Zu viel Druck? Wie Blessin dem torlosen Guilavogui beim Druchbruch helfen will
Es ist wie verflixt. Zweimal hat Morgan Guilavogui in dieser Saison bereits getroffen – doch beide Male wurde das Tor wegen einer angeblichen Abseitsstellung zurückgenommen. Der Stürmer wartet weiter auf seinen ersten regulären Liga-Treffer im Trikot des FC St. Pauli. Eine Torlos-Serie, die Selbstvertrauen klauen und zermürben kann. Auch deshalb stärkt der Trainer dem fleißigen Angreifer demonstrativ den Rücken, spricht über die intensive Arbeit mit dem Nationalspieler Guineas, die auch abseits des Rasens stattfindet. Ist Druck das größte Problem?
Wer Guilavogui regelmäßig im Training beobachtet, weiß längst: mangelnde Abschlussqualität kann nicht der Grund dafür sein, dass er nach zehn Ligaspielen null Tore auf seinem Konto hat. Regelmäßig schweißt er die Bälle auf beeindruckende Manier in die Maschen. Oft sieht das selbstverständlich, manchmal sogar leicht aus. Nur: im Pflichtspiel – und dann gegen erstklassige Defensivabteilungen und Gegenspieler – fällt ihm das schwerer.
St. Paulis Stürmer müssen viel Defensivarbeit verrichten
Ein Problem: Weil St. Paulis Stürmer gegen den Ball enorm viel Laufarbeit verrichten müssen und auch im Spiel nach vorne immer wieder zu Tiefenläufen starten, fehlt in manchen Szenen die letzte Energie und mit zunehmender Spieldauer nimmt mit schwindenden Kräften oft auch die Konzentration ab, werden vielversprechende Situationen immer häufiger nicht gut zu Ende gespielt, mangelt es an Durchschlagskraft und einigen Abschlüssen an Vehemenz und Genauigkeit. Klar: Es war auch mal Pech dabei. Andererseits können sich die Angreifer Ruhephasen taktisch nicht leisten, selbst kurze Durchschnaufmomente sind rar – auch, weil St. Paulis Ballbesitzphasen oftmals nicht lang genug sind. Ein schwieriger Spagat.
„Wir brauchen ziemlich viele Körner im Arbeiten gegen den Ball“, weiß Blessin, aber es gehe darum, „sich auch nicht defensiv einlullen zu lassen. Wir wollen mit und gegen den Ball aktiv sein.“ Und mit dem Ball gefährlicher.
Guilavogui im Spiel gegen den Ball fast unverzichtbar
Guilavogui hat große Stärken im Pressing, ist damit enorm wichtig und eigentlich sogar unverzichtbar für das Spiel der Kiezkicker. Das gilt auch für seine Kopfballstärke, die defensiv gebraucht wird. Man könnte sagen: Morgan Guilavogui ist einer der wichtigsten Defensivspieler des FC St. Pauli. Auf der anderen Seite ist er aber Stürmer – und die sind nun einmal für Tore zuständig oder zumindest das Vorbereiten von Toren.
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Bei Guilavogui ist es besonders auffällig, dass ihn in der letzten Aktion oder am Ende eines Sprints die letzten Prozentpunkte Energie fehlen, manchmal auch der nötige Fokus. Vor dem Tor wirkt Guilavogui ein ums andere Mal hektisch, agiert überhastet, trifft die falsche Entscheidung. Ist es Nervosität? Verkrampfung beim Versuch, alles richtig zu machen?
Video und Gespräche: Blessin will „gutes Gefühl geben“
Neben der täglichen Arbeit auf dem Platz setzen sich die Angreifer der Braun-Weißen in Video-Sitzungen mit dem Trainerteam immer wieder mit Laufwegen, Passwegen und Abschlussituationen auseinander, wie Blessin berichtet. Das gilt auch für Überzahlsituationen, die St. Pauli noch viel besser nutzen könnte – und müsste. Über Wiederholungen und das Training, wolle man diese Themen „reinkriegen“, möglichst automatisieren und den Stürmern „über das Training ein gutes Gefühl geben“.
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Dieses gute Gefühl sollen Guilavogui und auch der ebenfalls noch torlose Johannes Eggestein mit ins Spiel nehmen, sagt ihr Coach. Der Einsatz stimmt immer, die Leistung in der Regel auch, aber die Mängel bei der Durchschlagskraft und der Chancenverwertung bleiben.
Kein Liga-Tor, aber Blessin lobt Guilavogui „extremst“
„Ich bin da weiterhin guter Dinge“, versichert Blessin. Auf Guilavogui angesprochen, betont er: „Morgan hat in den letzten Spielen gute Leistungen gezeigt, ist immer wieder zu Torabschlüssen gekommen, hat zwei Abseitstore gemacht und ist von daher weiter auf einem guten Weg. Von daher bin ich auch extremst zufrieden.“ Dieses Lob in Superlativform überrascht, wenn man bedenkt, dass Guilavogui erst ein Treffer gelungen ist, im Pokal in Leipzig (2:4).
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Aber vermutlich ist das Lob deshalb so groß und demonstrativ, weil Blessin dem 1,89-Meter-Mann den Rücken stärken will. Der Trainer berichtet, dass sich „der Junge am meisten unter Druck“ setzte. „Natürlich versuche ich in Gesprächen auch, diesen Druck, den er sich selbst auferlegt, wegzunehmen.“ Denn wichtig ist auch, bei allem Unbedingt-Wollen die nötige Lockerheit zu behalten, um nicht zu verkopfen und zu verkrampfen.
Macht sich Guilavogui zu viel Druck? Er braucht ein Tor
Als ehemaliger Stürmer weiß Blessin allerdings: Der beste und auch nachhaltigste Brustlöser ist ein Tor. Eines, das auch wirklich zählt. Am Sonntag in Mönchengladbach (17.30 Uhr/Liveticker bei mopo.de) hat Guilavogui die nächste Gelegenheit, sich für seine harte Arbeit zu belohnen. In der Währung der Stürmer.