Philipp Ziereis und James Lawrence bei ihrem Abschied von St. Pauli
  • Philipp Ziereis (r.) und James Lawrence waren zwei der im vergangenen Jahr verabschiedeten St. Pauli-Profis.
  • Foto: WITTERS

Zwei Abstiege und viel Verletzungspech: So lief die Saison für St. Paulis Abgänge

Gleich zwölf Spieler verließen den FC St. Pauli vor der abgelaufenen Saison in Richtung anderer Klubs. Viele hielt es in den drei deutschen Profiligen, einige zog es ins Ausland. Doch wie schlugen sich die Ex-Kiezkicker bei ihren neuen Klubs?

Daniel-Kofi Kyereh (SC Freiburg): Nach zwei bockstarken Jahren am Millerntor war der Ghanaer bereit für den nächsten Schritt. In Freiburg winkte gleich das europäische Geschäft, St. Pauli wurde mit 4,5 Millionen Euro Ablöse entschädigt. Das erste Jahr im Breisgau sollte jedoch äußerst unglücklich verlaufen. Nach einigen Wochen Anlaufzeit hatte sich Kyereh gerade zur Stammkraft aufgeschwungen, da warf ihn eine Fiebererkrankung aus der Bahn. Im neuen Jahr wollte der 27-Jährige dann neu angreifen – und zog sich nach nur wenigen Wochen einen Kreuzbandriss zu, der ihn noch monatelang außer Gefecht setzen wird. Nur 18 Einsätze (drei Tore, eine Vorlage) stehen am Saisonende zu Buche. Eine magere Bilanz, für die Kyereh selbst jedoch am allerwenigsten kann.

Finn Ole Becker (TSG 1899 Hoffenheim): Auch das Eigengewächs sah sich nach elf Jahren beim Kiezklub reif für Deutschlands höchste Spielklasse. Was folgte, ist mit „Startschwierigkeiten“ noch freundlich umschrieben. Über knapp zwei Saisondrittel war Becker überhaupt nicht gefragt, in der gesamten Hinrunde reichte es nur für einen einzigen Kurzeinsatz. Erst mit dem Trainerwechsel von André Breitenreiter zu Pellegrino Matarazzo schaffte es der 22-Jährige häufiger ins Team. Elfmal kam der gebürtige Elmshorner in den letzten zwölf Saisonspielen zum Einsatz, sechsmal von Beginn an. Dabei setzte Becker zwar noch keine allzu großen Glanzpunkte, aufbauen lässt sich auf dem jüngsten Formanstieg aber allemal.

Lawrence und Viet wurden zur Zweitliga-Konkurrenz

James Lawrence (1. FC Nürnberg): Der Vertrag des Walisers wurde nach zwei Spielzeiten am Millerntor nicht verlängert. Der zweiten Liga blieb Lawrence dennoch erhalten, wechselte zum 1. FC Nürnberg. Dort avancierte er auf Anhieb zur Stammkraft – und fand sich als solche schnell im Abstiegskampf wieder. Im letzten Hinrunden-Spiel dann der Schock: Schon nach elf Minuten musste Lawrence gegen den SC Paderborn ausgewechselt werden. Diagnose: Innenbandriss. Über drei Monate dauerte es, bis 30-Jährige auf den Platz zurückkehrte. Nach seiner Genesung im März fand er sich nur noch vereinzelt in der Startelf wieder, am Ende stehen 21 Ligaeinsätze auf der Habenseite.

Christian Viet (Jahn Regensburg): In der Vorsaison überzeugte Viet leihweise in Liga drei beim BVB II, eine Spielklasse höher sollte die Entwicklung ähnlich erfolgreich voranschreiten. Wenngleich der 24-Jährige am Ende den Abstieg mit dem Jahn verkraften musste, kann er persönlich doch auf eine positive Spielzeit zurückblicken. In seiner ersten kompletten Zweitliga-Saison stand er 22 Mal auf dem Rasen, Joker-Einsätze und Startelf-Nominierungen wechselten sich ab. Vor allem seine Flexibilität kam Viet zugute, er agierte als Sechser und Achter, beackerte zudem beide Außenbahnen defensiv und offensiv. Kurios: Viet sammelte in der gesamten Saison nur zwei Scorerpunkte – beide als Vorlagengeber beim 2:0-Hinspielerfolg gegen den FC St. Pauli.

Buchtmann, Senger und Dittgen versuchen sich in Liga 3

Christopher Buchtmann (VfB Oldenburg): Nach stolzen zehn Jahren im Klub war für den Mittelfeldmann im vergangenen Sommer Schluss auf St. Pauli. Dem Norden blieb Buchtmann aber erhalten, wechselte Ende August nach Oldenburg. Dort holte ihn jedoch das Verletzungspech ein, das ihn auch schon während seines Engagements am Millerntor zahlreiche Einsätze kostete. Zunächst brach sich Buchtmann in seinem ersten Einsatz das Wadenbein, verpasste dadurch fast die gesamte Rest-Hinrunde. In der Rückrunde waren es dann jeweils muskuläre Probleme, die ihn zweimal wochenlang zum Zuschauen zwangen. Am Ende verpasste er 22 Pflichtspiele, 34 wären möglich gewesen. In seinen elf Einsätzen steuerte er einen Treffer und eine Vorlage bei. Kommende Saison kommt es für Buchtmann dann zum Wiedersehen mit Braun-Weiß. Mit Oldenburg verpasste er den Klassenerhalt, wird im nächsten Jahr mit dem VfB auf St. Paulis Zweitvertretung treffen.

