„Es herrscht seit Jahren Unruhe“: Lahm kritisiert den FC Bayern scharf
Philipp Lahm führt das Aus von Bayern-Trainer Thomas Tuchel am Saisonende auch auf die allgemeine Lage beim Fußball-Rekordmeister zurück. „Die gesamte Situation beim FC Bayern war in den vergangenen Jahren nicht einfach. Kontinuität auf allen Ebenen ist enorm wichtig. Die war nicht gegeben: keine Stabilität, keine Ruhe”, sagte der Weltmeister-Kapitän von 2014 in einem Interview der „Bild am Sonntag”.
„Es herrscht seit Jahren Unruhe – von der Führung bis zum Trainer. Dazu wurden viele Transfers getätigt, die nicht erfolgreich waren”, ergänzte Lahm. Nach der Absage von Bundestrainer Julian Nagelsmann, der beim DFB verlängerte, ist weiter offen, wer die Münchner in der neuen Spielzeit übernimmt.
Die fehlende Stabilität im Team sieht der 40 Jahre alte Lahm als weiteren Grund für die schwache Saison der Münchner, die hinter Bayer Leverkusen nur noch um die Vize-Meisterschaft spielen. Ein Gerüst sei nie gebildet worden, „jetzt, ganz am Ende, passt es langsam: Es stehen in jeder wichtigen Partie Neuer, de Ligt, Dier, Kimmich, Goretzka, Musiala und Kane auf dem Feld. Das sind sieben Spieler plus Sané, wenn er fit ist, die gesetzt sind. Daran wurde viel zu wenig gearbeitet. So kann keine Mannschaft entstehen!“, meinte der frühere Bayern-Kapitän.
Lahm: „Wenn nicht, ist das Gegenteil der Fall“
Auf die Frage, ob dies ein Versäumnis von Tuchel sei, antwortete Lahm: „Ich bin kein Trainer. Aber ich kann sagen: Wenn die Rollen klar definiert sind, finden die Spieler zusammen und werden zu einer Mannschaft. Wenn nicht, ist das Gegenteil der Fall. Gegen Arsenal habe ich zuletzt eine Bayern-Mannschaft gesehen, die speziell in der Defensive zusammen agiert. Sie hat sich gefunden.” Nach den erfolgreichen Viertelfinal-Duellen gegen die Londoner (2:2/1:0) trifft der FC Bayern im Halbfinale der Champions League auf Real Madrid, das Hinspiel am 30. April findet in München statt.
Das Vertrauen in die Spieler “sei wichtig“
Den in dieser Saison teils stark kritisierten Joshua Kimmich nahm Lahm in Schutz. Er glaube nicht, dass es an dem nun als Rechtsverteidiger aufgebotenen 29-Jährigen liege, „er hat eine sehr gute Einstellung, ist ein guter Spieler.”
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Wichtig sei Vertrauen in die Spieler: „Ein Verein darf an seinen wichtigen Spielern keine Zweifel aufkommen lassen. Das habe ich damals gespürt, an mir wurde nie gezweifelt. Das hat mich durch Phasen gebracht, in denen es nicht so gut lief. Das macht es dann einfacher, eine Führungsrolle zu übernehmen.” Mit den Münchnern wurde Lahm achtmal deutscher Meister, sechsmal Pokalsieger und gewann 2013 die Champions League. (dpa/pu)