Auf der Südtribüne in der Allianz Arena brennt Pyrotechnik

Auch auf der Südtribüne in der Allianz Arena brannte Pyrotechnik. Foto: imago images/Beautiful Sports

Bayern-Ultras verspotten HSV: Pfiffe, staunende Stars – und plötzlich Stille

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Immerhin in einer Kategorie sah Merlin Polzin seine Farben am Samstagabend vorne. „Das Duell auf den Rängen haben unsere Fans auf jeden Fall gewonnen“, befand der HSV-Trainer, nachdem sein Team mit 0:5 beim FC Bayern untergegangen war. Aber Hamburgs Fans, sie feierten in der Allianz Arena dennoch, sie sangen und konterten – denn von den Münchner Ultras gab es schon nach 15 Minuten eine Portion Spott.

„Zwei-te Bun-des-li-ga. Zwei-te Bun-des-li-ga. Zwei-te Bun-des-li-ga – HSV!“ Dieser Gesang ertönte von der Südtribüne der Allianz Arena, als es durch die Tore von Serge Gnabry (3.) und Aleksandar Pavlović (9.) bereits 2:0 für die Gastgeber stand. Die Bayern-Ultras nahmen den Blitzstart ihrer Mannschaft zum Anlass, den Gegner zu verhöhnen. Woraufhin die mitgereisten HSV-Fans – es dürften deutlich mehr als 8000 gewesen sein – mit „Scheiß FC Bayern“-Rufen antworteten. Es entwickelte sich ein verbaler Schlagabtausch zwischen den Tribünenseiten.

„Scheiß DFB“: Beide Fanszenen sind Gegner des VAR

Als aufseiten der Gäste „Steht auf für den HSV“ angestimmt wurde, erhoben sich auch einige schwarz-weiß-blaue Fans auf den Haupttribünen. Die Heimanhänger reagierten ihrerseits mit „Scheiß HSV“, ehe aus der Gästekurve der Klassiker zu hören war: „HSV! HSV! HSV!“ Das Kräftemessen der beiden großen Fanszenen, die sich ablehnend gegenüberstehen, dauerte ein paar Minuten. Dann waren sich beide Seiten einig: Als der VAR das Handspiel von Aboubaka Soumahoro überprüfte und Schiedsrichter Tobias Stieler sogar an den Videobildschirm am Spielfeldrand schritt, sangen HSV- und Bayern-Fans im Chor: „Scheiß DFB!“ Sie alle verurteilen die Technologie, pfiffen deshalb.

Die HSV-Fankurve in der Allianz Arena war voll besetzt. imago images/kolbert-press
Die HSV-Fankurve in der Allianz Arena
Die HSV-Fankurve in der Allianz Arena war voll besetzt.

Harry Kane war das relativ egal: Der Engländer nutzte den Strafstoß, um die Bayern mit 3:0 in Führung zu bringen – weshalb wieder der Heimanhang aufsprang und lachte. Dennoch: Die, die es mit dem HSV halten, genossen die erste München-Reise nach siebeneinhalb Jahren in vollen Zügen. Dem (Zwischen-)Ergebnis zum Trotz. Kurz nach der Pause war aus dem Gästeblock zu hören: „Oh, oh, gemeinsam gegen alle. (…) Der HSV spielt wieder Bun-des-li-ga.“ In etwa ab der 54. Minute wurde es aber plötzlich still in der Arena. Und das blieb zwölf lange Minuten so.

Zwei medizinische Notfälle beim HSV-Spiel in München

Zunächst war von einem medizinischen Notfall auf der Tribüne die Rede. Nach dem 5:0 durch Kane samt Torjubel (62.) präzisierte Stadionsprecher Stephan Lehmann aber: „Falls Sie sich wundern, dass der Support in der Südkurve eingestellt wurde: Wir haben zwei medizinische Notfälle.“ Er dankte den Hamburger Fans „für diese Situation“, denn auch sie hatten ihren Support aus Respekt für die Personen, die behandelt wurden, zwischenzeitlich unterbrochen. „Wir hoffen, dass bald Besserung eintritt“, sagte Lehmann, ehe es ab der 66. Minute überall wieder lauter wurde.

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Die HSVer feierten in der Schlussphase zum Takt von „Super Hamburg olé“, die Münchner sangen kurz vorm Ende: „Oh FCB, scheiß HSV.“ Die Gästefans ließen diesen Gesang unbeantwortet. Ihnen war wichtiger: Als die Hamburger Profis nach dem Abpfiff frustriert vor die Kurve trotteten, hallten ihnen erneut aufbauende „HSV, HSV, HSV“-Schlachtrufe entgegen. Trainer Polzin ermutigte seine Spieler, ein paar weitere Schritte auf die Eckfahne zuzugehen, um dem eigenen Anhang, der sich zu Tausenden im Stadion-Oberrang versammelt hatte, noch etwas näher zu sein. Den Abschluss bildete, passend zum Ort dieses Auswärtsspiels: „Von der Elbe, bis zur Isar, immer wieder HSV.“

HSV-Zugang Remberg fand die HSV-Fans „unglaublich“

„Es war heute nicht genug“, sagte Daniel Heuer Fernandes nach der Trost-Aktion. „Aber wie wir zueinanderstehen und solche Rückschläge in der Vergangenheit und auch in Zukunft meistern, das macht diesen Verein einfach aus.“ Ein Verein übrigens, den die Bayern-Ultras auch wegen ihrer freundschaftlichen Verbindung zum FC St. Pauli nicht mögen. Vor der Münchner Südkurve hing am Samstagabend ein Banner mit der provokanten Aufschrift: „Hamburgs Meister – St. Pauli heißt er.“ Noch so eine Spitze in Richtung der HSV-Liebhaber, denen das herzlich egal sein dürfte.

„Unsere Fans sind unglaublich“, staunte Zugang Nicolai Remberg, der von Holstein Kiel gekommen war, einmal mehr. „Ich sage das in jedem Interview, seitdem ich hier bin. Klar ist es auch mal kritisch, aber das gehört dazu.“

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Remberg fand es „enorm“, wie die HSV-Anhänger sein Team „auch nach dem 4:0 oder 5:0 nach vorne gepeitscht haben, das hilft einfach“. Mehr noch. Er meinte: „Das ist ein Faustpfand für uns, erst recht zu Hause, das müssen wir mitnehmen, alle zusammen.“ Denn am Samstag steht im Volkspark das wichtige Duell mit dem 1. FC Heidenheim an.

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