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Steffen Baumgart schaut beim HSV-Spiel in Düsseldorf mit ausgebreiteten Armen aufs Spielfeld
  • Nach dem zweifelhaften Auftritt in Düsseldorf (0:2) fordert Steffen Baumgart eine Reaktion von seinen Profis.
  • Foto: imago images/Laci Perenyi

„Alle müssen es sehen!“ Baumgarts Rezept gegen die Fan-Wut beim HSV

Einer der Sätze, den Tim Walter während seiner zweieinhalbjährigen HSV-Amtszeit prägte war dieser: „Druck ist ein Privileg“. Der Ex-Trainer wusste mit dem mal kleineren, mal größeren Druck nach außen hin umzugehen – und das gilt auch für Steffen Baumgart, der nach insgesamt mehr als drei Jahrzehnten Profifußball-Geschäft zunächst als Spieler und dann als Coach weiß: „Im Fußball gibt es nichts ohne Druck.“

Beim HSV ist er dieser Tage aber mal wieder besonders hoch, eine erneute Pleite würde den zuletzt sicht- und hörbaren Frust der Fans wiederkehren lassen, die Wut könnte nach den jüngsten Vorfällen gar neue Ausmaße annehmen. Zumal der Druck angesichts der Ergebnisse der Konkurrenz sogar noch anstieg. Im Vorfeld der Partie gegen Wehen Wiesbaden am Sonntag (13.30 Uhr, Liveticker auf MOPO.de) wählte Baumgart aber einen anderen Ansatz.

„Ich glaube, dass wir einen positiven Druck haben“, sagte Baumgart am Freitag und ergänzte, nachdem der HSV zuletzt auf erschreckende Art und Weise zweimal verloren hatte: „Wir können etwas erreichen, wir haben nichts zu verlieren.“ Weil schon in den letzten fünf Jahren nichts gewonnen worden sei, so die Botschaft des Trainers im Wissen um die gescheiterten Aufstiegsversuche seit der ersten Zweitliga-Saison nach dem Abstieg 2018/2019.

Positiver Druck? Stimmung der HSV-Fans spitzte sich zu

„So gehen wir die Sache an“, deutete Baumgart an, dass er diese Denke auch bei seinen Profis manifestiert hat. „Wir können die Spiele gewinnen und einen großen Schritt machen. Für unser Ziel musst du deine Hausaufgaben machen. Der Druck wird sich auch in dem Spiel danach nicht verändern.“ Schon vom Verlauf der Partie gegen Wiesbaden, von der Leistung des HSV nach zuletzt offensiv gänzlich harmlosen Auftritten wird aber abhängen, in welche Richtung sich die Stimmung in der Anhängerschaft entwickelt. Und das wiederum unabhängig vom Konflikt zwischen Teilen der Ultras und der Polizei, dessen Fortsetzung im Stadion ebenfalls nicht auszuschließen ist.

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„Es muss eine andere Leistung her. Es müssen alle im Stadion sehen, dass wir mit aller Macht gewinnen wollen“, lautet Baumgarts Rezept, um die Fans – die in den vergangenen fünf Heimspielen vier Niederlagen mit ansehen mussten – am frühen Sonntagnachmittag mal wieder zufrieden nach Hause zu schicken. „Da geht es um Torschüsse, Zweikämpfe und Intensität“, fordert Baumgart, der die deutlichen Unmutsbekundungen der Anhänger nach dem 0:2 in Düsseldorf mitbekommen hatte. „Aber ich habe eine Fan-Gruppe gehört, die bis zur letzten Minute alles gegeben hat. Die Pfiffe kamen nach dem Spiel. So sollte es auch sein.“ Auch wenn die Lage „nicht einfach“ sei.

Sie ist für den Moment sogar sogar prekär, dass der Aufstieg abermals in Gefahr ist. Der HSV hinke dem eindeutig formulierten Ziel hinterher, da gebe es nichts schönzureden: „Das ist uns bewusst“, betonte Baumgart am Freitag. „Da verstehe ich auch, dass die Unruhe von außen da ist, wenn die Leistung als nicht gut bewertet wird. Da müssen wir gegensteuern. Nicht nur mit einer guten Leistung, sondern am besten auch mit einem guten Ergebnis.“ Letzteres ist nach den Zweitliga-Resultaten des Freitagabends und des Samstagmittags noch einmal dringlicher geworden.

Konkurrenz punktet: HSV braucht Sieg, um Dritter zu sein

Der FC St. Pauli (jetzt 54 Zähler) siegte mit 2:0 in Nürnberg, führt die Tabelle mit elf Punkten Vorsprung auf den dritten Platz an. Ein Ausrutscher von Holstein Kiel hätte zumindest die Aussicht auf den direkten Aufstiegsrang zwei wachsen lassen. Doch die „Störche“ (nun 49 Punkte) gewannen auswärts bei der SV Elversberg ebenfalls souverän mit 2:0 und stehen damit vorerst acht Punkte vor dem HSV (41 Zähler). Allerdings müssen die Hamburger dem Druck nicht nur Stand halten, um die Lücke zu Kiel auf die alte Größe schrumpfen zu lassen. Vielmehr wäre ein Sieg am Sonntag auch die Voraussetzung dafür, um Platz drei wieder zu erobern, den sich Fortuna Düsseldorf (jetzt 43 Punkte) schon am Freitag dank eines 4:0-Auswärtssieges beim VfL Osnabrück – vorübergehend – gesichert hatte.

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„Wir wollen unser Ziel mit aller Macht erreichen, dafür musst du andere Ergebnisse einfahren als die letzten zwei Wochen – und aus meiner Sicht auch noch ein bisschen besser spielen“, räumte Baumgart ein, noch bevor die Aufstiegsrivalen den Druck auf den HSV durch ihre Siege erhöht hatten. An der generellen Einschätzung des HSV-Trainer dürfte sich bei aller Aufregung um die Aufstiegskonkurrenten und um die Stimmung unter den eigenen Fans aber auch nach der Pressekonferenz nichts geändert haben: „Es ist ein normaler Druck.“

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