Lukasz Poreba dribbelt im HSV-Training vor Nicolai Remberg, Robert Glatzel und Sebastian Schonlau

Lukasz Poreba (l.) hat gegenüber seinen HSV-Kollegen derzeit nicht die Nase vorn. Foto: WITTERS

„Auf die Fresse bekommen“: Reservist, dann HSV-Held – nun Streich-Profi

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Lukasz Poreba saß am Dienstagmittag einsam auf einem Ball. Seine linke Hand stützte seinen Kopf. Sein Blick richtete sich auf die beiden Fünf-gegen-fünf-Spielchen auf kleine Tore, bei denen er nicht mitmachen durfte. Neben ihm jonglierten Bakery Jatta und Guilherme Ramos, die ebenfalls außen vor waren, zumindest zu zweit ein rundes Leder. Poreba aber saß nur da und starrte, wirkte nachdenklich. Vor zwei Monaten war er noch Held.

Merlin Polzin zog mit etwas Abstand noch einmal seinen Hut vor dem Polen. Denn zur Erinnerung: Weil Sebastian Schonlau gesperrt gefehlt hatte und Dennis Hadzikadunic verletzt, musste Poreba beim Aufstiegsspiel gegen Ulm (6:1) als Innenverteidiger ran – und überzeugte in völlig ungewohnter Rolle, obwohl er zuvor kaum gefragt war. Das macht es speziell. Und daran erinnerte Polzin nach der geglückten Bundesliga-Rückkehr im Podcast „Pur der HSV“.

Polzin über HSV-Profi Poreba: „Am Ende wurde er belohnt“

„Lukasz hat auch von mir, um es auf gut Deutsch zu sagen, verdammt oft auf die Fresse bekommen – weil er nicht gespielt hat, weil er nicht berücksichtigt wurde“, sagte der Trainer, den die Startelf-Leistungen des 25-Jährigen erst gegen Nürnberg (3:0) Anfang April und dann gegen Ulm am 10. Mai umso mehr beeindruckten. „Da hat er auf einer ungewohnten Position brutal abgeliefert“, lobte Polzin und schlussfolgerte: „Ich weiß nicht, ob es ihm genauso geht, aber da habe ich hinterher gespürt, dass er sehr, sehr viel schlucken musste – aber am Ende dafür belohnt wurde, dass er es getan hat.“ Poreba lieferte bei seinem erst 17. Saisoneinsatz ab, und feierte danach als einer der Helden.

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Beim letzten, sportlich bedeutungslosen Saisonspiel in Fürth (2:3) kam er nicht zum Einsatz, die Partie gegen Ulm bildete für Poreba also den Schlusspunkt in einer für ihn emotionalen Saison voller Auf und Abs. Unter Steffen Baumgart kam er bis zu dessen Entlassung noch regelmäßig zum Einsatz, bei dessen Abschiedsspiel gegen Schalke (2:2) stand Poreba sogar noch in der Startelf. Das passierte danach aber mehr als vier Monate lang gar nicht mehr.

Poreba, Jatta und Ramos im HSV-Training teils außen vor

Der Mittelfeldmann war unter Polzin zunächst häufig Joker, nach Wechselgerüchten um die Vancouver Whitecaps spielte er vom 21. bis 27. Spieltag aber gar nicht mehr. Poreba, den der HSV im Vorjahressommer fest von RS Lens verpflichtet hatte, war wochenlang nur Reservist – und erst im Saisonfinale plötzlich wieder einer der Gefeierten.

Und jetzt? Nach dem Aufstieg? Wenige Wochen vor dem Bundesliga-Auftakt? Befindet sich Poreba auf der internen Streichliste. Der Rechtsfuß hat zwar noch einen Vertrag bis 2027, aber keine Perspektive im Volkspark, das machen die jüngsten Trainingseindrücke nur noch deutlicher. Selbst, als Jatta und Ramos gemeinsam mit Jean-Luc Dompé am Dienstag, parallel zum Geschehen der großen Trainingsgruppe, intensive Steigerungsläufe absolvierten, hockte Poreba regungslos auf seinem Ball. Rund zehn Minuten lang. Zuvor hatte er sich schon beim Elf-gegen-Elf-Spiel mit Ramos, einem anderen Verkaufskandidaten, abwechseln müssen. Diejenigen Profis, die in der Mittelfeld-Hierarchie über ihm stehen, durften voll mitmischen: Jonas Meffert sowie die Zugänge Nicolás Capaldo und Nicolai Remberg.

Suhonen per Leihe nach Schweden – Poreba in Liga zwei?

Anssi Suhonen ist bereits weg, am Dienstag wurde sein Wechsel zum schwedischen Erstligisten Östers IF offiziell. Der Finne, für den der HSV in der Bundesliga keine Verwendung mehr sah, spielt bis zum Jahresende auf Leihbasis in Skandinavien. Poreba, der zweieinhalb Monate nach seinem Ulm-Highlight ebenfalls gehen kann, könnte dagegen in Deutschland bleiben. Laut dem polnischen Portal „goal.pl“ zeigen die Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern, Fortuna Düsseldorf, Arminia Bielefeld und Eintracht Braunschweig Interesse. Wie bei Suhonen steht eine Leihe im Raum.

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Porebas Teilnahme am Training deutete am Dienstag aber darauf hin, dass die Verhandlungen mit einem womöglich aufnehmenden Verein derzeit nicht kurz vor dem Abschluss stehen – so einsam und nachdenklich er auch wirkte.

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