„Allgegenwärtig”: Welche Rolle ein Ex-HSV-Kapitän bei der Frauen-EM spielt
Ein Ex-HSV-Profi ist bei der EM in seinem Heimatland mittendrin: Johan Djourou (38) fungiert als gute Seele der „Nati“ und überzeugter Vorkämpfer für den Frauenfußball.
Johan Djourou war perplex. Fußball, erzählte der frühere Kapitän der Hamburger, sei bei seinen drei Töchtern „lange kein Thema” gewesen – obwohl er 76-mal für die Schweiz spielte sowie an fünf WM- und EM-Endrunden teilnahm. Doch dann stand plötzlich seine Älteste Lou, damals 12, vor ihm und sagte: „Papa, ich will Fußballerin werden.“ Für Djourou war sofort klar: „Wenn sie diesen Traum hat, dann bin ich an ihrer Seite – mit allem, was ich geben kann.“
Ex-HSV-Profi Johan Djourou ist Sportlicher Koordinator
Der ehemalige Bundesliga-Verteidiger, der u.a. für Hannover 96 und den HSV (von 2013 bis 2017) spielte, stürzte sich mit Haut und Haaren in den Fußball der Mädchen und Frauen. Er stieg als Lous Coach im Nachwuchs des FC Lancy in seiner Heimatstadt Genf ein, wo er inzwischen auch für die erste Mannschaft arbeitet. Im Spätherbst 2023 bewarb er sich um den Nationaltrainerposten – und bekam einige Monate später den Job des Sportlichen Koordinators.

Bei der EM ist „Team-Papa“ Djourou als „Motivator, Koordinator, Flankengeber, Kummerkasten“ laut Schweizer Fernsehen SRF „allgegenwärtig”. Zu seinen drei Töchtern – neben Lou (15) kicken inzwischen auch Aliany (13) und Julia (10) – habe er im Nati-Kader 23 weitere dazugewonnen. Was er ihnen gibt? „Positive Energie“, sagen sie. Supertalent Sydney Schertenleib würdigt neben seinen fachlichen Qualitäten das Menschliche: „Er ist immer da, wenn man eine Umarmung braucht.“
Viel Potenzial: Djourou träumt von Gleichberechtigung
Was ihn motiviert? „Ich habe auf Amateurniveau gesehen, wie viel Potenzial im Frauenfußball steckt. Das hat mich überzeugt“, sagte Djourou dem „St. Galler Tagblatt“. Er denke „groß”, betonte der 38-Jährige am Rande der EURO: „Ich will, dass die Frauen dieselben Möglichkeiten wie die Männer haben. Kleine Mädels sollen große Träume verwirklichen können.”
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Dafür bringt sich der Mann mit dem Brilli im Ohr, den Rastazöpfen und dem Rauschebart voll ein. Als der Bundesrat verkündete, die EM mit vier Millionen Franken fördern zu wollen, startete er eine Petition für mehr Geld. Er holte Stars wie Granit Xhaka oder Stan Wawrinka ins Boot, erkämpfte 15 Millionen.

Im Rahmen des Legacy-Projekts des Schweizer Verbandes, das den Frauenfußball nachhaltig stärken soll, ist er Projektmanager für das Förderprogramm Footura+. Auch kämpft er für die Enttabuisierung von Regelschmerzen. Die Frauen, sagte er der NZZ, „machen, was ich als Fußballer gemacht habe – während sie bluten”. Sie hätten „größere Wertschätzung“ verdient.
Bei den Frauen gehe es „entspannter“ und „fröhlicher“ zu
Verbandsdirektorin Marion Daube nannte Djourous Engagement einen „Schritt in Richtung Professionalisierung“ der Nati, die am Freitag (21 Uhr/ARD und DAZN) gegen Weltmeister Spanien erstmals im EM-Viertelfinale steht. Djourou lobte den „besonderen“ Teamgeist und schwärmte, dass es bei den Frauen „cooler, entspannter, fröhlicher“ zugehe als bei den Männern.
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Seine Rolle will er dabei nicht überbewerten. Die Frauen „sind, wo sie sind, weil sie es verdient haben”, sagte er, „nicht wegen meines Namens”. (sid/luz)
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