Altona-Stürmer Lenny Glissmann stützt sich vor Enttäuschung auf den Knien ab
  • Altonas Aufstiegs-K.o.: Lenny Glissmann und Co. treten kommende Saison wieder in der Oberliga an.
  • Foto: IMAGO/Niklas Heiden

„Es fließen Tränen“: Zuschauerrekord! Doch Altonas Aufstiegstraum platzt dramatisch

Sie wollten feiern, den Platz stürmen, die Adolf-Jäger-Kampfbahn brennen lassen, so wie am 17. Mai nach dem letzten Oberliga-Saisonspiel. Die Fans von Altona 93 pulverisierten den gerade erst aufgestellten Zuschauerrekord, strömten am Mittwochabend um kurz nach halb zehn aber ohne die erhofften Glücksgefühle nach Hause. Nach dem 0:1 bei Werder Bremen II verlor der AFC vor beeindruckender Kulisse auch sein zweites Spiel in der Aufstiegsrunde. Dieses wurde zum Torfestival. Und für Altona zum Drama.

Die Kicker des SV Todesfelde fielen sich und ihren Fans in die Arme, die des AFC sanken zu Boden und versteckten ihre Gesichter in den Trikots. Hier der Fünftliga-Meister Schleswig-Holsteins, der dank des Auswärtssieges in die Regionalliga Nord hochgeht. Dort Altona 93, Hamburgs Meister, der nicht verlieren durfte, aber mit 3:5 unterlag und alle Träume vom Aufstieg begraben muss.

Aufstiegsrunde: Altona 93 verliert 3:5 gegen SV Todesfelde

„Wir sind enttäuscht, das ist klar. Und dann fließen auch Tränen“, hielt AFC-Coach Andreas Bergmann fest. „Es war ein wildes Spiel.“ Nicht mehr „nur“ 2663 Zuschauer wie vor zwei Wochen bei der Titelparty gegen den FC Süderelbe (2:0), sondern diesmal sogar 4116 (!) Fans sahen schon nach 53 Sekunden den Führungstreffer für Todesfelde: Til Weidemann traf mit links ins lange, rechte Eck (1.). Der frühe Schock aus Hamburger Sicht. „Das mussten wir erst mal verdauen“, erkannte Bergmann. „Das war dumm, aber es passiert. Dann kommen wir eigentlich gut rein.“

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In der Tat: Bujar Sejdija köpfte nach einer Ecke noch am Winkel vorbei (3.), Michael Ambrosius dann aber ins Netz: Nach einem Einwurf von Moritz Grosche übers halbe Feld wuchtete der AFC-Verteidiger den Ball zum 1:1 in die Maschen (9.). Doch apropos Kopfball: Eine Ecke segelte auf den Schädel von Todesfeldes Justin Diehl – und von dort aus ins Altonaer Gehäuse, das 1:2 (20.). Aber wie Bergmann sagte: Es wurde wild.

Bei einem Zwei-Tore-Sieg wäre der AFC aufgestiegen

Altona-Stürmer Rasmus Tobinski wurde nach einem Freistoß im Strafraum gehalten, der Schiedsrichter entschied zum Unverständnis von Todesfelde auf Elfmeter. Und den versenkte Bilael-Pascal El-Nemr rechts oben zum 2:2 (23.), bevor Tobinski, der später mit Verdacht auf einen Nasenbeinbruch raus musste, artistisch per Kopfball auf 3:2 stellte (34.). „Ein toll herausgespieltes Tor“, kommentierte Bergmann.

Spiel gedreht. Nur: Altona benötigte am Mittwoch einen Heimsieg mit zwei Toren Unterschied, um schon vor der dritten Aufstiegsrunden-Partie am Sonntag (15 Uhr) zwischen Bremen-Meister Werder II und Todesfelde als Aufsteiger festzustehen. Es erschien möglich, weil in diesem Spiel eigentlich nichts unmöglich war. Brutale Effizienz auf beiden Seiten, Verwundbarkeit bei Flanken hüben wie drüben. Doch genau die sollte Altona nach der Pause zum Verhängnis werden.

Altona-Trainer Bergmann: „Bei uns ist viel im Kopf passiert“

„Für uns ist das Spiel durch den Standard zum 3:3 gekippt“, meinte Bergmann. SV-Stürmer Marco Pajonk drückte einen Nachschuss über die Linie (57.) – und Todesfelde weiter nach vorne, während Altona abbaute. „Es wurde zerfahren. Wir wollten mit aller Gewalt, haben aber zu lange gebraucht, um in den Sechzehner zu kommen, und die Ordnung verloren“, befand Bergmann. „Man konnte merken, dass bei uns viel in den Köpfen passiert ist.“

Mit seinem Kopf wiederum schnürte Pajonk den Doppelpack, wieder nach einer Ecke (67.). 3:4. Wieder gedreht. „Dabei wussten wir, dass Todesfelde sehr über Standards kommt. Wir haben den Gegner dadurch stark gemacht“, bedauerte Bergmann. „Wenigstens den Ausgleich noch“, hoffte ein AFC-Anhänger 15 Minuten vor Schluss. Bei einem Remis hätte sich Altona die Aufstiegshoffnungen noch erhalten und wäre vom Ergebnis zwischen den beiden Konkurrenten, die nun beide vorzeitig als Regionalliga-Aufsteiger feststehen, am kommenden Wochenende abhängig gewesen. Doch es fiel noch das 3:5: Julius Kliti traf nach einem Konter zum Endstand (88.).

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„Das war‘s“, erkannte dann auch ein älterer Herr. Und ein anderer AFC-Fan, ironisch: „Oberliga ist eh viel schöner.“ Währenddessen im Gästeblock: „Oh wie ist das schön.“ Bergmann schwärmte von den eigenen Rekord-Fans, die Altonas Kicker nach dem Abpfiff aufbauten: „Das war sensationell“, lobte der Meister-Trainer. „Unsere Fans haben gesagt, dass sie nächstes Jahr wiederkommen.“ Zum Oberliga-Fußball in Altona.

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