• Endlich wieder Jubel: Die HSV-Angreifer Joel Pohjanpalo (l.) und Martin Harnik hoffen nach ihrem Sieg in Dresden heute auf Schützenhilfe des Karlsruher SC.
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HSV wird zum Fan eines Feindbilds: Im Kampf um den Aufstieg gelten neue Regeln

Sein Blick ging sofort nach vorn, denn Ausruhen ist nicht. „Es geht jetzt Schlag auf Schlag“, merkte HSV-Trainer Dieter Hecking nach dem 1:0 in Dresden an. Der Aufstiegskampf peitscht durch die Zweite Liga und hält den HSV in Atem. Nach der eigenen Pflicht vom Freitag bei Dynamo soll am Sonntag schon die Kür des Spieltags folgen – in Karlsruhe, wo der KSC den VfB Stuttgart zum Derby empfängt. Der gesamte HSV hofft auf einen Ausrutscher der Schwaben.

Es tat gut, mal nicht mit hängenden Köpfen in die Kabine marschieren zu müssen. Die HSV-Profis lachten, als sie den Platz nach dem Sieg in Dresden verließen, endlich mal wieder gelöste Stimmung im Hamburger Lager. Der zwischenzeitliche Sprung auf Rang zwei hinterließ Wirkung. Hecking schaute dennoch kurz zurück. „Immer wieder mussten wir erklären, warum wir in der Nachspielzeit Gegentore kassieren“, so der Trainer. In Fürth, in Stuttgart und gegen Kiel. „Das nagt natürlich an dir.“ Umso wichtiger dieser Sieg, den Joel Pohjanpalo sechs Minuten vor dem Ende herausschoss.

Der HSV hält am Sonntag geschlossen zum KSC

Der HSV hat dem Druck im Aufstiegskampf also standgehalten und den Stab weitergereicht. Wie aber sieht es mit den Stuttgartern aus? Die müssen am Sonntag in Karlsruhe gewinnen, um Rang zwei zurückzuerobern. Und plötzlich hält der ganze HSV zum KSC.

Dieter Hecking

Auch für HSV-Trainer Dieter Hecking war der Sieg in Dresden eine Befreiung.

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So ist er eben, der Fußball. Mal fetzt du dich, dann brauchst du dich wieder. Und dass der HSV nun ausgerechnet dem KSC die Daumen drücken muss, entbehrt nicht einer gewissen Komik, denn das Verhältnis der beiden Vereine entwickelte sich in den vergangenen Jahren, nun ja, eher kompliziert. Da war die Relegation aus dem Sommer 2015, die der fast schon abgestiegene HSV in der Verlängerung für sich entschied. Aus KSC-Sicht mit tatkräftiger Hilfe von Referee Manuel Gräfe. Die Badener schäumten, das alles schmerzt sie noch heute.

KSC-Angreifer Ben-Hatira verspricht dem HSV Schützenhilfe

Doch das ist nicht alles. In dieser Saison sorgten Pfiffe der KSC-Fans gegen HSV-Angreifer Bakery Jatta für großen Unmut bei den Hamburgern. Weil sie im vergangenen August mitten in die Identitätsdebatte um den Gambier fielen. Dass der KSC-Fanbeauftragte Wolfgang Sauer intervenierte und behauptete, Jatta sei nur wegen einer Schwalbe ausgepfiffen worden, konterte Hecking: „Was er da geäußert hat, war etwas weltfremd.“

Änis Ben-Hatira und Luis Coordes

KSC-Angreifer Änis Ben-Hatira (hier gegen St. Paulis Luis Coordes) würde seinem Ex-Verein HSV gern Schützenhilfe leisten.

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Nun denn, am Sonntag sind sie zumindest Freunde im Geiste. Und ein Karlsruher verspricht dem HSV sogar Schützenhilfe. Änis Ben-Hatira, der von 2006 bis 2011 beim HSV unter Vertrag stand und hier zum Profi wurde, sagte der MOPO: „Wir blicken natürlich vor allem nur auf uns, denn wir brauchen die Punkte im Abstiegskampf. Das steht im Vordergrund. Aber für mich persönlich wäre es ein netter Nebenaspekt, wenn wir meinem Ex-Verein HSV mit einem Erfolg gegen Stuttgart ein wenig helfen können.“

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HSV vor dem Saison-Finish mit breiter Brust

Sie werden sich das ansehen, Hecking und die Seinen. Und die Daumen drücken. In jedem Fall ist vor den entscheidenden Spielen gegen Osnabrück (Dienstag, 18.30 Uhr), in Heidenheim (21.6.) und gegen Sandhausen (28.6.) der Optimismus zurück. „Wir sind davon überzeugt, dass wir es schaffen können, aufzusteigen“, erklärt der Trainer. Der plötzlich geliebte Feind KSC soll diese Hoffnung weiter nähren.

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