Vier EM-Tore, tolle TV-Quote – aber Wirbel um DFB-Kapitänin
Was für ein Ausrufezeichen! Die deutschen Fußballerinnen haben einen glanzvollen EM-Start hingelegt. Das 4:0 gegen Dänemark begeisterte auch die Fernsehzuschauer – und vor allem die Bundestrainerin. Etwas Wirbel gibts derweil um DFB-Kapitänin Alexndra Popp und ihre Rolle im Team.
Inmitten der Sommerpause der Männer-Bundesliga haben die DFB-Frauen mit ihrem sehenswerten 4:0-Sieg gegen Dänemark zum EM-Auftakt in England ein Statement für ihren Sport gesetzt. Gegen Titelfavorit Spanien geht es nun am Dienstag (21 Uhr/ARD und DAZN) ebenfalls im Londoner Westen wohl bereits um den Gruppensieg.
Frauen-EM: 6 Millionen TV-Zuschaher sehen DFB-Sieg gegen Dänemark
„Natürlich ist es jetzt ein schönes Zeichen in Europa, auch nach Deutschland. Ich hoffe, dass die Euphorie ein bisschen übergesprungen ist”, sagte Mittelfeldspielerin und Torschützin Lina Magull, die den Pokal als beste Spielerin der Partie mitnehmen durfte.
Bei ihrer Galavorstellung waren die DFB-Frauen schon mal die Lieblinge des TV-Publikums. 5,95 Millionen Menschen sahen im ZDF das erste Gruppenspiel und sorgten nach Angaben des Senders für einen Marktanteil von 25,9 Prozent. Die Live-Übertragung war damit die erfolgreichste Fernsehsendung des Tages.
Als Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nach dem Abpfiff die strahlenden Gesichter alle im Kreis versammelte, sprach die Bundestrainerin wohl das aus, was ihre Spielerinnen dachten: „Uns muss erstmal einer schlagen.” Innerhalb von 90 Minuten zerstreuten die DFB-Frauen erst einmal alle Zweifel, die sich in den vergangenen drei Jahren nach dem WM-Viertelfinal-Aus in Frankreich angesammelt hatten.
Vor 15.746 Zuschauern strahlte das DFB-Team im ersten Gruppenspiel eine starke Mentalität, Spielfreude und taktische Reife aus – und schoss wunderbare Tore. Magull (21. Minute) und Lea Schüller (57.) vom FC Bayern München sowie die beiden Wolfsburgerinnen Lena Lattwein (78.) und Alexandra Popp (86.) trafen gegen den EM-Zweiten von 2017. „Wir haben uns in einen Rausch gespielt. Unser Angriffspressing hat sehr gut funktioniert”, sagte Schüller. So hatte Voss-Tecklenburg ausnahmsweise „nichts zu meckern”, wie sie selber sagte.
„Wir haben ein überragendes Spiel gemacht. Wir waren unheimlich dominant, aggressiv. Die Erleichterung ist natürlich groß. Das ist eine gute Basis, eine tolle Ausgangslage, aber noch ist nichts gewonnen”, sagte die 54-Jährige. Sie sprach von einem „großen Geschenk”.
DFB-Kapitänin Alexandra Popp bleibt nur die Joker-Rolle
Ihre eigentliche Spielführerin Alexandra Popp kam erst in der 61. Minute für Schüller – und muss sich wohl weiter mit der Joker-Rolle abfinden. Dies deutete Voss-Tecklenburg an. „Wir haben versucht, einen Weg zu finden, ihr den Glauben zu geben, dass wir sie in diesem Turnier brauchen in ihrer ganzen Art – wenn auch nicht im ersten Spiel über 90 Minuten, vielleicht auch nicht im zweiten oder dritten”, erklärte die Trainerin.
Popp hatte nach einer schweren Knieverletzung erst im April ihr Comeback im Nationalteam gegeben, durch eine Corona-Erkrankung war sie in der Vorbereitung erneut zurückgeworfen worden. Als Einwechselspielerin erzielte sie das 4:0 mit einem Flugkopfball. Die Olympiasiegerin vom VfL Wolfsburg bestritt in ihrem 115. Länderspiel ihren ersten EM-Einsatz, da sie bei den beiden vergangenen Turnieren jeweils verletzt gefehlt hatte.
„Ich kann nur sagen, dass das einfach schön ist”, sagte Voss-Tecklenburg. „Poppi hatte keinen einfachen Weg.” Die Frage der Fitness habe die Stürmerin „sehr beschäftigt, sehr mitgenommen”. Die 31-Jährige selbst sagte: „Natürlich will ich von Anfang an spielen, das ist klar.”
Sie lobte aber auch ihre Bayern-Konkurrentin Schüller: „Lea hat es, bevor ich eingewechselt wurde, gut gemacht. Von daher ist es ein sehr großer Mehrwert, solche zwei Stürmerinnen in den Reihen zu haben”, erklärte sie und fügte lachend hinzu: „Und wenn es am Ende so läuft, dass Lea erst alle müde spielt, und dann komme ich rein und darf vollstrecken – dann bin ich damit auch völlig fein.” (dpa)