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Felix Götze liegt verletzt am Boden
  • Felix Götze erlitt gegen Duisburg bereits den zweiten Horror-Crash in dieser Saison.
  • Foto: imago/Team 2

Nach zweitem Kopf-Crash: Felix Götze macht‘s wie Ex-HSV-Profi Gjasula

Hat der Mann ein Pech! Am Montag traf es Felix Götze vom 1. FC Kaiserslautern bei einem Zusammenprall im Spiel gegen den MSV Duisburg bereits zum zweiten Mal in dieser Saison schwer am Kopf. Nun zieht der Bruder von Weltmeister Mario Konsequenzen und macht es wie der einstige HSV-Star Klaus Gjasula. Derweil wird vor den Langzeitfolgen des Kopfballspiels und damit einhergehender Zusammenstöße gewarnt.

Es war schon der zweite Schock für den 23-Jährigen binnen weniger Monate. Im Drittligaspiel am Montag gegen den MSV Duisburg (1:1) blieb er nach einem Zusammenprall mit Gegenspieler Rolf Feltscher zunächst bewusstlos liegen, MSV-Keeper Leo Weinkauf nahm Erste-Hilfe-Maßnahmen vor. Bereits im August erlitt Götze bei einem Zusammenprall im Spiel gegen Viktoria Berlin schwere Kopfverletzungen, neben einer Gehirnerschütterung trug er auch einen Haarriss davon.

Nach Horror-Crash: Götze macht‘s wie Gjasula

Nach dem Duisburg-Spiel entwarnte Götze zwar gegenüber der „Bild“: „Mir geht‘s gut. Alles halb so wild. Ich hoffe, dass ich schnell wieder spielen kann!“ Die beiden Kopf-Crashs haben beim Defensivmann aber offenbar trotzdem zu einem Umdenken geführt. Wie das Blatt erfuhr, plant Götze, in naher Zukunft vorerst mit einem Schutzhelm aufzulaufen, um weiteren Verletzungen mit eventuell noch schwereren Konsequenzen vorzubeugen.

Im deutschen Profifußball ist diese Maßnahme keine unbekannte, Ex-HSV-Abräumer Klaus Gjasula (heute Darmstadt 98) und Damian Roßbach (Hansa Rostock) liefen bereits mit Schutzbedeckung auf. International bekanntestes Beispiel ist wohl der ehemalige Weltklasse-Keeper Petr Cech.

Mediziner rät: Kopfschutz für alle im Profifußball

Nun könnte also Götze nachziehen. Geht es nach Prof. Christoph Kleinschnitz, dem Direktor der Neurologie der Uni-Klinik Essen, bleibt das Ex-Bayern-Juwel nicht der letzte Spieler, der künftig mit Kopfschutz aufläuft. Der Mediziner zur „Bild“: „Generell wäre im Profifußball ab der dritten Liga zu diskutieren, ob Spieler nicht ihren Kopf schützen sollten mit einem Helm.“


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Für den FCK dürfte es vorerst darauf ankommen, Götze möglichst schnell wieder fit zu bekommen, schließlich gehört er – sofern er nicht mit einer Kopfverletzung ausfällt – zu den wichtigsten Akteuren im Defensivverbund der Pfälzer. Seit seinem Comeback Ende September holte man aus vier Spielen drei Siege, nur derer zwei waren es in den vorangegangenen neun Partien.

Vor übereilten Comebacks nach Schäden im Kopfbereich warnt Kleinschnitz jedoch. Im speziellen Fall Götze empfiehlt er: „Ich würde eine Pause von mindestens zwei Wochen empfehlen. Eine kurze Bewusstlosigkeit ist ein Anzeichen, dass es sich um ein ernst zu nehmendes Trauma handelt.“

Studie: Hirnerkrankungs-Risiko bei Fußballern 3,5-mal höher

Neu sind die Gedanken über mögliche Regeländerungen im Fußball zugunsten des Schutzes vor solchen Verletzungen indes nicht. Neben der Helmpflicht wird beispielsweise auch über die Möglichkeit eines zeitweisen Wechsels diskutiert. Claus Reinsberger, Neurologe und Mitglied der medi­zinischen Kommission des DFB, konkretisiert gegenüber der ZNS – Hannelore Kohl Stiftung: „Mit einem zeitweiligen Wechsel lässt sich fest­stellen, ob eine Gehirnerschütterung vorliegen könnte oder nicht. Und wenn nicht, kann der Spieler nach zehn, fünfzehn Minuten wieder zurück auf das Spielfeld.“

Um die langfristigen Gefahren für Fußballer, die aus dem Kopfballspiel oder Kopf-an-Kopf-Zusammenstößen resultieren, zahlenmäßig zu untermauern, führte eine schottische Arbeitsgruppe 2019 eine Studie durch. Das interessante Ergebnis: Insgesamt haben Profifußballer ein 3,5-fach erhöhtes Risiko im Vergleich zum Rest der Bevölkerung, an Hirnerkrankungen wie beispielsweise Demenz oder Parkinson zu erkranken.

Großbritannien zog Konsequenzen: Keine Kopfbälle für Kinder

Ein direkter Zusammenhang zum Sport konnte dabei zwar nicht hergestellt werden. Dass aber zum Beispiel Innenverteidiger, die sich jedes Spiel in zahlreiche Luftzweikämpfe werfen, innerhalb des genannten Werts ein deutlich erhöhtes Risiko haben im Vergleich zu Torhütern, die eher seltener in derartige Duelle geraten, kann als klares Indiz gewertet werden.

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Der britische Fußball reagierte bereits und verbot Kopfballtraining für Kinder unter elf Jahren. Beim DFB hält man von dieser Maßnahme nicht viel, der deutsche Verband verfolge jedoch nach eigenen Angaben „das Ziel, die Zahl der Kopfbälle in Training und Spiel zu reduzieren“. Ob das Thema in Zukunft noch stärker in den Fokus rücken wird, bleibt abzuwarten. Der Fall Felix Götze darf aber als weiterer Warnruf verstanden werden.

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