Carlo Boukhalfa treibt den Ball im Mittelfeld nach vorne

Carlo Boukhalfa gehörte auch gegen Werder Bremen zu den laufstärksten Spielern. (Foto: WITTERS)

„So wenig Zwingendes“: Warum die Pleite gegen Werder ein so harter Dämpfer ist

Es war von vornherein klar, dass die Bundesliga eine immense Herausforderung werden wird, dass man einstecken wird lernen müssen und den Umgang mit Niederlagen. So kam es dann auch, und die Profis des FC St. Pauli sind mittlerweile geübt darin, negative Ereignisse zu verarbeiten. Und dennoch war die allgemeine Stimmungslage nach dem 0:2 gegen Bremen noch einmal eine andere, denn die Relation zwischen Aufwand und Ertrag stimmte in keinem Parameter. Und das schlägt allmählich auf die Psyche.

Die Mienen der Protagonisten sprachen Bände in der Mixed Zone des Millerntorstadions nach dem Nord-Duell. Es war die pure Enttäuschung nach einer Partie, in der der Aufsteiger unterm Strich chancenlos gewirkte hatte, mit sich selbst und den eigenen Fehlern haderte – und damit, dass man einmal mehr völlig ertraglos sehr viel investiert hatte. Zu wenig wohl in Sachen Körperlichkeit und Intensität, das monierte unter anderem Sportchef Andreas Bornemann („Die Grundlagen haben gefehlt“), aber am grundsätzlichen läuferischen Einsatz gab es nichts zu meckern.

St. Paulis läuferischer Aufwand ohne Ertrag

124,74 Kilometer hatten die Braun-Weißen am Ende auf der Uhr, mehr als fünf Kilometer mehr als Werder (119,02). In zwölf der 14 bisher absolvierten Partien waren die Hamburger mehr gelaufen als der jeweilige Kontrahent, teilweise sogar eklatant mehr (je acht Kilometer gegen Wolfsburg und in Dortmund). Lediglich bei Union und gegen Kiel hatten die Kiezkicker je einen Kilometer weniger absolviert als der Gegner.

„Wir haben viel gearbeitet“, sagte Carlo Boukhalfa, mit 11,73 Kilometern zusammen mit Nebenmann Jackson Irvine (12,54 Kilometer) im zentralen Mittelfeld wieder enorm unterwegs. „Aber es ist frustrierend, wenn dann so wenig Zwingendes bei rumkommt und der Gegner die Tore macht. Dann ist es brutal schwer.“

Morgan Guilavoguis Fehlen tat St. Pauli richtig weh

Nicht viel einfacher ist es, die grundsätzliche Bereitschaft für einen solchen Aufwand aufrecht zu erhalten, wenn der Lohn so überschaubar ausfällt. Dabei geht es nicht um eine voluminöse Lunge oder frische Beine, vielmehr muss der Kopf immer wieder aufs Neue uneingeschränkt ja sagen zu jedem Schritt, zu jedem Meter, jedem Antritt. Nicht selbstverständlich, wenn man mitschneidet, dass – zumindest gegen Werder – eigentlich keine einzige energiespendende Torsituation herausspringt.

Was nicht nur, aber auch in der personellen Situation begründet lag. Die Absenz von Morgan Guilavogui (Gelb-Sperre) habe „richtig weh getan“, befand Alexander Blessin. „Ohne ihn ist es von der Statik her ein ganz anderes Spiel“, ursächlich für die Niederlage sei das Fehlen des Franzosen aber nicht gewesen, ergänzte der Coach – und blickte schon nach vorne.

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„Wir müssen gucken, dass wir uns für das letzte Spiel komplett zusammenreißen“, sagte er in Bezug auf das Gastspiel in seiner Heimat beim VfB Stuttgart. „Die Jungs müssen frisch sein.“ In den Beinen, aber eben auch im Kopf. Und aus dem muss der Frust vom Bremen-Spiel schleunigst verbannt werden.

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