Effenberg stichelt gegen Bayern-Bosse und nimmt Tuchel in Schutz
Stefan Effenberg sieht Thomas Tuchel keinesfalls als Alleinverantwortlichen für die Krise von Bayern München an. „Ich würde nicht sagen, dass er bei Bayern gescheitert ist. Man darf auch die Umstände nicht vergessen, unter denen er kam, in einer extrem schwierigen Phase“, schrieb der frühere Star des Rekordmeisters in einer Kolumne für „t-online“.
„Immer wieder habe der Trainer auch auf Schwächen im Kader hingewiesen und gesagt, dass das zu wenig ist und er noch mehr Verstärkungen braucht. Und da müssen sich auch die Bosse um Dreesen hinterfragen“, fügte Effenberg an. Vorstandschef Jan-Christian Dreesen hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass der Klub die kommende Saison mit einem neuen Trainer angehen werde.
Warnung vor erneutem Kurswechsel im Frühling
In dieser Spielzeit halte man trotz der jüngsten Rückschläge an Tuchel fest. Effenberg forderte nun von der Klubführung, vorschnelle Reaktionen zu vermeiden, sollten Erfolge weiterhin ausbleiben. „Es kann nicht sein, dass man dann im April doch noch mal etwas verändert“, so Effenberg: „Die Verantwortlichen haben die Entscheidung getroffen, mit Tuchel die Saison zu beenden. Und für die müssen sie geradestehen. Da geht es am Ende dann für die Klubbosse auch um ihre Glaubwürdigkeit.“
Von den Klubbossen erwartet Effenberg mehr Konstanz auf dem Trainerposten: „Seit dem Abschied von Pep Guardiola 2016 hatte Bayern mit Carlo Ancelotti, Willy Sagnol, Jupp Heynckes, Niko Kovac, Hansi Flick, Julian Nagelsmann und Tuchel nun sieben Trainer in siebeneinhalb Jahren. Das ist eine extrem hohe, deutlich zu hohe Zahl. Und für einen Verein wie Bayern München total untypisch“, so die klare Ansage Effenbergs.
Effenberg mit Zweifeln an der Tuchel-Entscheidung
„Man kann darüber diskutieren, ob eine direkte Trennung nicht besser gewesen wäre. Jetzt einen geeigneten Übergangstrainer zu finden, wäre aber auch nicht gerade einfach gewesen“, meinte Effenberg. „Tuchel hat den inneren Ehrgeiz, die Saison jetzt noch so positiv wie möglich abzuschließen, mit dem größtmöglichen Erfolg. Dafür ist jetzt aber in erster Linie die Mannschaft zuständig. Die Spieler stehen in der Verantwortung und der Pflicht. Sie wissen klipp und klar, woran sie sind. Sie haben jetzt keine Ausrede mehr und müssen Antworten auf dem Platz geben.“
Richtungsweisendes Topspiel gegen Leipzig
Konkret sind die Bayern am Samstag (18.30 Uhr /Sky) gegen RB Leipzig gefordert. Es wird spannend zu sehen sein, wie sich die Bayern-Profis dort präsentieren. Effenberg meint: „Bayern ist alles andere als stabil. Die Frage ist, ob sie jetzt überhaupt die Überzeugung in sich haben, noch mal zu versuchen, an die Spitze ranzukommen und Leverkusen zu jagen. Das Spiel gegen Leipzig wird jetzt ganz entscheidend für den restlichen Saisonverlauf“. Der FC Bayern liegt in der Bundesligatabelle schon acht Punkte hinter Spitzenreiter Bayer Leverkusen. (dpa/vh)