Italiens Abwehr-Helden gehen mit ihrem „Baby” ins Bett
Rund 300 Tifosi haben Italiens EM-Helden bei ihrer Rückkehr in Rom empfangen und gefeiert. Die italienische Nationalmannschaft war nach dem Sieg im Elfmeterschießen im EM-Finale gegen England im Londoner Wembley-Stadion am frühen Montag auf dem römischen Flughafen Fiumicino eingetroffen.
Nachdem die Alitalia-Maschine aus London Luton um 6.06 Uhr landete, gab es Freudenschreie der Fans. Trainer Roberto Mancini und die Spieler winkten den Dutzenden von Flughafen-Mitarbeitern, die sich um die Maschine versammelt hatten und mit Applaus sowie Sprechchören die Mannschaft begrüßten.
Nach EM-Triumph gegen England: Europameister Italien ist zurück in der Heimat
„Wir sind die Champions von Europa“, rief Abwehrspieler Leonardo Bonucci, der sich mit den Tifosi fotografieren ließ. Die Europameister wurden von einem großen Spruchband des Flughafenbetreibers „Aeroporti di Roma“ mit den Worten „Grazie Azzurri“ begrüßt.
Die Spieler und der Stab wurden direkt am Flugzeug abgeholt und bestiegen einen Bus, der um 6.30 Uhr unter Polizeibegleitung den römischen Flughafen in Richtung Hotel verließ.
Wer den Pott mitnehmen durfte, war klar: Wie ein altes Ehepaar fielen Bonucci und Giorgio Chiellini nach dem Finale furioso aufs Hotelbett, den Silberpokal nahmen die strahlenden Großmeister als Baby in ihre Mitte. „Keine Sorge, es wird sicher schlafen. Wir werden es beschützen“, schrieb Bonucci auf Instagram.
Die „Azzurri“ werden am Montagnachmittag vom italienischen Präsidenten Sergio Mattarella empfangen, der beim Endspiel im Wembley-Stadion ebenfalls anwesend war und ihnen zum Erfolg gratuliert hatte.
Der erste EM-Triumph nach 53 Jahren war nicht nur auf emotionaler Ebene von Bedeutung: Der FIGC (Federazione Italiana Giuoco Calcio) kann sich über einen Geldregen von satten 28,25 Millionen Euro freuen. In der Gruppenphase erhielt man für die Siege jeweils eine Million Euro, der Einzug ins Achtelfinale wurde mit 1,5 Millionen Euro entlohnt. Es folgten weiter 2,5 Millionen für das Viertel- und vier Millionen für das Halbfinale. Der Sieg im Finale gegen England brachte weitere acht Millionen aus dem Prämien-Topf der UEFA ein.
Die Spieler der „Azzurri“ hatten sich mit dem FIGC auf eine Siegerprämie von 250.000 Euro pro Kopf geeinigt. Zum Vergleich: Die Spieler der deutschen Nationalmannschaft hätten im Falle eines EM-Sieges 400.000 Euro erhalten. Ursprünglich war von Seiten des DFB eine Prämie von 350.000 Euro pro Kopf angedacht, Kapitän Manuel Neuer konnte in Gesprächen mit DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge den Betrag um 50.000 Euro erhöhen.
Erster Torwart als „Spieler der EM“: Gianluigi Donnarumma schreibt Geschichte
Nach dem furiosen Sieg im Elfmeterschießen konnte Gianluigi Donnarumma noch einen weiteren, ganz persönlichen Erfolg, feiern: Er wurde als erster Torhüter in der EM-Geschichte zum besten Spieler des Turniers ausgezeichnet.
Der 22-Jährige hatte im Laufe der Europameisterschaft nur vier Gegentore kassiert und hielt gegen England am späten Sonntagabend im Wembley-Stadion zwei Elfmeter. Auch beim Halbfinalerfolg gegen Spanien hatte der 1,96 Meter große Keeper den entscheidenden Elfmeter in den Duellen vom Punkt pariert. Als bester junger Spieler wurde der Spanier Pedri (18) von der UEFA gekürt.
Donnarumma folgt damit auf Antoine Griezmann (Frankreich/2016), Andrés Iniesta (Spanien/2012), Xavi (Spanien/2008), Theodoros Zagorakis (Griechenland/2004), Zinédine Zidane (Frankreich/2000) und Matthias Sammer (Deutschland/1996). In der 16-köpfigen Expertenkommission, die die Wahl trifft, saß auch Ex-Europameister Steffen Freund. Die Auszeichnung wird von der UEFA seit 1996 vergeben.
„Stolz darauf, allen Italienern ein Lächeln geschenkt zu haben und gemeinsam mit unseren außergewöhnlichen Fans so viele magische Nächte erlebt zu haben“, schrieb Donnarumma nach seinem bisher größten Erfolg auf seiner Instagram-Seite.
Nach EM-Triumph: Donnarumma vor Wechsel zu Paris Saint-Germain?
Zudem war Donnarumma zuletzt auch maßgeblich daran beteiligt, dass Italien den Uraltrekord von Legende Dino Zoff, der zwischen 1972 und 1974 1.142 Minuten ohne Gegentreffer geblieben war, auf 1.169 Minuten ausbaute. Beim Triumph gegen die „Three Lions“ absolvierte Donnarumma sein 33. Länderspiel für die Azzurri und hatte mit 719 Einsatzminuten die meisten aller Akteure bei der EM.
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Donnarumma galt als ein Torwart-Wunderkind, schon mit 14 Jahren unterschrieb er beim AC Mailand seinen ersten Profivertrag. Doch sein Kontrakt bei den Rossoneri war zum Saisonende ausgelaufen. Sein Wechsel zu Paris Saint-Germain soll laut übereinstimmenden Medienberichten demnächst verkündet werden. (sid/dpa/hoe)