Marvin Senger (MSV Duisburg): Hinter Senger lag im vergangenen Sommer ein absolutes Horror-Leihjahr beim 1. FC Kaiserslautern. In Duisburg wollte der 23-Jährige wieder zurück zu alter Stärke finden, verließ den FC St. Pauli dafür endgültig. Und das gelang: Beim MSV war Senger über weite Strecken der Saison im Abwehrzentrum gesetzt, machte 28 Drittliga-Spiele – und hatte so einen erheblichen Anteil daran, dass Duisburg nach zwei Jahren des Zitterns bis zur letzten Sekunde diesmal einigermaßen souverän die Klasse hielt.

Maximilian Dittgen (FC Ingolstadt 04): Was für ein Seuchen-Jahr. Anders als in der Vorsaison auf St. Pauli wollte sich Dittgen in Ingolstadt wieder zu einer festen Größe aufschwingen. Doch das misslang völlig – weil der Oberschenkel ihm einen fetten Strich durch die Rechnung machte. Erst setzte den Stürmer eine muskuläre Verletzung die gesamte Hinrunde außer Gefecht, seit Anfang Februar bereitet ein Hämatom Probleme. Dazwischen lagen nur fünf Einsätze.

Benatelli, Burgstaller, Ziereis: Ein Trio nach Österreich

Rico Benatelli (Austria Klagenfurt): Sechs Stationen durchlief Benatelli in Deutschland, im vergangenen Sommer folgte erstmals der Schritt ins Ausland. Und es sollte ein recht erfolgreicher werden: Mit den Klagenfurtern, denen erst ein Jahr zuvor der Aufstieg gelungen war, schaffte es der 31-jährige Mittelfeldmann auf Platz sechs, gleichbedeutend mit dem Einzug in die Meisterrunde. In der ersten Saisonhälfte war Benatelli eher als Joker gefragt, in der zweiten dann unangefochtene Stammkraft. Insgesamt stehen 25 Einsätze zu Buche.

Guido Burgstaller (Rapid Wien): Beim FC St. Pauli war Guido Burgstaller mit seinen Toren so etwas wie die Lebensversicherung. Eine Rolle, an die er bei Rapid nahtlos anknüpfte: In 42 Spielen kam er wettbewerbsübergreifend zum Einsatz, traf dabei starke 25 Mal und legte acht weitere Treffer auf. Zudem führte er die Mannschaft in aller Regel als Kapitän aufs Feld. Beeindruckend: In seinen letzten acht Ligaeinsätzen traf der 34-Jährige jedes Mal.

Philipp Ziereis (LASK): Mit Ziereis verlor St. Pauli im Sommer seinen Kapitän und damit einen absoluten Führungsspieler. Diese Qualitäten stellte er – wenn auch ohne Binde um den Arm – auch beim Linzer ASK unter Beweis. War der Innenverteidiger fit und spielberechtigt, spielte er. 32 Mal war das in dieser Saison wettbewerbsübergreifend der Fall.

Ohlsson und Makienok gingen in die Heimat

Sebastian Ohlsson (IFK Göteborg): Nur zwei der zwölf abgewanderten Kiezkicker wechselten nicht innerhalb Deutschlands oder nach Österreich. Einer davon ist Ohlsson, der nach fast einem halben Jahr ohne Verein im Januar in seiner schwedischen Heimat beim IFK Göteborg unterschrieb – jenem Verein, bei dem er in der Jugend bereits das Fußballspielen erlernte. Dort ist er gesetzt, kam in den ersten neun Spielen der Anfang April gestarteten Saison immer von Beginn an zum Zug und offenbarte mit vier Treffern zudem ungeahnte Knipser-Qualitäten. Zum Vergleich: Auf St. Pauli blieb der Rechtsverteidiger in drei Jahren ohne ein einziges Tor.

Simon Makienok (AC Horsens): Auch der groß gewachsene Stürmer verließ St. Pauli gen Heimat. Anders als Ohlsson wurde er dort bislang aber nicht wirklich glücklich. Viel mehr als Joker-Einsätze sprang für Makienok in Dänemark selten heraus, ein Tor und eine Vorlage lautet die magere Ausbeute nach 18 Einsätzen. Im schlimmsten Fall könnte die Saison noch im Abstieg münden. Dabei helfen dürfen, dieses Szenario abzuwenden, wird der 32-Jährige vermutlich nicht, in den vergangenen acht Partien war er nicht mal im Kader.

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