Skandal bei Regionalliga-Derby: Security schleust Neonazis ins Stadion
Es waren unschöne Szenen, die sich am 16. März im Ernst-Abbe-Sportfeld in Jena abgespielt hatten. Beim Regionalliga-Derby zwischen Carl Zeiss Jena und Rot-Weiß Erfurt (3:1) hatten sich zahlreiche Neonazis Zugang zum Stadion verschafft und für massive Ausschreitungen gesorgt. Die Partie stand zwischenzeitlich kurz vor dem Abbruch. Nach Informationen des MDR sollen bulgarische Rechtsextreme mithilfe von billigen Ticket-Kopien ins Stadion gekommen sein. Nun befasst sich der Innenausschuss des Thüringer Landtags mit den Vorfällen und untersucht auch das Verhalten der Polizei.
Dem Bericht zufolge seien die verdächtigen Personen in einer geschlossenen Gruppe zum Einlass gekommen und dort von einem befreundeten Security-Mitarbeiter ins Stadion geschleust worden sein. Demnach seien die Tickets schlichtweg mit einem handelsüblichen Drucker kopiert worden – und als das Einlass-System im Stadion die Karten als gefälscht erkannte, habe ein mit der Szene bekannter Security-Mitarbeiter die Personen schnell hinter die Sicherheitsschleuse gebracht.
Neonazis sorgen für Ausschreitungen bei Derby in Jena
Laut MDR hätten sich bei der Partie im März „einschlägig bekannte Mitglieder“ der rechtsextremen Gruppierung „Jungsturm“ sowie der befreundeten Neonazi-Gruppe „Animals Sofia“ aus Bulgarien im Erfurter Gästeblock befunden. Das würden Foto- und Videoaufnahmen des MDR zeigen, auf denen auch zu erkennen sei, wie Banner der – teilweise vermummten – bulgarischen Rechtsextremisten aufgehängt wurden.
In der Schlussphase des Derbys in der Regionalliga Nordost war die Partie mehrfach unterbrochen worden, nachdem es Randale im Erfurter Block gegeben hatte und Leuchtraketen aufs Spielfeld geflogen waren. Schiedsrichter Michael Näther hatte die beiden Mannschaften zwischenzeitlich in die Kabinen geschickt, nach einer fast 45-minütigen Unterbrechung war das Spiel fortgesetzt worden. Die Landespolizeiinspektion in Jena hat Ermittlungen eingeleitet und geht demnach von „mindestens 70 gewaltsuchenden Fußballfans“ aus.
Thüringer Landtag befasst sich mit Neonazi-Vorfällen in Jena
Auf Antrag der CDU-Fraktion befasst sich nun auch der Innenausschuss des Thüringer Landtags mit den Vorfällen, zu denen neben Körperverletzung und Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz auch Betrug, Volksverhetzung und schwerer Landfriedensbruch gehören. Laut MDR untersuche man dort aber nicht nur das Verhalten der Fans, sondern auch das der Polizei – demnach solle „der Einsatz von Wasserwerfern gegen Fans, die Sicherheitsvorkehrungen am Einlass und die Gewaltprävention der Vereine hinterfragt werden“.
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Obwohl sich die Rechtsextremen im Block von Rot-Weiß Erfurt befanden, weist der Verein die Verantwortung von sich. „Ein Weiterverkauf oder die Möglichkeit, sie zu kopieren, konnte unserseits weder kontrolliert noch ausgeschlossen werden“, teilte ein Sprecher des Vereins laut MDR mit und verweist darauf, dass die Kontrolle der Tickets die Aufgabe des Veranstalters – also des Gastgebers Carl Zeiss Jena – sei. Ein Sprecher der Jenaer habe demzufolge mitgeteilt, dass man auch von Seiten des Vereins eine Strafanzeige gestellt habe.