x
x
x
Timo Schultz
  • St. Paulis Trainer Timo Schultz in den Armen von Afeez Aremu, rechts Leart Paqarada.
  • Foto: WITTERS

„Waren spielerisch besser!“ St. Pauli hat den HSV überholt

Derby-Siege haben per se einen bunten Kessel an positiven Effekten. Sie sind gut fürs Punktekonto, das Prestige, das Selbstvertrauen der Protagonisten und das Ego des Fanklientels, das bis zum nächsten Duell in der Stadt den Hut aufhat. Doch das 3:2 des FC St. Pauli gegen den HSV am Freitagabend hatte noch eine weitere Botschaft in petto. Eine, die neu ist und zukunftsweisend sein könnte.

Die ersten fünf Duelle im Unterhaus hatten aus Kiezklub-Sicht identische Vorzeichen. Wenn man alles in die Waagschale wirft, vieles gut läuft, dann ist mit ein bisschen Glück was drin gegen den großen Nachbarn. Das ging vier Mal tatsächlich auf (zwei Siege, zwei Remis) und nur beim 0:4 am Millerntor komplett in die Hose. Vorm Rückspiel der Vorsaison (1:0) beschlich einen dann schon das Gefühl, dass mehr gehen könnte, der Gegner nicht mehr übermächtig daherkam.

St. Pauli ist in Duellen mit dem HSV nicht mehr der Underdog

Im Vorfeld des Freitagabends hatte das nochmals eine Steigerung erfahren, kaum jemand sah in St. Pauli noch den Underdog von einst. Und die 96 Minuten am Millerntor bestätigten die Wahrnehmung nicht nur, sie transportierten zudem eine Ansage von Braun-Weiß an Schwarz-Weiß-Blau mit neuer Qualität: Ihr müsst euch verdammt lang machen, wenn ihr besser sein wollt als wir. Und zwar nicht nur im direkten Vergleich, sondern über die gesamte Saison gesehen.

Schultz bremst: „Der HSV hat weiterhin eine ganz andere Strahlkraft“

Naturgemäß war Timo Schultz versucht, den Ball diesbezüglich flach zu halten. „Ich denke, wir sollten jetzt nicht durchdrehen“, sagte er. „Ich glaube, der HSV hat weiterhin eine ganz andere Strahlkraft, ist der größere Verein, da muss man nur auf die Mitglieder gucken oder die Infrastruktur.“ Aber, räumte er ein, auch St. Pauli habe seine Nische, sich in den letzten Jahren kontinuierlich entwickelt. Die Vereine hätten sich sicherlich angenähert, es sei ja kein Geheimnis, dass der HSV jetzt auch seit Jahren in der 2. Liga ist. „Von daher ist die Kluft zwischen beiden nicht mehr so groß, wie sie manche vielleicht von außen wahrnehmen.“

Das könnte Sie auch interessieren: Schultz‘ Dank an die Fans

Schon gar nicht auf dem Spielfeld, wo St. Pauli seit fünf Partien ungeschlagen ist. „Ich finde, wir haben absolut verdient gewonnen, waren spielerisch die bessere Mannschaft, hatten die klareren Chancen“, fasste Schultz das Freitag-Spiel zusammen. Als Momentaufnahme könne man festhalten, dass man inzwischen auf Augenhöhe agiere. „Aber es gilt, das zu bestätigen. Und das ist immer schwieriger, als etwas aufzubauen.“

Der FC St. Pauli im August 2021 macht riesigen Spaß

Wobei den Coach keine Zweifel zu beschleichen scheinen, dass das klappen kann. „Ich bin wirklich Fan dieser Mannschaft“, schwärmte er. „Wir zocken, wir spielen, wir setzen unter Druck, wir gehen Risiken ein. Ich glaube, jedem, der ins Stadion kommt, macht es Spaß zuzugucken.“ Auch weil für alle Welt ersichtlich ist, dass da eine Truppe entstanden ist, die ihr Herz auf dem Platz lässt. Eine, die den Vergleich mit dem einst übermächtigen Nachbarn nicht scheuen muss.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp