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Matanovic, St. Pauli
  • Igor Matanovic (r.) erzielte den zweiten Treffer beim 4:1 des FC St. Pauli gegen Istra.
  • Foto: WITTERS

Tor, Kapitän, Sturm: St. Paulis Fazit nach der starken Generalprobe

Auch wenn die Rahmenbedingungen nicht den Anschein eines letzten Vorbereitungsspiels vor dem Start in die Zweitliga-Saison erweckten, waren die 90 Minuten zwischen dem FC St. Pauli und dem kroatischen Erstligisten NK Istra genau das: Die Generalprobe für den Kiezklub vor dem Auftakt gegen den 1. FC Nürnberg am kommenden Sonnabend. Sie gelang vollauf, St. Pauli besiegte die Kroaten mit 4:1 (2:0).

250 Zuschauer:innen hatten den Weg zum Sportplatz Moos gefunden, wo die Sonne ins Tal knallte und der Bürgermeister des benachbarten St. Leonhard das Bier ausschenkte. Volksfeststimmung allenthalben, nur nicht auf dem Platz. St. Paulis Startformation war eine für den Ernstfall, sie bestand aus jenen Spielern, die sich durch Qualität, Form und Gesundheit dafür qualifizierten und zu erwarten waren, Überraschungen blieben da aus. David Nemeth etwa ist zwar als Stammkraft eingeplant, aber nach Oberschenkelverletzung erst Ende des Monats wieder spielfähig.

Smarsch beginnt im St. Pauli-Tor, Vasilj kommt erst zur zweiten Hälfte

Wirklich spannend war da nur, wer im Tor stehen würde: Die bisherige Nummer eins Nikola Vasilj oder Dennis Smarsch, der für das unter dem neuen Torwarttrainer Marco Knoop eingeführte proaktive, offensive Torwartspiel durch seine Qualitäten mit dem Ball prädestiniert ist. Die Wahl fiel auf Smarsch – eine Tendenz, ein Zeichen, waren eben alle anderen zehn Kollegen auch solche, die gegen Nürnberg mehr als nur Kandidaten für die Startelf sind.

Bemerkenswert war außerdem die Kapitänswahl: Eric Smith, seit Freitag Mitglied des neu gewählten Mannschaftsrats, führte St. Pauli vor der Nadelbaum- und Berg-Kulisse aufs Feld. Das im Übrigen auffällig klein (in Länge und vor allem in Breite) geraten war und somit nicht eben optimal für das neue Element im Spiel der Braun-Weißen: Flankenläufe. Das machte sich allerdings auch bemerkbar, von Manos Saliakas war (im Gegensatz zu Leart Paqarada auf links) wenig zu sehen.

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Trotzdem dauerte es nicht einmal zwei Minuten, da setzte St. Pauli beinahe in Perfektion einen anderen Schwerpunkt aus dem Trainingslager um: Igor Matanovic setzte den kroatischen Rechtsverteidiger am eigenen Strafraum unter Druck, eroberte den Ball, leitete ihn auf seinen Sturmkollegen Johannes Eggestein weiter, der für Lukas Daschner ablegte. Der Ball landete nur deshalb nicht im Tor, weil sein Abschluss im Fünfmeterraum zur Ecke abgeblockt wurde.

Dasselbe Schicksal wiederfuhr Eggestein, dessen Versuch nach Hereingabe von Paqarada ebenfalls geklärt wurde (7.). Und die Kiezkicker arbeiteten weiter daran, das Trainerteam froh zu stimmen. Paqarada schlug einen Freistoß aus genau jener halblinken Position, aus der er es am Donnerstag zehn Kilometer entfernt im Training getan hatte, in den Strafraum und Jakov Medic schoss aus fünf Metern ohne Bedrängnis zur Führung ins Tor (14.). Seine Freude allerdings blieb überschaubar, zur Entschuldigung für den Treffer gegen seinen früheren Arbeitgeber hob er die Hände und senkte das Haupt.

