt er. Was Gjasula half: „Für mich war es wichtig, dass ich trotz des schwierigen Starts in der Mannschaft und von den Verantwortlichen jederzeit akzeptiert und unterstützt wurde. Das Entscheidende ist, was die Leute in deinem direkten Umfeld von Dir halten.“

Die Länderspielreise nach Albanien brachte für Gjasula die Wende

Für Gjasula war es kürzlich allerdings nicht weniger wichtig, was die Leute im rund 2100 Kilometer entfernten Tirana von ihm hielten. Die Reise zum Nationalteam vor vier Wochen wurde zum Glücksfall, er spielte zweimal, tankte frisches Selbstvertrauen. Kurz zuvor war er zum zweiten Mal Vater geworden. „Die Tage in Tirana taten mir sehr gut“, sagt er. „Es war ein anderes Klima und ich konnte Spielpraxis sammeln.“ Danach war auch das Hamburger Grau plötzlich gar nicht mehr so trüb.

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Nun also Gjasulas nächster Versuch, beim HSV wichtig zu werden. Gegen Hannover kam er gut aus den Blöcken, so soll es weitergehen. Ihm sei klar gewesen, dass er der Mannschaft mit seinen Stärken helfen könne, aber darum ginge es gar nicht: „Jeder kann hier seinen Beitrag dazu leisten, dass wir erfolgreich sind. Mal sind es die Einen, in zwei Wochen dann vielleicht Andere. Das macht doch eine Mannschaft aus.“

Gjasula: So gelingt dem HSV der Weg zurück an die Spitze

Gjasula soll zu denjenigen zählen, die nun vorangehen. So, wie es mal geplant war. Morgen in Darmstadt will der HSV seine Krise mit fünf sieglosen Partien am Stück beenden. Dafür ackern sie. „Und irgendwann kommt das Momentum wieder auf unsere Seite“, sagt Gjasula. „Das erarbeiten wir uns und dann wird es auch wieder anders aussehen.“ Wer wüsste das besser als er.

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