„Alarmglocken gehen an“: Kritik von Werder-Kapitän sorgt für Wirbel
Werder Bremens Geschäftsführer kann die Kritik von Kapitän Marco Friedl am Stand der Saison-Vorbereitung nachvollziehen. Zugleich sieht er auch eine Eigenverantwortung der Spieler. „Marco ist unser Kapitän, er kann sich so äußern. Ich halte nichts davon, Dinge schönzureden. Eine gewisse Reibung gehört dazu und kann auch guttun. Wir sind ja auch nicht zufrieden“, sagte Fritz der „Deichstube“ zum Abschluss des Trainingslagers in Zell am Ziller in Österreich.
Nach dem 2:2 (2:0) im Test gegen den englischen Zweitligisten Sheffield Wednesday am Freitag war Friedl deutlich geworden. „Unter dem Strich bin ich nicht mit dem Trainingslager zufrieden. Hergeschenkt ist das falsche Wort, aber es war ein Machen, um zu machen. Es kommt ein bisschen eine negative Stimmung auf, weil es nicht so läuft“, sagte der österreichische Abwehrspieler.
Fritz: „Weiß nicht, was Marco damit meint“
„Ich weiß nicht, was Marco damit meint, wenn er sagt: ,Wir haben nur gemacht, um zu machen.‘“, entgegnete Fritz. „Wir hatten klare Themen, wollten inhaltlich weiterkommen und viele Meter machen. Dabei spielt inzwischen die Belastungssteuerung eine größere Rolle als früher, um Verletzungen zu vermeiden. Da sind wir ganz gut durchgekommen.“ Doch deutete auch er an, dass nicht alles wie gewünscht lief: „In Summe war das Trainingslager okay, wenn auch nicht alles geklappt hat.“
Wichtig sei, dass er uns alle in die Pflicht genommen hat, sagte Fritz zu den Aussagen von Friedl. „Wir können nur gemeinsam unsere Ziele erreichen. Das heißt aber auch, dass jeder seinen persönlichen Ansprüchen und denen an die Mannschaft auf dem Platz gerecht werden muss.“
Friedl: „Damit können wir nicht zufrieden sein“
Der Bremer waren am Samstag zurück an die Weser gereist. In den zwei Tests in Österreich gegen den italienischen Erstligisten US Lecce (0:3) und gegen Sheffield gab es keinen Sieg. Besonders die zweite Hälfte gegen die Briten – das Spiel ging über 2 x 60 Minuten – war enttäuschend. Friedl war selbst zum zweiten Durchgang eingewechselt worden. „In der ersten Halbzeit haben wir ein gutes Spiel gemacht – mit und gegen den Ball. Die Intensität war sehr hoch“, sagte Fritz. Dawid Kownacki und Keke Topp hatten für die Bremer getroffen. Nach der Pause seien dem Gegner zu viele Räume gelassen worden und sei zu wenig Durchschlagskraft gewesen. „Damit können wir nicht zufrieden sein. Das werden wir analysieren und besprechen.“
Kapitän fordert: „Wir brauchen noch Zugänge“
Friedl hatte nach der Partie eine klare Steigerung knapp drei Wochen vor dem Pflichtspielstart im DFB-Pokal bei Energie Cottbus: „Die Alarmglocken gehen an, aber es ist noch nichts passiert.“ Zudem wünschte sich der 26-Jährige neue Spieler. „Ich bin immer ein Fan davon, wenn der Kader Zuwachs bekommt und es Konkurrenzkampf auf jeder einzelnen Position gibt. Wir brauchen noch Zugänge, aber es bin nicht ich, der dafür verantwortlich ist, da muss man andere Personen befragen“, erklärte Friedl. „Wir haben noch einen weiten Weg vor uns und müssen uns in allen Bereichen steigern.“
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Trainer Ole Werner sieht die Situation weniger alarmistisch als sein Kapitän. „Wir haben noch eine Menge Zeit, um an Themen zu arbeiten, die wir noch nicht gut machen“, sagte der 36-Jährige. Dabei werden auch Österreichs EM-Spieler Romano Schmid und Marco Grüll, die erst im Laufe des Trainingslagers zur Mannschaft gestoßen waren, mit ihrer Qualität und ihrem Charakter helfen. „Die Gruppe ist groß genug und wir sind auf allen Positionen so gut besetzt, dass wir ein gutes Gerüst und die Möglichkeit haben, flexibel zu agieren„, sagte Werner. Mit Blick auf mögliche Neuzugänge meinte er: „Natürlich hilft aber auch frischer Wind, der für Veränderung sorgt und einen auf eine andere Art und Weise mehr fordert.“ (dpa/bv)