Manuel Neuer rutscht der Ball unter dem Körper durch

Mit einem von ihm selten gesehenen Patzer verschuldete Manuel Neuer das erste Gegentor der Bayern bei Union Berlin. Foto: imago/Jan Huebner

„Da hat einer Lack gesoffen“: Neuer patzt – aber Ex-HSV-Trainer Baumgart tobt vor Wut

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Die Fabel-Siegesserie des FC Bayern München ist beim 1. FC Union Berlin im 17. Spiel gerissen. Ein später Treffer von Harry Kane brachte den Bayern aber immerhin noch einen Punkt, nachdem es bis in die Nachspielzeit sogar nach der ersten Niederlage der Saison ausgesehen hatte. Vier Tage nach dem berauschenden Champions-League-Erfolg in Paris kam das Team von Trainer Vincent Kompany beim 1. FC Union Berlin auch wegen eines Patzers von Torwart Manuel Neuer nicht über ein 2:2 (1:1) hinaus. Wütend war am Ende aber vor allem Union-Trainer Steffen Baumgart.  

In Köpenick mühten sich die Münchner über weite Strecken gegen unangenehme Berliner. Vor 22.012 Zuschauern im Stadion An der Alten Försterei brachte Danilho Doekhi die von Ex-HSV-Coach Baumgart trainierten Hausherren zunächst in Führung (27. Minute). Manuel Neuer rutschte der zentral geschossene Ball durch die Hände. Luis Díaz (38.) glich in einer Drangphase vor der Pause aus. Die erneute Berliner Führung durch Doekhi (83.) konnte Top-Torjäger Kane in der Nachspielzeit noch egalisieren (90.+3). 

Bayern können eigenen Startrekord nicht egalisieren

Die Münchner verpassten es so, den eigenen Bundesliga-Startrekord aus dem Jahr 2015 einzustellen. Zuvor hatte der deutsche Rekordmeister alle seine 16 Pflichtspiele in dieser Saison gewonnen. So gut war noch nie ein Team in Europas Topligen in eine Spielzeit gestartet. Die Berliner müssen weiter auf einen Sieg gegen die Bayern warten, holten im eigenen Stadion aber das zweite Remis in Folge gegen den FCB.


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Kompany hatte vor dem Auftritt in Berlin gesagt, seine Mannschaft müsse „mental den Knopf total umdrehen – sofort“. Das überließ der Belgier überwiegend den Siegern aus Paris und tauschte nur zwei Nationalspieler. Leon Goretzka begann statt Aleksandar Pavlović. 

VAR kassiert erstes Berliner Tor durch Ansah ein

Zu besonderen Anlässen ist die Alte Försterei noch lauter als ohnehin schon. Jeder gewonnene Zweikampf wird dann vom ganzen Stadion gefeiert. Den Bayern fiel es zunächst schwer, den Schalter umzulegen.  

Die Berliner Kernkompetenzen kamen zum Tragen. Giftigkeit gegen den Ball, schnelles Umschalten und gefährliche Standards im Angriff. Geburtstagskind Ilyas Ansah (21) traf nach neun Minuten nach einem Eckball zur vermeintlichen Führung. Doch wie schon gegen Freiburg intervenierte der Video-Schiedsrichter wegen einer Abseitsstellung.

Neuer patzt beim ersten Tor von Danilho Doekhi

Es klappte dann wieder nach einem Eckball. Haberer, der als Ersatz für den etatmäßigen Standardschützen Christopher Trimmel (Gelbsperre) spielte, brachte den Ball flach in den Strafraum. Die Direktabnahme von Doekhi rutschte Neuer durch.  

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Dann wachte der Rekordmeister auf. Nach einer herausragenden Einzelaktion, bei der er den Ball auf dem Boden liegend an Haberer vorbei spitzelte, schoss Luis Díaz aus spitzem Winkel zum Ausgleich ein. Es war der erste gefährliche Torschuss der Gäste.  

Kane kontert den ersten Doppelpack von Doekhi

Kurz darauf bediente Kane den Kolumbianer mustergültig, doch der verzog vor FCU-Keeper Frederik Rönnow leicht (45.). Die Bayern drängten auf die Führung. Auch ein Treffer von Kane zählte wegen Abseits nicht (45.+3). In der zweiten Halbzeit waren die Berliner zunächst das aktivere Team. Haberer schoss nach einem Konter über das Tor (58.).  

Doch die Gäste wurden wieder spielbestimmender. Michael Olise prüfte Rönnow kurz darauf mit einem Schuss auf das kurze Eck. Goretzkas Schuss aus der Drehung ging über den Kasten (71.). Dann nutzte Doekhi nach einem Freistoß eine ungenaue Klärungsaktion der Münchner zu seinem zweiten Doppelpack der Saison. Am Ende traf Kane noch per Kopf zum Remis.

Neuer: „Am Ende ist es ein sehr guter Punkt für uns“

So musste sich am Ende dann kurioserweise Baumgart über das 2:2 gegen die Bayern ärgern und Neuer durfte aufatmen. „Am Ende ist es ein sehr guter Punkt für uns, weil wir einen Punkt gesammelt haben und die Konkurrenz nicht“, machte er bei Sky auf die Patzer der Konkurrenz aus Leipzig (1:3 bei der TSG Hoffenheim) aufmerksam. „Am ersten Tor habe ich natürlich meinen Anteil“, sagte Neuer. „Die Sicht und die Entfernung waren nicht perfekt für mich, aber ich habe einfach die falsche Entscheidung getroffen.“

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Kane befand, es sei „ein hartes Spiel“ auf einem „schrecklichen Platz“ gewesen. Der Punktretter haderte mit einigen Schiedsrichterentscheidungen. Dass er so spät noch traf, zeige, „was für ein Spirit im Team steckt“ und dann schickte er noch eine Aussage, die der Konkurrenz nicht so schmecken dürfte: „Wir werden weitermarschieren.“

Außer sich vor Wut war derweil Steffen Baumgart. Der Grund: Die hauchzarte Abseits-Entscheidung vor dem ersten aberkannten Tor durch Ansah. „Da hat einer Lack gesoffen“, schimpfte Baumgart bei Sky und schüttelte den Kopf, als er sah, wie eng die Entscheidung war. „Wir reden hier über fünf Millimeter.“ (dpa/mp)

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