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St. Paulis Kult-Kneipe „Zum letzten Pfennig“
  • 1998 mussten sich St. Paulis Fans vom „Letzten Pfennig“ verabschieden.
  • Foto: FC St. Pauli Museum

„Zum letzten Pfennig“: Revival-Party für St. Paulis Kult-Kneipe

Aus dem Pfennig ist längst ein Cent geworden, doch am Freitagabend erlebte der letzte seiner Art ein Revival auf dem Kiez: Im „Indra“, wo die Beatles einst ihre ersten Deutschmarks verdienten, stieg eine Party im Andenken an die legendäre Fan-Kneipe „Zum letzten Pfennig“.

Der „Pfennig“ in der Clemens-Schultz-Straße war zwischen 1994 und 1998 der Anlaufpunkt vieler St. Pauli-Fans, die sich angesichts der geringen Raumgröße auch nie wirklich voneinander distanzieren konnten. Trotzdem fand sich nach Spielen der Amateure des FC St. Pauli Platz für einen umgedrehten Bierkasten – die „heiße Kiste“, auf der dann ein braun-weißer Nachwuchskicker Rede und Antwort stand.

St. Paulis zweite Mannschaft spielte vor zahlreichen Fans

Die zweite Mannschaft des Vereins kickte damals vor Hunderten von Zuschauer:innen. Als ihr verweigert wurde, weiter am Millerntor zu spielen, entstand aus dem Protest der Fans die Arbeitsgemeinschaft interessierter Mitglieder (AGiM). Die AGiM wiederum war eine Grundlage der Abteilung Fördernde Mitglieder (AFM), die heute die bei weitem größte Abteilung des Vereins darstellt. Dass die Fanszene über Aufsichtsräte wie Sandra Schwedler oder Roger Hasenbein die Vereinspolitik inzwischen an entscheidenden Stellen prägt, hat in diesen letzten Jahren der Präsidentschaft Heinz Weiseners seine Grundlage.

„Neben dem Fanladen war der Pfennig die Keimzelle“, erinnert sich Holger Scharf, der damals gegen großen Widerstand der Vereinsführung als erster Fan-Vertreter in den Aufsichtsrat des FC St. Pauli gewählt wurde: „Es war ein Schmelzpunkt, an dem sich alle fanden, die ein Interesse daran hatten, dass der Verein sich verändert. Ein Ort, an dem man kritische Diskussionen führen konnte.“

Jolly Rogers wurde zum Nachfolger des „Pfennig“

Die gab es zwischen Musik von den Beck’s Pistols über Cyndi Lauper bis zu Freddy Quinn auch am Freitag, ein rundes Vierteljahrhundert später, im Beisein der damaligen Wirte Klaus und Marc. Die mussten nach nicht einmal dreieinhalb Jahren wegen Anwohnerbeschwerden ihren Laden schließen, dem sie in Anlehnung an einen Supermarkt-Werbespruch das Motto „Prima Leben Und Saufen“ gegeben hatten.

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Bis 2002 entstand ein Vakuum, das erst mit der Einweihung des „Jolly Roger“ in der Budapester Straße gefüllt wurde. Eine Kneipe, die vom Fan-Verein „BallKult“ getragen wird und auch für die stärkere Organisation der kritischen Fanszene nach den „wilden Jahren“ ab 1986 steht. Begonnen hat ihr langjähriger Marsch durch die Institutionen auch im Pfennig. Und dort vielleicht sogar mit einer Polonäse.

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