Christopher Avevor nimmt Fabian Hürzeler in den Arm.
  • Christopher Avevor (l.) bekam zum Abschied warme Worte von Trainer Fabian Hürzeler mit auf den Weg.
  • Foto: WITTERS

„Unfassbare Persönlichkeit“: Am Sonntag endet Avevors langer Leidensweg

Er wird kaum noch wissen, wie es ist, in einem ausverkauften Millerntor unten auf dem Rasen zu stehen. Am Sonntag aber ist es wieder soweit für Christopher Avevor – allerdings erstens zum letzten Mal und zweitens auch nur, um sich bei seiner Verabschiedung den verdienten Applaus abzuholen.

Nein, so möchte niemand seinen Weg beenden. Es ist maximal bitter verlaufen für den 31-Jährigen, den die St. Pauli-Familie nie vergessen, aber auch schon gefühlte Ewigkeiten nicht mehr live erlebt hat. Der aufbauende Beifall, den er bekommen hatte, als er zum Vorbereitungsstart zu dieser Saison immerhin mal ein paar Runden laufen konnte an der Kollaustraße, sind auch schon wieder fast ein Jahr her. Von seinem letzten Einsatz ganz zu schweigen.

Christopher Avevor: Karriereende nach St. Pauli-Abschied?

Den hatte „Jackson”, wie er von allen gerufen wird, am 21. November 2020, also vor mehr als zweieinhalb Jahren. Beim 0:2 in Paderborn hatte der Innenverteidiger seine Mannen noch als Kapitän aufs Feld geführt, seitdem ging gar nichts mehr. Eine komplizierte Verletzung am Sprunggelenk erforderte gleich mehrere Eingriffe, ab und an schnupperte Avevor ins Mannschaftstraining hinein – um stante pede den nächsten körperlichen Rückschlag verkraften zu müssen. Es war am Ende nur noch eine Qual, eine, deren Aussicht auf Erfolg zusehends gegen Null strebte.

Seit der letzten Winterpause versuchte er sich nicht mehr bei den Profis, sondern in der U23. Aber selbst für ein paar Regionalliga-Minuten sollte es nicht mehr reichen.

Avevors letztes St. Pauli-Spiel liegt über zweieinhalb Jahre zurück

Das Darben des im Team stets schwer angesehenen Defensivmanns begann mit einer schlimmen Szene im August 2019. Beim Heimspiel gegen Greuther Fürth erlitt Avevor einen Wadenbeinbruch, wurde mit der Trage vom Feld gebracht unter Standing Ovations. Er winkte zurück. Und konnte nicht ahnen, dass er all diese Menschen nur noch wenige Male sehen würde. Zum Ende der Spielzeit 2019/20 kehrte Avevor noch einmal zurück, doch die Folgeprobleme aus dem Fürth-Unfall ebbten eigentlich nie ab. Und jetzt ist es also vorbei. Das Spiel seinerzeit in Paderborn war sein 109. und letztes in Braun und Weiß, vielleicht gar das letzte seiner gesamten Laufbahn.

Fabian Hürzeler über Avevor: „Unfassbare Persönlichkeit“

Immerhin hat dann die Plackerei ein Ende, keine Reha mehr, kein Abo mehr für den Kraftraum, nicht mehr den ganzen gesunden Kollegen bei dem zuschauen müssen, was er selbst mit Herz und Leidenschaft so gerne tun würde. Fabian Hürzeler, der Avevor zunächst als Co- und seit Winter als Cheftrainer anleiten durfte, erinnert sich: „Ich durfte ihn direkt, als ich hier angefangen habe, kennenlernen, und habe da schon gemerkt, dass er eine unfassbare Persönlichkeit ist. Dass er weiß, worauf es ankommt im Profi-Business und eine wichtige Säule war für den Verein und die Mannschaft als Ansprechpartner.“

Wenn der gebürtige Kieler am Sonntag nach dem Spiel gegen den KSC Blumen und Beifall erhalten wird, schwingt womöglich auch ein bisschen Erlösung mit. Und trotzdem wird es sicher weh tun.

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„Ich habe ihn immer als sehr offenen, hilfsbereiten und auch meinungsstarken Menschen kennengelernt“, lobt Hürzeler. Und ein solch feiner Mensch wie Christopher Avevor hat so ein freudloses Ende so überhaupt gar nicht verdient.

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