St. Paulis Medic trifft gegen seinen Ex-Klub, Matanovic legt das zweite Tor nach

Obenauf war zehn Minuten und eine Trinkpause später Matanovic – zurecht. Das, wofür er im Training am Dienstag noch einen Rüffel von Co-Trainer Fabian Hürzeler erhalten hatte, machte er diesmal stark: Er setzte den hintersten und ballführenden Kroaten am eigenen Strafraum unter Druck, stibitzte ihm den Ball und schoss ihn aus gut elf Metern und der Drehung zum 2:0 ins Tor.

Zur Pause kam für den Torschützen Kollege David Otto, Vasilj ersetzte Smarsch, Marcel Beifus war neu drin für Adam Dzwigala. Und zum ersten Mal überhaupt in der Partie wirkte die Defensive der Kiezkicker ungeordnet. Medic verschätzte sich bei einem langen Ball, Vasilj kam nicht entschlossen aus seinem Tor und nach einem Querpass im Strafraum blockte Medic den Ball auf der Linie. Eigentlich tat er das mit rechten Dingen, aber nicht für Schiedsrichter Di Paolo, der aus unerfindlichen Gründen ein Handspiel ahndete (49.). Er blieb trotz Widerstand aller elf St. Paulianer bei seiner Entscheidung, Robert Miskovic nutzte das Geschenk aus elf Metern zum Anschlusstreffer (51.).

Erst Witz-Elfer für Istra, dann ein glasklarer für den FC St. Pauli

Völlig berechtigt hingegen pfiff Di Paolo wiederum sieben Minuten danach. Lukas Daschner dribbelte sich mit etwas Glück vom Mittelkreis bis in den Strafraum, seinen Pass auf Eggestein fing ein Gegner mit einer Art Torwartparade und der Hand ab. Paqarada hämmerte den Ball zum 3:1 in den rechten Winkel (58.) – einmal mehr etwas, das man exakt so im Training in St. Leonhard hatte beobachten können.

Wenig später hätte der für seinen Landsmann Jackson Irvine eingewechselte Connor Metcalfe auf 4:1 stellen müssen. Nach einem unpräzisen Zuspiel im Mittelfeld hatte der ebenfalls frisch gekommene U23-Stürmer Serhat Imsak eigentlich keine Chance mehr auf den Ball, grätschte trotzdem und beförderte ihn so in den Lauf des Australiers, der frei durch war, aber im Eins-gegen-Eins zu unplatziert schoss und an Istras Keeper Ivan Lucic scheiterte (64.).

Istras Keeper Lucic verhindert Kantersieg, St. Paulis Imsak trifft zum Endstand

Es folgte, jedenfalls auf Seiten St. Paulis, das große Tauschen, sodass kein Startelfspieler mehr auf dem Rasen stand. Und sonst nicht mehr viel. Einen höheren Sieg verhinderte zunächst Istras Tormann Lucic, als er erst Carlo Boukhalfas Versuch aus der Drehung und zehn Metern und nach dem Abpraller gleich noch David Ottos Nachschuss aus vier Metern mit einem blitzartigem Reflex parierte (81.). In der vierten Minute der Nachspielzeit erhöhte Imsak nach Boukhalfas Flanke von rechts doch noch zum 4:1-Endstand und sorgte so dafür, dass noch einer der zentralen Trainingsinhalte erfolgreichen Eingang in den Test fand: das Spiel über die Flügel.

„Wir haben viel gesehen, was wir einstudiert haben“, lobte Timo Schultz, allerdings „gegen einen Gegner, der uns nicht so gefordert hat wie das Nürnberg nächste Woche tun wird.“ Der Trainer betonte beim Positiven das „dichte Zentrum“, in dem es „der Gegner kaum mal geschafft hat, eine Linie zu durchbrechen“ und „zwei, drei Varianten in der Spieleröffnung“.

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