„Ich muss das nicht immer haben“: Bayer Leverkusen wieder außer Rand und Band
Nächster Siegtreffer in der Nachspielzeit – Bayer Leverkusen hat zum Rückrundenstart seine Traumsaison in einem Fünf-Tore-Spektakel fortgesetzt.
Selbst Xabi Alonso musste sich nach dem neuerlichen Last-Minute-Rausch die sonst stets perfekt sitzende Frisur richten. Der Trainer von Bayer Leverkusen war seinen Assistenten nach dem 3:2 (0:1) im fulminanten Bundesliga-Topspiel bei RB Leipzig im Überschwang um den Hals gefallen. Wieder ein Sieg! Wieder in der Nachspielzeit! So, das dachten viele Fußballfans in Deutschland am Samstagabend, kann man auch Meister werden.
Der Triumph eines Tabellenführers ohne Nerven im Fünf-Tore-Spektakel war zum Rückrundenstart eine eindrückliche Bewerbung für die erste Meisterschale der Vereinsgeschichte. Auch nach dem 18. Spieltag ist das ewige „Vizekusen“, das in der Vorwoche schon den Siegtreffer beim FC Augsburg in der Nachspielzeit erzielt hatte, ungeschlagen. Der Druck auf den Verfolger Bayern München steigt.
Jonas Hofmann spricht von verdientem Sieg
„Ich muss das nicht immer haben. Aber wenn wir ein paar Spiele so gewinnen, nehmen wir das natürlich gerne“, sagte Nationalspieler Jonas Hofmann im Sky-Interview. Alonso habe in der Halbzeitpause die entscheidenden Umstellungen vorgenommen: „Dann haben wir gedrückt und letztlich auch verdient gewonnen.“
Die Leipziger hingegen verloren auch ihr zweites Heimspiel des Jahres und verpassten die Chance, im Rennen um die erneute Champions-League-Qualifikation wichtige Punkte gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte zu sammeln.
Leipzig reichen die Tore von Xavi und Openda nicht
Nathan Tella (47.) und Jonathan Tah (63.) hatten jeweils für Leverkusen ausgeglichen, Piero Hincapié (90.+1) wurde zum späten Matchwinner. Für RB hatten Jungstar Xavi (8.) mit einem Zaubertor und Loïs Openda (56.) getroffen.
Bei Leipzig feierte Spielmacher Dani Olmo nach 139 Tagen sein lang erwartetes Startelf-Comeback. „Spieler dieser Qualität hast du nicht oft“, hatte RB-Coach Marco Rose vorab über die Bedeutung des Spaniers gesagt. Alonso setzte im „Topspiel gegen einen Topgegner“ wieder auf Nationalspieler Florian Wirtz von Beginn an.
Leverkusen war gegen Leipzig defensiv gefordert
Wirtz und Co. waren in einer temporeichen Anfangsphase allerdings zunächst defensiv gefordert. Leipzig begann enorm druckvoll, war passsicher und konnte sich auf die Spielfreude seiner Offensivspieler verlassen. Xavi, Olmo, Benjamin Sesko oder Openda gingen häufig ins Dribbling und schafften mit viel Tempo Räume.
Granit Xhaka rettete gegen Sesko in höchster Not (5.), wenig später war Leverkusens Defensive gegen die individuelle Klasse Xavis machtlos. Der 20-jährige Niederländer nahm den Ball mit dem Rücken zum Tor an, drehte sich um die eigene Achse und traf sehenswert zur verdienten Führung, die Sesko (9.) fast umgehend ausbaute.
Der Champions-League-Achtelfinalist Leipzig blieb auch nach dem Treffer die bestimmende Mannschaft. Die Rose-Elf reduzierte das Tempo und war doch stets brandgefährlich. Mohamed Simakan prüfte den schwer beschäftigten Leverkusener Torhüter Lukas Hradecky aus der Distanz (23.).
Leverkusen belohnt sich für bärenstarke Schlussphase
Die sonst so spielstarke Werkself hatte ihrerseits Probleme in der Offensive. Alonso war merklich unzufrieden, der Spanier korrigierte wild gestikulierend. Durch diverse kleinere Unterbrechungen ging der Spielfluss zum Ende der ersten Halbzeit etwas verloren.
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Nach der Pause kehrte die Intensität sofort zurück. Die Werkself fand ihr Selbstvertrauen wieder und sorgte für einen offensiven Schlagabtausch. Nach dem stark herausgespielten Ausgleich hatten Patrik Schick (53.) und Wirtz (55.) die Führung auf dem Fuß. Für diese sorgte RB nach einem perfekten Konter, Tah köpfte dann nach einer Ecke ein. Hincapié krönte eine bärenstarke Leverkusener Schlussphase. (jh/sid)