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  • Jogi Löw führte die DFB-Elf 2014 zum WM-Titel. Dieser Erfolg bleibt ihm für immer.
  • Foto: WITTERS

Kommentar zu Löw: Danke für alles, Jogi! Aber wir müssen uns von dir trennen

Wenn man sich die stetig sinkenden TV-Quoten der Fußball-Länderspiele so anschaut, scheint die Nationalmannschaft in den Köpfen der Corona-geplagten Deutschen nur noch wenig Platz zu haben. Motto: Ach, die spielen noch? Doch dann DAS: 0:6 gegen Spanien, die höchste Pleite seit 1909! Plötzlich erinnern sich viele: Da war doch mal was, den Jogi Löw und seine Kicker hatten wir doch alle mal sehr lieb. Was ist denn da passiert?

Nun, Sie haben es ziemlich sicher schon erlebt. Diese junge Liebe, gegen die man sich gar nicht wehren kann und will. Die einen einfach packt. So oder so ähnlich war es für Fußball-Fans 2014, als der Schweini, der Jerome, der Philipp, der Mesut, der Miro und der freche Müller in Brasilien Weltmeister wurden.

Wir haben uns 2014 verliebt in Löw und seine Weltmeister

Angeführt vom kultigen Jogi, der nicht nur tollen Fußball spielen ließ, sondern auch herrliche Schlagworte wie „högschde Diziplin“ oder „sichalich au“ im gesamtdeutschen Sprachgebrauch etablieren konnte. Hach, was für eine unbeschwerte Zeit …

… die allerdings auch schon wieder über sechs Jahre her ist. Viele Weltmeister haben ihre Karriere mittlerweile beendet, andere (Hummels, Boateng, Müller) hat der Jogi nicht mehr lieb. Nur der Manu (Neuer) und der Toni (Kroos) haben von den großen Namen „überlebt“. Obwohl das am Dienstagabend bei ihnen auch nicht mehr sonderlich agil gewirkt hat.

Löw

Ratlos: Joachim Löw beim 0:6-Debakel gegen Spanien.

Foto:

WITTERS

Und Löw? Ja, der ist auch noch da, durfte nach dem WM-Debakel 2018 bleiben, obwohl er schon damals komplett ratlos wirkte. Anschließend hat er dann ja einen Neuanfang versucht, viele Spieler getestet, auf die Jugend gesetzt.

Löw durfte auch nach dem WM-Debakel 2018 bleiben

Allein: Es hat leider alles nichts gebracht! Der Bundestrainer, der sich in Interviews seit Jahren der gleichen Floskeln bedient, konnte in dieser Beziehung kein neues Feuer entfachen, weder bei seinen Spielern und schon gar nicht bei den Fans. Nicht mal ein Fünkchen.

Denn ein weiteres Problem ist eines, für das Löw gar nicht hauptverantwortlich ist: Der DFB unter Aalglatt-Manager Oliver Bierhoff hat es in den vergangenen Jahren erfolgreich geschafft, die deutsche Nationalmannschaft zutiefst unsympathisch zu machen.

Aalglatt-Manager Bierhoff hat die DFB-Elf unsympathisch gemacht

Die gnadenlose Vermarktung bis zum letzten Cent, Pressekonferenzen ohne echte Aussagen, ein Charter-Flug von Stuttgart nach Basel (180 Kilometer Luftlinie), zuletzt keine klare Haltung zu Länderspielen inmitten der Corona-Pandemie – nur einige Beispiele.

Jogi Löw

Joachim Löw (l.) verzweifelt im Spiel gegen Spanien. 

Foto:

imago images/Eibner

Wenn dann auch noch die Ergebnisse nicht mehr stimmen und der TV-Zuschauer lieber zur Trödel-Show „Bares für Rares“ umschaltet – ja dann haben die DFB-Elf und Fußball-Deutschland tatsächlich ein ernsthaftes Beziehungsproblem.

Und was macht man da nun? Wenn man einen Partner hat, mit dem man viel Positives verbindet, mit dem man gelacht und geweint hat, der einem etwas bedeutet, dann macht man nicht so einfach Schluss. Da kämpft man um die Liebe, erinnert sich an die guten Zeiten und hofft, dass irgendwie alles wieder wird wie früher.

Löw und Fußball-Deutschland: Diese Beziehung ist nicht mehr zu retten

Doch leider, in den allermeisten Fällen, wird das nichts mehr. Es ist zu viel passiert, man wurde zu oft enttäuscht, der Partner nervt einen mit seinen Eigenheiten mehr und mehr. Das heißt „höchste“ und „auch“, Jogi!

Irgendwann folgt dann der große Knall. Ein 0:6 gegen die Spanier zum Beispiel, die Deutschland in einem wichtigen Spiel zwar noch nie schlagen konnte, mit denen man sich aber auf Augenhöhe sah, gerade nach dem wunderbaren WM-Triumph 2014.

0:6 gegen Spanien war der Tiefpunkt der Löw-Ära

Was sich da Erschütterndes auf dem Rasen von Sevilla abgespielt hat, ist das traurige Ende der Fußball-Liebe der Deutschen zu Löw und seiner ehemals so stolzen „Mannschaft“. Ein einmaliger Ausrutscher sei es gewesen, versuchte der Bundestrainer zu beschwichtigen. Man werde das bis zur EM 2021 schon wieder hinkriegen.

Ein betrogener Partner spürt, dass er vielleicht noch daran glauben will, es aber nicht kann. Eine Grenze wurde überschritten, zurück geht es nicht mehr. Niemals.

Löw

Joachim Löw bleibt Bundestrainer.

Foto:

imago images/Xinhua

Danke für alles, Jogi! Aber wir müssen uns von dir trennen

Die Frage ist nun, warum genau Löw diese Beziehung noch bis zum kommenden Sommer – wenn Corona die EM überhaupt zulässt – künstlich am Leben erhalten möchte. Spürt er nicht, dass es vorbei ist?

Vielleicht kann man ihm helfen und sagen: Jogi, danke für alles, wir werden es dir nie vergessen. Aber wir werden uns von dir trennen.

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