Bundestrainer Nagelsmann will auch bedröppelte Politiker wieder glücklich machen
Als Julian Nagelsmann über seine ehrgeizigen Ziele beim bevorstehenden Jahresabschluss plauderte, ging plötzlich das Licht aus. Doch das Bild von einem in der Dunkelheit sitzenden Bundestrainer besitzt keine Symbolkraft. Nach Jahren der Tristesse hat Nagelsmann die deutsche Nationalmannschaft wieder in ein strahlendes Licht gerückt, daran sollen sich nun sogar die Politiker in schweren Zeiten erfreuen.
„Ich will den Fußball auch nicht größer machen als er ist“, sagte Nagelsmann vor dem öffentlichen Training am Montag auf dem DFB-Campus zwar, doch mit zwei guten Nations-League-Spielen könne man vielleicht „dem einen oder anderen Politiker ein Lächeln auf die Lippen zaubern, der gerade nicht so viel zu lachen hat“.
Nagelsmann spricht über Gratwanderung bei Musiala
Uneingeschränkt fröhlich war aber auch Nagelsmann nach seiner Ankunft am Mittag im Hotel Innside Melia Ostend nicht. Zwar schrieb der 37-Jährige in seinem blauen Mantel eifrig Autogramme für die wartenden Fans, doch mit Blick auf die Begegnungen mit Bosnien und Herzegowina am Samstag (20.45 Uhr/RTL) in Freiburg sowie drei Tage später in Budapest gegen Ungarn muss er einige knifflige Fragen beantworten.
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Zahlreiche Spieler um die Zauberfüße Jamal Musiala und Florian Wirtz reisten mit Blessuren an. „Sie haben drei Englische Wochen in den Beinen. Da muss ich ein bisschen Rücksicht nehmen“, sagte Nagelsmann und sprach von einer „kleinen Gratwanderung“. Daher habe er in den vergangenen Tagen „viele Gespräche mit den Vereinen“ geführt.
Nur Undav musste die Reise zum DFB-Team absagen
Dass es nach Deniz Undav am Sonntag keine weiteren Absagen beim eher ungeliebten November-Termin gab, wertete Nagelsmann als positives Zeichen. „Vor einem Jahr hätte vielleicht der eine oder andere Spieler angerufen und gesagt, dass er nicht kommt“, mutmaßte der Bundestrainer. Doch die Zeiten haben sich geändert.
Nagelsmann will den eingeschlagenen Weg trotz der Probleme erfolgreich fortführen und weiterhin „attraktiven Fußball“ zeigen. Das Viertelfinal-Ticket hat die DFB-Auswahl in der Nationenliga bereits in der Tasche, ein Erfolg fehlt noch zum angepeilten Gruppensieg. Dieser könnte dem viermaligen Weltmeister bei der Auslosung am 22. November einen leichteren Gegner bescheren.
Sané feiert Comeback im Kreis der Nationalmannschaft
Die letzten Länderspiele des Jahres hätten zwar nicht „die Relevanz eines EM-Viertelfinals“, betonte Nagelsmann, doch „die Menschen freuen sich trotzdem drauf“. Zudem bieten die Partien den Spielern die Möglichkeit, sich aufzudrängen. Zum Beispiel den Rückkehrern Leroy Sané, Julian Brandt und Felix Nmecha.
Für den Münchner Sané, der den verletzten Undav ersetzt, hatte Nagelsmann eine klare Botschaft. „Wenn er sein Potenzial auf den Platz bringt, ist er einer der besten deutschen Spieler. Es liegt an ihm, das zu zeigen“, sagte der einstige Bayern-Coach. Über Brandt, der erstmals seit einem Jahr nominiert ist, sagte er: „Jetzt liegt es an ihm, hier nachhaltig Eindruck zu machen und seine Chancen zu erhöhen, wenn der gesamte Kader dabei ist.“
Nagelsmann nimmt Wanner-Absage sportlich
Einen anderen Spieler hätte Nagelsmann gerne dabei gehabt, doch Paul Wanner gab ihm einen Korb. Nagelsmann nahm es gelassen. Die Absage sei nicht dramatisch, das Thema werde nur „sehr heiß gekocht. Er hat nicht gesagt: ‚Du bist ein Vollblinder und ich habe keine Lust zu spielen.’“ Vielmehr habe Wanner sein Nein „gut begründet“.
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Der 18-Jährige spielt aktuell für die deutsche U21. Wegen seiner österreichischen Mutter könnte er auch für die Alpenrepublik auflaufen, die wie der DFB intensiv um ihn wirbt. „Natürlich hätte ich mich gefreut, wenn er bei mir wäre, deswegen wollten wir ihn nominieren“, sagte Nagelsmann. Wanner aber habe sich „sehr reif“ für sein Alter verhalten. Der DFB und er wollten jedoch weiter darum „kämpfen, die Toptalente bei uns zu haben“.
Damit auch sie ins rechte Licht gerückt werden – und nicht in der Dunkelheit verborgen bleiben. (sid/mp)