• Linienrichter Christian Gittelmann (r.) wurde von einem Bierbecher getroffen.
  • Foto: imago/Jan Huebner

Bierbecher-Skandal in Bochum: Getroffener Schiri fordert harte Strafen

Erstmals seit der Bundesliga-Rückkehr des VfL Bochum nach elf Jahren war das Ruhrstadion wieder voll – doch der Festtag endete mit einem Skandal. Ein gefüllter Becher hatte den Schiedsrichterassistenten Christian Gittelmann am Hinterkopf getroffen, Referee Benjamin Cortus unterbrach das Spiel nach knapp 70 Minuten zunächst, dann brach er es ab und nannte die Entscheidung „einfach alternativlos”. 

Sein Assistent sei „benommen” gewesen und zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht worden, inzwischen geht es Gittelmann besser. Er ist zu Hause, es waren „eine Schädelprellung und ein Schleudertrauma” diagnostiziert worden.

„Jetzt werde ich mir ein paar Tage nehmen, um zur Ruhe zu kommen und die Sache zu verarbeiten”, sagte Gittelmann. „Ich bin froh, wenn ich schnellstmöglich wieder auf den Platz zurückkehren kann. Schon am kommenden Wochenende bin ich für einen Länderspiel-Einsatz eingeplant.“

Skandal in Bochum: So geht es Christian Gittelmann

Gittelmann forderte am Samstag energisch harte Strafen. „Eine flächendeckende Null-Toleranz-Politik mit einem klar definierten und für alle im Vorfeld bekannten und harten Strafmaß sollte ausgearbeitet werden”, sagte der Mitarbeiter der Egidius-Braun-Stiftung auf der Homepage des DFB, nur so seien „Gewalttaten” gegen die Unparteiischen – vor allem auch „auf den Amateurplätzen” – zu vermeiden. Vor dem Spiel hatte es eine Gedenkminute für den verstorbenen ehemaligen Verbandspräsidenten Braun gegeben. 

Für Bochum wird der Eklat in jeder Hinsicht schmerzhafte Konsequenzen haben. Borussia Mönchengladbach, das zu diesem Zeitpunkt 2:0 führte, wird die Punkte aller Voraussicht nach am Grünen Tisch erhalten. Zudem wird es ein Strafverfahren geben, wie der DFB-Sportgerichtsvorsitzende Stephan Oberholz bestätigte.

Mögliche Strafe: wieder ein Geisterspiel, das eigentlich der Corona-Vergangenheit angehören sollte. Vor elf Jahren, als ebenfalls ein Bierbecher einen Linienrichter traf, wurde der FC St. Pauli eben dazu verurteilt. Im Nachhinein wurde die Strafe auf ein Spiel in einem mindestens 50 Kilometer entfernten Stadion abgemildert. Der Klub bezifferte den Einnahmeverlust auf mehr als 400.000 Euro.

VfL Bochum droht ein Geisterspiel

„Ein paar Leute machen uns alles kaputt, was wir uns seit Jahren hier aufbauen. Das ist hart, das ist entsetzlich”, schimpfte Bochums Vorstandsvorsitzender Hans-Peter Villis. Völlig überraschend traf die Bochumer der Eklat jedoch nicht: Er hatte sich schon in den vergangenen Wochen angekündigt. Immer wieder waren in dem engen Stadion Getränkebecher Richtung Spielfeld geflogen.

Vor der Partie gegen Gladbach appellierte der Klub eigens mit einem Video an seine Fans. Bier sei ein „Kunstwerk”, sagte darin Kapitän Anthony Losilla und fügte mit einem Becher in der Hand auf der Stehtribüne an, es sei ”nicht zum Werfen, sondern zum Trinken”.

Doch die Botschaft kam bei „einigen Idioten”, so Villis, nicht an. Schon vor dem Wurf, der Gittelmann traf, waren mehrere Becher aufs Spielfeld geflogen. Der VfL kündigte nach dem Spielabbruch an, gegen den Übeltäter mit aller Härte vorzugehen, und drohte „Stadionverbot, Vereinsausschluss oder Einzug der Dauerkarte” sowie „Schadenersatzansprüche” an. 

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