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Marvin Ducksch im St. Pauli-Trikot
  • Auf ein Tor in zehn Spielen brachte es Marvin Ducksch 2016 bei St. Pauli.
  • Foto: WITTERS

Flop bei St. Pauli, Tore für Werder: Wie Ducksch beim DFB gelandet ist

Erst mit 28 Jahren wurde aus dem Toptalent Marvin Ducksch ein ernst zu nehmender Bundesliga-Spieler. Am Freitag folgte dann für den Torjäger von Werder Bremen der bislang größte Karrieresprung.

So launig ist schon lange kein neuer Spieler mehr im Kreis der deutschen ationalmannschaft begrüßt worden. Ducksch bringe „einen guten Grad an Verrücktheit rein“, sagte der Bundestrainer Julian Nagelsmann am Freitag zu der ersten Länderspiel-Nominierung in der auch schon mehr als zehnjährigen Profikarriere des Stürmers von Werder Bremen. Das könne „sehr, sehr wertvoll sein.“

Ducksch krönt Karriere mit der Nominierung

Im Alter von 29 Jahren erfüllte sich für Ducksch am Freitag ein „Kindheitstraum“, als der Bundestrainer ihn für die beiden Länderspiele gegen die Türkei (18. November) und gegen Österreich (21. November) erstmals in den Kreis der Nationalmannschaft berief. „Höher kann man nicht kommen im Fußball, wenn man für sein eigenes Land spielen darf“, sagte der Bremer Torjäger selbst.

Das entscheidende Telefonat mit Nagelsmann beschrieb er dann so: „Ich war sehr, sehr aufgeregt und sehr, sehr nervös. Das kenne ich eigentlich so gar nicht von mir. Ich habe kurz auch am ganzen Körper gezittert.“

Für St. Pauli erzielte er nur ein Tor

Man muss dazu wissen: Ducksch hat seit seinem Wechsel nach Bremen im August 2021 zwar schon stolze 37 Tore in weniger als zweieinhalb Jahren geschossen. Aber als Profi ist er ein Spätstarter. Bei Borussia Dortmund ausgebildet, galt der Angreifer bei seinen weiteren Bundesliga-Stationen in Paderborn (2014/15), bei St. Pauli (2016/17 zehn Spiele, ein Tor) und Düsseldorf (2018/19) jeweils als Flop.

Erst im Norden machte er sich als Zweitliga-Torjäger von Holstein Kiel und Hannover 96 einen Namen. Bei Werder startete er dann als kongenialer Sturmpartner von Niclas Füllkrug durch. Bei der Nationalmannschaft sehen die beiden sich jetzt nur zweieinhalb Monate nach Füllkrugs Weggang zu Borussia Dortmund viel schneller als erwartet schon wieder.

Nagelsmann schwärmt von Ducksch

„Wenn du bei einem Topklub 20 Tore schießt, ist das weniger hoch zu raten, als wenn du bei einem nicht so top gerateten Klub viele Tore schießt oder Vorlagen gibst“, sagte Nagelsmann über Ducksch. Und: „Er kennt Fülle sehr, sehr gut. Auch das ist sicherlich eine Komponente, die uns helfen kann.“

Marvin Ducksch wurde erstmalig in den DFB-Kader berufen. imago/Nordphoto
Marvin Ducksch beim Torjubel
Marvin Ducksch wurde erstmalig in den DFB-Kader berufen.

Was genau Nagelsmann mit der „Verrücktheit“ des Werder-Stürmers meinte, klärte später der Bremer Trainer auf. „Marvin Ducksch steht für besondere Momente. Er ist ein Stück weit immer noch ein Straßenfußballer“, sagte Ole Werner. „Er hat einfach ein Näschen und tut manchmal auch Dinge, die mit sehr viel Risiko verbunden sind und die nicht jeder auf dem Platz so spielen würde.“ Wenn Ducksch zum Beispiel zu einem Freistoß anlaufen würde, dann seien das Momente, „in denen 40 000 Menschen jubeln oder 40 000 die Hände vor das Gesicht schlagen“, erklärte sein Trainer. „Denn wenn Marvin etwas sieht auf dem Platz, dann hat er das Selbstvertrauen und auch die Verrücktheit, das zu tun – egal, wie das am Ende des Tages vielleicht andere beurteilen.“

DFB mit Problemen im Sturm: Sané, Gnabry und Füllkrug vermutlich gesetzt

Auf genau solche Spielertypen steht der neue Bundestrainer. Sieben Monate vor dem Beginn der Europameisterschaft im eigenen Land haben vermutlich nur Füllkrug sowie die beiden Bayern-Stars Leroy Sané und Serge Gnabry einen Kaderplatz im Angriff sicher. „Wir wollen auf dem Weg zur EM einfach einen zweiten, dritten richtigen Stürmer dabeihaben“, sagte Nagelsmann. „Und dafür haben wir drei, vier, fünf Kandidaten.“

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Der gebürtige Bremer Kevin Behrens von Union Berlin erhielt im Oktober seine Chance – und ist jetzt nicht mehr dabei. Timo Werner von RB Leipzig gehört nichtmal im eigenen Verein zur Stammelf. Dazu sind Mergim Berisha von 1899 Hoffenheim und Lukas Nmecha vom VfL Wolfsburg jeweils schwer am Knie verletzt. Das ist die große Chance für Ducksch. Aus dem Kindheitstraum Fußball-EM ist eine ganz konkrete Option geworden. (dpa/ms)

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