St. Paulis Kader: Wer kommt noch dazu – und wer wird gehen?
Der Vorbereitung ist so gut wie vorbei und der FC St. Pauli hat das erste Pflichtspiel vor der Brust. Trainerteam, Sportchef, Analysten und Scoutingabteilung haben sich in den vergangenen Wochen ein Bild vom Kader machen können. Mit dem Pokalspiel gegen Eintracht Norderstedt am kommenden Samstag am Millerntor fällt der Startschuss zur neuen Spielzeit und eine Woche später folgt gleichenorts gegen Borussia Dortmund der Saisonstart in der Bundesliga. Die Kiezkicker sind gut aufgestellt für ihre zweite Mission Klassenerhalt, doch in einem Mannschaftsteil gibt es noch Bedarf – und an anderer Stelle ein problematisches Überangebot. Problematisch vor allem für die Profis.
Das Transferfenster ist bis zum 1. September offen und es ist gut möglich, dass sich St. Pauli bis dahin noch einmal in der Offensive verstärkt, wo man nicht genug Qualität und Auswahl haben kann, zumal das Toreschießen in der vergangenen Saison der größte Schwachpunkt der hervorragend verteidigenden Braun-Weißen war. Hinzu kommt, dass Neuzugang Ricky-Jade Jones nach seiner schweren Schulterverletzung erst in ein paar Wochen wieder einsatzfähig sein wird und überhaupt abzuwarten ist, wie der Stürmer vom englischen Drittligisten Peterborough United mit dem deutschen Erstliganiveau zurechtkommt.
Im Sturm schaut sich St. Pauli weiter nach Verstärkung um
Dass der Kiezklub noch nachlegen möchte im Angriff, hatte Sportchef Andreas Bornemann bereits am letzten Tag des Trainingslagers in Flachau erklärt. „Die Offensivabteilung ist schon noch ein Bereich, in dem wir uns – nicht nur wegen Ricky – noch umschauen“, so der 53-Jährige. „Wir gucken: Gibt es Optionen oder Alternativen, die für uns sportlich Sinn machen und natürlich auch wirtschaftlich darstellbar sind?“ Sollte das der Fall sein, „wären wir sowohl willens als auch in der Lage, da noch mal was zu machen.“ Zeitdruck verspürt er nicht. Kurz vor Saisonbeginn sowie nach den ersten Spielen gibt es traditionell Kaderbewegungen und Spieler kommen auf den Markt, die vorher noch nicht zu haben waren.

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Aktivitäten dürfte es allerdings zeitnah bezüglich der Abgangsseite geben. Zumindest Gespräche sind angesetzt. Wozu diese letztlich führen, wird sich zeigen. Unstrittig ist, dass sich einige Kiezkicker in einer sportlich unbefriedigenden Situation befinden.
Scott Banks und Fin Stevens in schwieriger Situation
Scott Banks hat im Verlauf der Vorbereitung mehrmals die Chance erhalten, auf sich aufmerksam zu machen, aber ein großer und entscheidender Entwicklungsschritt ist ihm dabei nicht gelungen, um ein ernsthafter und regelmäßiger Kandidat für Spielzeit in der kommenden Saison zu sein. Es reicht aktuell nicht. Was Banks vor allem braucht, um voranzukommen, ist Spielpraxis. Die kann ihm der Kiezklub nicht in ausreichendem Maß bieten. Bezeichnend, dass er gegen Verona gar nicht zum Einsatz gekommen war. Eine zweite Saison ohne nennenswerte Einsätze kann sich der 23-Jährige auf seinem Karriereweg kaum leisten.

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Gleiches gilt für Fin Stevens. Der Rechtsverteidiger hat in der Vorbereitung durchaus ansprechende Leistungen gezeigt, ist aber hinter dem fast wieder ganz fitten Manolis Saliakas und Neuzugang Arkadiusz Pyrka, der schneller als gedacht ein solides Level erreicht hat, nur die Nummer drei auf seiner Position. Wie bei Banks gilt: kaum Aussicht auf Einsätze, die der 22-Jährige aber dringend benötigt. Auch Stevens wurde gegen Verona nicht eingesetzt.
Ein großes Problem des Walisers Stevens und des Schotten Banks: ihr Pass. Sie sind seit dem Brexit EU-Ausländer und sind deshalb nicht für St. Paulis U23 spielberechtigt. Ein echtes Dilemma. Mangelnder Einsatz ist beiden nicht vorzuwerfen. Sie hängen sich im Training rein, sind gut im Team integriert und sorgen für positive Stimmung (insbesondere Stevens), aber sind sportlich eindeutig hinten dran. Unbedingt loswerden will der Verein beide nicht, aber dürfte ihnen bei entsprechenden Optionen und Offerten für Leihen oder Verkäufe keine Steine in den Weg legen.
Ahlstrand: Chance auf Kurzeinsätze – reicht ihm das?
Etwas besser sieht es für Erik Ahlstrand aus, wenngleich auch der Schwede keine Stammplatzperspektive in der kommenden Saison hat. Will der 23-Jährige, der seit eineinhalb Jahren beim Kiezklub ist, aber künftig Stammspieler sein oder zumindest häufiger von Anfang an spielen, muss er wechseln. Im Vergleich zu Stevens und Banks erhöht seine Vielseitigkeit die Chancen auf Nominierungen für den Spieltagskader und Kurzeinsätze – oder Notfälle. Der Linksfuß kann im Mittelfeld auf allen Positionen spielen und auch in der Offensive auf den Flügeln. In dieser Saisonvorbereitung hat Blessin ihn auch schon als linken Schienenspieler ausprobiert.
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Als Allzweckwaffe mit einem größeren Potenzial als jenem von Stevens und Banks möchte St. Pauli Ahlstrand behalten. Die Frage ist, ob er sich mit dieser für die Mannschaft wertvollen Rolle anfreunden kann oder den Verein um einen Wechsel bittet. Sein Vorteil gegenüber den beiden anderen Dauerreservisten: Als Schwede kann er ohne Probleme auch in der U23 spielen, was er am Sonntag gegen Werder Bremen II auch gemacht hat und eine bittere 2:3 Niederlage nach 2:0-Führung hinnehmen musste, ebenso Keeper Simon Spari, die neue Nummer drei der Profimannschaft.
Sturm-Talent Aigbekaen: Erst unzufrieden und jetzt verletzt
Und dann ist da ja noch Sturm-Talent Romeo Aigbekaen, der mit seiner vorgesehenen Rolle als U23-Spieler, der regelmäßig mit den Profis trainiert und sich dadurch weiterentwickelt, nicht zufrieden ist und dies vor einigen Wochen auch kundgetan hat und mutmaßlich parallel von seinem Berater lancieren ließ. Das kostete den 21-Jährigen die Teilnahme am Trainingslager in Österreich. Das kolportierte Interesse gleich mehrerer Vereine an seinen Diensten hat sich bislang nicht konkretisiert. Die Lage bleibt undurchsichtig. In den bislang drei Saisonspielen der U23 fehlte er – verletzungsbedingt. Das erhöht die Aussichten auf ein Leihgeschäft nicht gerade. Bevor irgendeine Zukunftsentscheidung getroffen wird, die dann auch Bestand hat, muss Aigbekaen erst einmal wieder fit werden.
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