Kampf um Spielzeit: Die Kiezkicker Andreas Albers, Scott Banks und Erik Ahlstrand (v.l.n.r) Foto: imago/Jan Huebner

Überholt und außen vor: Darum spielt der „geile Charakter“ gerade gar keine Rolle

Der Höhepunkt, sein Highlight der Saison, liegt jetzt schon einige Zeit zurück. Satte 14 Wochen, um genau zu sein. Anfang November hatte Andreas Albers mit seinem Treffer zum 2:0-Endstand in Hoffenheim den so wichtigen zweiten Saisonsieg besiegelt. Tor-Debüt in der Bundesliga mit 34 Jahren. Ein starkes „Alterswerk“. In der Folge kam der Stürmer zu weiteren Mini-Einsätzen. Im neuen Jahr ist er sportlich abgemeldet, war zuletzt nicht einmal mehr im Kader. Keine einfachen Zeiten für den „geilen Charakter“ im Team. Wie geht es weiter für den Positiv-Typen?

Es wurde immer weniger mit Beginn des neuen Jahres. Vier Minuten gegen Eintracht Frankfurt (0:1), immerhin noch ein Platz auf der Ersatzbank bei der 0:1-Niederlage in Bochum. Doch mit Beginn der Rückrunde war für Albers kein Platz mehr im Spieltagskader. In den vergangenen vier Partien war der Routinier gar nicht dabei.

Andreas Albers bei St. Pauli viermal in Folge nicht im Kader

Grund dafür ist die veränderte Personalsituation. In der Winterpause hat der Kiezklub mit Noah Weißhaupt und Abdoulie Ceesay zwei Angreifer verpflichtet. Während St. Pauli mit Freiburg-Leihgabe Weißhaupt vor allem auf den Ausfall des zum Jahresstart noch nicht wieder einsatzfähigen Flügelstürmers Elias Saad reagierte, ist Ceesay ein zentraler Angreifer – der im Vergleich zu Albers ein erweitertes Profil und Gesamtpaket bietet.

Potenzial-Stürmer Ceesay (21), dem St. Pauli eine gute Entwicklung zutraut, hat Albers im Stürmer-Ranking umgehend überholt, stand in allen sechs Spielen dieses Jahres im Kader und kam zu drei Einsätzen. Wenn es darum geht, eine zentrale Spitze ins Spiel zu bringen, dürfte der 21-jährige Nationalspieler Gambias auch in den nächsten Wochen und Monaten die erste Wahl sein – allein schon aufgrund der Perspektive. Fakt ist auch, dass in St. Paulis System ein klassischer Mittelstürmer nicht gefragt ist, allenfalls situativ, als Einwechselspieler.

Bornemann: Albers trotzdem „wichtig für die Gruppe“

Albers ist aktuell außen vor. In der Hinrunde hatte der Däne – mit Ausnahme des Saisonauftakts gegen Heidenheim – immer im Spieltagskader gestanden, war immerhin zu 13 Kurzeinsätzen gekommen. In der Rückrunde stand er bislang kein einziges Mal im Kader. Die Tribüne dürfte erst einmal sein Stammplatz sein. Andererseits: im Fußball kann es manchmal sehr schnell gehen, auch in die andere Richtung. Heißt: Nur Ausfälle könnten Albers zurück in den Kader bringen.

„Natürlich ist es keine zufriedenstellende Situation für ihn, aber auch keine neue“, sagt Sportchef Andreas Bornemann im Gespräch mit der MOPO. „Andreas weiß um sein Profil und seine Rolle, die sich daraus ergibt – und wir wissen, wie wichtig er für die Gruppe ist und auch auf dem Platz sein kann.“ Siehe Hoffenheim.

Für Albers wird es bis Saisonende schwierig bleiben

Der Wert von Albers, das wird immer wieder betont, bemisst sich längst nicht allein an Toren oder Einsatzminuten. Der 1,93-Meter-Mann ist ein absoluter Teamplayer, ein Musterprofi, trainiert vorbildlich, kümmert sich um die jungen Spieler und sorgt für ein positives Klima in der Kabine. Trainer Alexander Blessin bezeichnete Albers mal als „geilen Charakter“ und betonte dessen Wichtigkeit im Gesamtgefüge der Mannschaft. Das sehen auch die Mitspieler so. Bornemann betont: „Andreas genießt eine hohe Wertschätzung.“

Die derzeitige Tribünen-Rolle ist neu, was diese Saison angeht, aber nicht neu in Albers‘ St. Pauli-Zeit. Auch in der Vorsaison war er zwischenzeitlich vier Spiele nicht im Kader gewesen, hatte zumeist aber wenigstens auf der Bank gesessen. Eine Liga höher sind die Anforderungen noch einmal deutlich höher, die Chancen auf Einsätze geringer. Das wusste er bei Unterzeichnung eines neuen Ein-Jahres-Vertrages vor dieser Spielzeit.

Vertrag läuft aus: wie geht es mit Albers weiter?

Bei allem Ehrgeiz weiß Albers als kluger Kopf auch um seine eigenen sportlichen Grenzen. Der Verein kann sich sicher sein, dass der in jedem Bereich mannschaftsdienstliche Profi nicht den Kopf und sich selbst hängen lässt oder gar schlechte Stimmung verbreitet. „Er bleibt positiv und engagiert sich für das Team“, berichtet Bornemann und versichert: „Wir sehen absolut seinen Wert.“

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Ob das reicht, um über den Sommer hinaus zusammenzuarbeiten? Im März wird Albers 35 Jahre alt. Maximal wäre ein weiterer Ein-Jahres-Kontrakt drin. Das erscheint aktuell und aus rein sportlichen Gesichtspunkten eher unwahrscheinlich. Für einen guten Typen, der eine Mannschaft als Gruppe stärker macht, könnte aber unter Umständen weiterhin Platz sein. Das Jahr in Liga eins inklusive Bundesligator könnte für Albers aber auch ein krönender Abschluss sein.

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