DFB-Kader: Überrascht Nagelsmann mit einem Hoffenheim-Stürmer?
Für Julian Nagelsmann war der entspannte Fußballabend an seinem alten Arbeitsplatz schnell beendet. Als der Münchner Jamal Musiala im Champions-League-Spiel der Bayern gegen Galatasaray Istanbul (2:1) noch vor der Halbzeit vom Platz humpelte, waren auch die Pläne des Bundestrainers für den Jahresabschluss über den Haufen geworfen. Seinen Kader für die Spiele gegen die Türkei (18. November in Berlin) und Österreich (21. November in Wien) wird Nagelsmann am Freitag ohne den am Oberschenkel verletzten Hochbegabten präsentieren müssen.
Dabei ist Musiala auf dem Weg Richtung Heim-EM (14. Juni bis 14. Juli) ein Schlüsselspieler in der Nationalmannschaft. Sein Ausfall wäre umso schmerzvoller für Nagelsmann, weil er nach den beiden Begegnungen sein Team in eine viermonatige Länderspielpause verabschiedet.
Maximilian Beier und Philipp Tietz sind DFB-Kandidaten
Viel Zeit hat der 36-Jährige ohnehin nicht. Vor der Kader-Nominierung für das erhoffte Sommermärchen 2.0 bleiben ihm nur noch die beiden Spiele im März, um Erkenntnisse zu sammeln. „Bis zum Turnier müssen die Dinge alle sitzen – und bis dahin werden sie alle sitzen“, sagte Nagelsmann zuletzt.
Daher wird das am Freitag veröffentlichte Aufgebot ein wichtiger Fingerzeig für seine EM-Pläne sein. Große Überraschungen werden nicht erwartet. Der Hoffenheimer Senkrechtstarter Maximilian Beier (sechs Tore, vier Vorlagen in dieser Bundesliga-Saison) könnte für den formschwachen Kevin Behrens (Union Berlin) berufen werden. „Er traut sich jedes Wochenende immer mehr zu und setzt seine Stärken ein“, sagte TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo.
Als Kandidat für eine DFB-Premiere gilt auch Philipp Tietz, der zuletzt beim FC Augsburg in Serie traf. „Das ehrt mich, dass mein Name im Zusammenhang mit Julian Nagelsmann genannt wurde. Aber ich glaube, ich muss auf dem Teppich bleiben“, sagte Tietz.
Serge Gnabry dürfte nach seinem Armbruch zurückkehren, eine Nominierung von Timo Werner wäre hingegen eine Überraschung.
Ilkay Gündogan und Pascal Groß zuletzt als starkes Duo aufgetreten
Spannend ist die Frage, ob der Bundestrainer wie bei seinem Debüt gegen die USA (3:1) und Mexiko (2:2) auf Nico Schlotterbeck verzichtet. Im Verein erhält der Dortmunder regelmäßig den Vorzug gegenüber Niklas Süle, in der DFB-Auswahl war es zuletzt umgekehrt.
Die Außenverteidigerpositionen bleiben die größten Baustellen für Nagelsmann, der nach seiner ersten DFB-Dienstreise seine EM-Pläne vorantrieb und mögliches Personal sichtete. Gegen die Türkei und Österreich gehe es „vor allem um defensive Dinge“, so Nagelsmann.
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Rechts hinten ist der auf der US-Reise verletzt fehlende Benjamin Henrichs eine echte Alternative, links hat Nagelsmann die Auswahl zwischen den defensivschwachen Robin Gosens und David Raum. Alternativ könnte auch Henrichs nach links rücken und Joshua Kimmich hinten rechts auflaufen. Dann müsste Nagelsmann sein in den USA gut funktionierendes Duo Ilkay Gündogan/Pascal Groß in der Zentrale nicht sofort wieder trennen.
Manuel Neuer verzichtet auf Nationalmannschaft
Das größte Thema mit Konfliktpotenzial ist hingegen erst einmal vertagt. Der nach seiner langen Verletzungspause in guter Form zurückgekehrte Manuel Neuer verzichtet in Absprache mit Nagelsmann auf die beiden Spiele. Marc-André ter Stegen bleibt also zumindest bis März die Nummer eins im deutschen Tor. Doch zum Start ins EM-Jahr will Neuer seinen Platz zurück. „Ich bin ein ambitionierter und ehrgeiziger Typ. Ich werde antreten, um zu spielen. Ich will immer auf dem Platz stehen“, kündigte der Weltmeister von 2014 schon mal an.
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Noch ohne Neuer wird Nagelsmann seine Mannschaft am Montag in Frankfurt versammeln. Er selber trifft bereits am Sonntag in der Mainmetropole ein und besucht mit seinem Trainerteam das NFL-Spiel zwischen den New England Patriots und den Indianapolis Colts. Da sich dabei niemand aus seinem Kader verletzten kann, dürfte es zumindest ein entspannter Footballnachmittag werden. (aw/sid)