x
x
x
Schiedsrichter Daniel Schlager zeigt Bayerns Co-Trainer Zsolt Löw vom die Rote Karte
  • Schiedsrichter Daniel Schlager zeigt Bayerns Co-Trainer Zsolt Löw vom die Rote Karte.
  • Foto: imago/MIS

Bayern wüten gegen „soften“ Schiri – Co-Trainer versteht Rote Karte nicht

„O’zapft is“ in München – aber beim FC Bayern konnten sie zum Start des Oktoberfestes weder auf die Tabellenführung anstoßen noch ihren anhaltenden Ärger über den Leverkusener Last-Minute-Elfmeter mit einer Maß Bier herunterspülen. Der verpasste Sprung auf Platz eins beim 2:2 (1:1) im rassigen, emotionalen und höchst unterhaltsamen Topspiel gegen Bayer Leverkusen wirkte auch am Samstag bei Trainer Thomas Tuchel, seinen Spielern und den Bayern-Anhängern noch nach.

Der verpasste Wechsel an der Tabellenspitze am 4. von 34 Spieltagen war für die Bayern zu verkraften. Die wichtigere Erkenntnis der Kraftprobe war aus Sicht der Münchner, dass da in Leverkusen unter der Anleitung von Trainer Xabi Alonso ein Bayer-Team heranreift, das zu einem echten Herausforderer im Titelkampf heranzureifen scheint.

„Sehr erwachsene Leitung“ von Leverkusen

„Hauptkonkurrent weiß ich nicht, Konkurrent mit Sicherheit“, antwortete Leon Goretzka auf die Frage, ob die Leverkusener nun der größte Konkurrent seien. Tuchel jedenfalls hat Bayer als Bayern-Jäger auf der Liste, auch wenn die Bundesliga-Saison „ein Marathonlauf“ sei. „Sehr gute Mannschaft, klare Handschrift, guter Trainer“, äußerte Tuchel wertschätzend.

Dieser Trainer, Ex-Bayern-Profi Xabi Alonso, attestierte seinem Team nach 15 verschlafenen Anfangsminuten „eine sehr erwachsene Leistung“ in der brodelnden Münchner Arena. Der herausragend haltende Torhüter Lukas Hradecky, der mehrere Gegentore mit Top-Reflexen verhinderte, tönte nach dem zweimaligen Bayer-Comeback nach Rückständen in den Katakomben: „Wir bleiben Nummer eins! Wir haben den härtesten Härtetest bestanden! Es war mein achtes oder neuntes Spiel hier, aber so überzeugend haben wir hier nie gespielt!“

Bayer spricht von einem „gefühlten Sieg“

Die 75.000 Zuschauer konnten sich an einem Hochintensitäts-Spiel erfreuen mit Aufs und Abs, massenhaft Torchancen und mehreren emotionalen Wendepunkten. „Es hätte auch 5:5 ausgehen können“, befand Leverkusens Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes begeistert.

Die Dramaturgie des Spiels mit den späten Toren sorgte dennoch für Stimmungskontraste. Die Bayern ärgerten sich über den entrissenen Heimerfolg, während bei Bayer von einem „gefühlten Sieg“ (Jonas Hofmann) die Rede war. Mit zehn Punkten führen die programmierten Titelrivalen das Liga-Tableau gleichauf und weiter ungeschlagen an.

Pünktlich zum Wochenende erhalten Sie von uns alle aktuellen News der Woche rund um den HSV kurz zusammengefasst – direkt per Mail in Ihr Postfach.

Mit meiner Anmeldung stimme ich der Werbevereinbarung zu.

Das 1:0 von Harry Kane glich Bayers Freistoß-Kunstschütze Alejandro Grimaldo mit einem Schuss in Perfektion aus. Und Goretzkas vermeintliches Siegtor in der 86. Minute machte Argentiniens Weltmeister Exequiel Palacios tief in der Nachspielzeit mit einem Foulelfmeter wett, der die Münchner kollektiv erzürnte.

Thomas Müller sprach von „einem sehr, sehr soften Elfmeter“ nach dem leichten Kontakt zwischen Alphonso Davies und dem dankbar fallenden Hofmann im Strafraum. „Leverkusen wird sagen, super Schiedsrichter-Pfiff, klares Foul. Wir spielen aber schon noch Kontaktsport“, grantelte Müller. Bayerns neuer Sportdirektor Christoph Freund hinterfragte das Eingreifen des Video-Assistenten, das erst zur nachträglichen Elfmeterentscheidung von Schiedsrichter Daniel Schlager geführt hatte. „Die klare Regel ist, dass der Video-Schiedsrichter nur eingreift, wenn es glasklar ist“, argumentierte der Österreicher.

Schiri-Entscheidung in der Kritik

„Klarer Elfmeter. Punkt! Da braucht man kein großes Thema draus zu machen“, konterte Hofmann. Er hatte das ungestüme Abwehrverhalten von Davies clever angenommen. Schiri Schlager war bei Ansicht der TV-Bilder „relativ schnell klar“, dass er dem Hinweis von Video-Referee Matthias Jöllenbeck aus dem Kölner Keller folgt. Die Bayern haderten wie Coach Tuchel nach dem Spiel sogar „mit zwei fragwürdigen Entscheidungen gegen uns“, weil sie auch den Freistoßpfiff vor dem 1:1 nach Müllers Kampf um den Ball mit Grimaldo heftig anzweifelten. „Ich argumentiere für offene Sohle“, beschwerte sich Müller.

Die Pfiffe vor Leverkusens Toren waren Ansichtssache. Dass es ein Spitzenspiel auf Augenhöhe war, darüber herrschte ein breiter Konsens. Tuchel sprach von „einem fairen Ergebnis“, auch wenn er nicht zu Unrecht anmerkte: „Wenn du so spät das Führungstor erzielst, kannst du auch mal aus einem gerechten Unentschieden drei Punkte mitnehmen.“

„Kein beleidigendes Wort“: Tuchel-Assistent sauer wegen Rot

Ein weiterer Aufreger: Tuchel-Assistent Zsolt Löw stapfte nach dem Spiel auf Schiedsrichter Daniel Schlager zu und sah nach kurzem Wortwechsel die Rote Karte – zu Unrecht, wie der Ungar meinte.

„Ich habe kein einziges beleidigendes Wort gesagt“, betonte Löw in der „Bild“ und ergänzte: „Ich war ganz, ganz ruhig, meine Tonlage war auch okay. Ich habe ihn nicht angeschrien.“

Löw hofft, dass die TV-Bilder ihn entlasten. „Gerne auch mit einem Lippenleser – der könnte bestätigen, dass da kein einziges schlechtes Wort gefallen ist“, sagte er.

Das könnte Sie auch interessieren: Kaufrausch geht weiter: Hertha-Investor übernimmt Premier-League-Klub

Laut Schlager ging es jedoch bei der Szene gar „nicht um eine Beleidigung, sondern um die konfrontative Art, mit der Zsolt Löw auf mich zugestürmt ist. Das ist nach Regelwerk eine Rote.“ Warum? „Wir haben hier auch dem Amateurfußball gegenüber eine Vorbildfunktion.“ (dpa/sid/lsc)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp