Ben Voll jubelt

Jubelschrei nach dem Schlusspfiff. St. Paulis Aushilfs-Nummer-eins Ben Voll feiert das Remis in Frankfurt und den Klassenerhalt. Foto: imago/Hartenfelser

Voll cool, „brutal“ gut! St. Paulis gefeierte Nr. 2 verrät Vorlagen-Geheimnis

Die Herausforderung groß, der Druck enorm, die Leistung angesichts der Umstände riesig! Ben Voll hat als Aushilfs-Nummer-eins des FC St. Pauli voll überzeugt und ein denkwürdiges Startelf-Debüt in der Bundesliga gefeiert. Beim 2:2 in Frankfurt, das dem Kiezklub den vorzeitigen Klassenerhalt bescherte, war der 24-Jährige ein absolut würdiger Vertreter des gesperrten Nikola Vasilj und verbuchte sogar eine Torvorlage. Klasse gehalten und klasse gehalten! Ein emotionaler Tag für den ruhigen Schlussmann, der zeigte, warum er das Zeug zum Stammtorwart hat und Details zu seiner spektakulären Torvorlage verriet. Ins Schwärmen gerieten vor allem seine Mitspieler.

Am Ende einer aufregenden Woche, in der er mitten in der finalen Phase des Klassenkampfes unerwartet und unverhofft vom talentierten Dauer-Back-up zur Nummer eins aufgestiegen war, war Voll einfach nur glücklich. „Das war schon sehr cool. Es hat brutal Spaß gemacht“, freute sich der gebürtige Bergisch-Gladbacher über sein erstes Bundesligaspiel von Beginn an und meinte im Hinblick auf seinen Kurzeinsatz in der Nachspielzeit im vorangegangenen Heimspiel gegen Stuttgart schmunzelnd: „Es hat ein bisschen mehr Spaß gemacht, als nur 40 Sekunden auf dem Platz zu stehen.“

Ben Voll überzeugt als Vasilj-Ersatz – und zwar voll

Beeindruckend, wie er mit der Situation umging, vor 58.000 Zuschauenden in einer brodelnden Arena gegen ein absolutes Topteam der Liga seinen Job zu erledigen. Sollte er Nervosität verspürt haben – sie war ihm nicht anzumerken. Auch das frühe 0:1 schon nach rund 20 Sekunden brachte ihn nicht aus der Ruhe. Voll spielte konzentriert weiter, zeigte in der Anfangsviertelstunde zwei Klasseparaden, agierte auch mit dem Ball am Fuß fast immer souverän. Bei den Gegentoren war er machtlos.

St. Paulis Torwart Ben Voll bereitete in Frankfurt ein Tor vor und konnte am Ende den Klassenerhalt bejubeln. IMAGO / HMB-Media
St. Paulis Torwart Ben Voll jubelt
St. Paulis Torwart Ben Voll bereitete in Frankfurt ein Tor vor und konnte am Ende den Klassenerhalt bejubeln.

Druck? „Im Endeffekt ist es ja das, wofür man 17 Jahre Fußball spielt. So ein Stadion, Bundesliga“, entgegnete Voll so cool wie er während der 96 Minuten auf dem Rasen der Arena agiert hatte. „Das ist das, wofür man lange und hart arbeitet und ich war dann einfach sehr, sehr froh, dass es heute soweit war.“

Abstoß-Vorlage auf Guilavogui war so geplant

Der 1,95-Meter-Mann, der im vor dieser Saison von Drittligist Viktoria Köln zum Kiezklub gewechselt war, beließ es bei seinem echten Erstliga-Einstand jedoch nicht beim Bälle-halten. Mit einem schnell ausgeführten und zielgenauen Abstoß leitete er den Treffer von Morgan Guilavogui zum zwischenzeitlichen 2:1 ein. Eine Bilderbuch-Vorlage, Anschauungsmaterial für Torhüter – und alles andere als Glück oder Zufall, wie er nach dem Spiel verriet.

„Ja, der war so geplant. Ich hatte vorher mit Morgan gesprochen, dass wenn er sieht, dass der Raum da ist, wir entsprechend versuchen, schnell umzuschalten“, erzählte Voll. „Dass das dann so perfekt aufgeht … selbst in Drittligaspielen habe ich so einen Ball oft versucht und da kam der nicht so weit. Deshalb ist es schön, dass der so geklappt hat.“

Treu und Smith loben die Nummer zwei: „Brutale Qualität“

Es hätte keinen besseren Zeitpunkt geben können für die erste perfekte Ausführung als dieses so wichtige und letzlich für den Klassenerhalt der Kiezkicker entscheidende Spiel. „Ben hat brutale Qualitäten mit seinem seitlichen Abschlag. Super gemacht, super geschaltet, auch von Morgan“, lobte Philipp Treu und berichtete, dass solche schnellen Abschläge noch Thema in der Teambesprechung gewesen seien.

Kapitän Eric Smith war ebenfalls voll des Lobes. „Wir haben ihn alle das ganze Jahr lang im Training gesehen und er hat einfach unfassbar trainiert. Wir sind alle super sicher in dieses Spiel gegangen“, betonte der Schwede, dass er keinerlei Bedenken gehabt habe, dass Voll der besonderen Aufgabe gewachsen sein würde. „Wir wissen natürlich, wie wichtig Niko ist, aber wir haben einen der besten Nummer Zwei-Keeper in der Liga. Wir haben vielleicht sogar das beste Torwart-Duo der Liga. Darüber sind wir sehr glücklich und würden niemals irgendwelche Zweifel haben.“

Vertrauen: Trainer Blessin will „kein Klugscheißer sein“

Auch der Trainer hatte es vorher gewusst und war nicht überrascht. „Ich will echt kein Klugscheißer sein“, meinte Alexander Blessin. „Ich habe es ja schon die ganze Woche schon gesagt, dass wir da vollstes Vertrauen haben, auch die Spieler. Das hat er sich über das ganze Jahr erarbeitet und dieses Vertrauen hat er heute zurückgezahlt. Das war wichtig, aber es gab nie ein Fragezeichen. Ich weiß, was ich sehe. Das ist ein guter Torwart und der wird seinen Weg machen. Das war eine richtig gute Performance und das freut mich für ihn.“

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Im Saisonfinale gegen Bochum wird Vasilj – wenn nicht erneut etwas Unvorhergesehenes passiert – wieder zwischen die Pfosten zurückkehren, Voll auf der Bank Platz nehmen. Aber St. Paulis Schlussmann Nummer zwei hat gezeigt, dass auf ihn Verlass ist und er das Zeug zur Nummer eins hat. Möglicherweise hat man in Frankfurt den Nachfolger von Vasilj gesehen. Wann auch immer seine Zeit kommen wird: Ben Voll wird bereit sein. Bis dahin gilt: Der FC St. Pauli ist im Tor erstklassig aufgestellt. Und das doppelt.

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