Schalke-Spieler Marcin Kaminski und Simon Terodde
  • Marcin Kaminski und Simon Terodde bejubeln das späte Siegtor.
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8000 mitgereiste Fans und wilde Kabinenparty: Schalke rastet aus!

Ein Tor in der Nachspielzeit. Mehr als 8000 mitgereiste Fans jubeln. Beim 1:0 in Hannover hat der FC Schalke 04 zum ersten Mal seit fast zwei Jahren wieder gezeigt, welche Wucht dieser Klub entfalten kann.

Auf einen solchen Moment hat die geschundene Schalker Seele sehr, sehr lange warten müssen. Auswärtsspiel, Fluchtlicht, mehr als 8000 eigene Fans im Stadion des Gegners – und dann dies: In der fünften Minute der Nachspielzeit nimmt der Abwehrspieler Marcin Kaminski den Ball mit der Hacke an und schießt das späte, aber längst fällige Siegtor zum 1:0 bei Hannover 96.

Grammozis „sehr glücklich“ nach Schalke-Sieg

Kaminski wohlgemerkt, nicht wie sonst fast immer beim FC Schalke 04 der gefürchtete Mittelstürmer Simon Terodde. Aber dem doch noch nicht alleinigen Rekordtorschützen der 2. Bundesliga ist das an diesem Freitagabend völlig egal. Wie ein Kind hüpft Terodde nach dem Schlusspfiff vor der Schalker Fankurve herum. Selbst als ihr Trainer Dimitrios Grammozis später bei der Pressekonferenz die Leistung seiner Spieler lobt („Die Art und Weise, wie sie aufgetreten sind, macht mich sehr glücklich“), hört man die auch durch dicke Betonwände hindurch im Nebenraum noch feiern. Sie hauen gegen die Kabinenwand. Sie geben sich Wolfgang Petrys „Weiß der Geier, oder weiß er nicht“.

Zum ersten Mal seit ihrem Bundesliga-Abstieg stehen die Schalker in der Zweiten Liga nun auf einem der ersten drei Plätze der Tabelle. Diese radikal neuformierte Mannschaft mit 16 Zu- und 24 Abgängen wird Schritt für Schritt besser. Die eigentliche Botschaft dieses emotionalen Abends ist aber: Dieser Verein kann eine so ungeheure Kraft entfalten, ganz egal in welcher Liga er gerade spielt.

„Das ist Adrenalin pur“ – Grammozis begeistert von neuer Situation

„Es ist einfach so: In der Coronazeit, als die Stadien leer waren, musstest du dich manchmal sehr motivieren, um wenigstens eine künstliche Atmosphäre zu schaffen. Das geht auf Dauer nicht“, sagte Grammozis. „Aber heute: Wenn du aus der Kabine kommst und diese blau-weiße Wand siehst. Und dann noch so ein Tor fällt: Das ist Adrenalin pur. Dass wir unseren Fans diesen Sieg schenken konnten, ist umso schöner. Das Zusammenspiel Fans und eigene Leistung war heute perfekt.“ In Hannover kamen am Freitagabend 39.500 Zuschauer ins Stadion. Beim nächsten Schalker Heimspiel gegen Dynamo Dresden (23. Oktober, 20.30 Uhr) werden 50.000 erwartet.


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Während Hannovers Trainer Jan Zimmermann hinterher mutmaßte, dass die Rückkehr so vieler Fans seine Spieler eher gehemmt als getragen haben könnte, war es bei den Schalkern genau umgekehrt. Viele ihrer Neuzugänge wie Kaminski, Terodde oder der Isländer Victor Palsson sind so erfahren, dass sie die Wucht ihres neuen Klubs gut einschätzen können. Vor allem aber wissen sie ganz genau, was in dieser enorm physischen und kampfbetonten Liga gefragt ist.

Der Absteiger verlor nicht die Ruhe, nachdem er vorne eine Chance nach der anderen versiebt hatte. Es drehten diesmal andere wie Palsson oder Rodrigo Zalazar auf, als Terodde von Hannovers starker Innenverteidigung weitgehend aus dem Spiel genommen wurde.

Terodde verpasst Zweitliga-Rekordtor: „Habe mein Wort gehalten“

„Simon ist sehr wichtig für uns. Aber es ist auch wichtig, dass mal jemand anders für uns getroffen hat“, sagte Grammozis. „Wir brauchen die Tiefe. Wir brauchen Jungs, die treffen. Wir können uns nicht jede Woche auf Simon verlassen.“

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Den Rekord, als erster Spieler 154 Zweitliga-Tore geschossen zu haben, will der 33-Jährige nun nächste Woche gegen Dresden brechen. Da Terodde (153 Tore) diesmal leer ausging, musste Hannovers Vereinslegende Dieter Schatzschneider (153 Tore) wenigstens nicht im eigenen Stadion mit ansehen, wie seine Bestmarke nach mehr als 34 Jahren überboten wird. Beide hatten in der vergangenen Woche Kontakt und da habe Terodde zu Schatzschneider gesagt: „Ich treffe nicht, dafür gewinnen wir. Ich habe mein Wort gehalten“, erzählte er. (aw/dpa)

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