Oladapo Afolayan im Zweikampf mit Mitchell Weiser

Oladapo Afolayan (r.) und der FC St. Pauli konnten sich zu selten gegen Werder (hier Mitchell Weiser) durchsetzen. (Foto: imago/MIS)

„Dann wird es natürlich schwer“: St. Pauli schiebt Frust nach schwacher Leistung

Der Jahresabschluss am natürlich ausverkauften Millerntor geriet für den FC St. Pauli extrem frustrierend. Im Nord-Duell gegen Werder Bremen hatten die arg ersatzgeschwächten Kiezkicker nach passablem Beginn im Grunde nicht den Hauch einer Chance und verloren völlig verdient mit 0:2 (0:1). „Wir haben in den ersten 60 Minuten überhaupt nicht in unser Spiel gefunden”, konstatierte Außenverteidiger Philipp Treu. „Wir wollten Energie auf den Platz bringen, aber das ist uns leider nicht gelungen.”

Coach Alexander Blessin, dem gleich zehn Profis nicht zur Verfügung gestanden hatten, machte aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Das war generell kein gutes Spiel von uns”, räumte er unumwunden ein. „Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen, haben sehr viele Räume gelassen.” Offensiv sei es erst gegen Ende der Partie vielversprechend geworden, „aber dann waren wir einfach zu spät. Da wünsche ich mir einfach, dass wir von Anfang an Kante zeigen und auch richtig in die Zweikämpfe reingehen – die Basics. Wir wollen uns das normalerweise nie vorwerfen lassen, aber die haben heute einfach gefehlt”.

St. Pauli beginnt nach Pyro-Verspätung verheißungsvoll

Mit knapp sechs Minuten Verspätung ging’s los, weil beide Fankurven massiv Pyro eingesetzt hatten und sich dichter Rauch im Stadion breit gemacht hatte. Störte die Hausherren jetzt so peripher, St. Pauli begann durchaus agil und ließ vor allem Werder zunächst nicht zur Entfaltung kommen.

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Nach vorne ging zunächst wenig, erst nach Jackson Irvines erstem Abschluss (17.) nahm die Nummer Fahrt auf. Eine Minute später prüfte Philipp Treu Bremens Keeper Michael Zetterer mit einem kraftvollen Schlenzer, kurz darauf jagte Oladapo Afolayan den Ball aus aussichtsreicher Position in den Hamburger Abendhimmel (22.).

Stage lässt Smith vor Werders Führung alt aussehen

Von den Gästen war bis dahin nichts zu sehen, doch das änderte sich in Minute 24. Jens Stage ließ Eric Smith an der rechten Außenlinie alt aussehen, zog in die Mitte und legte nach links in den Strafraum, wo Derrick Köhn abzog und durch die Beine von Manolis Saliakas ins lange Eck traf. Ausgerechnet Köhn, gebürtiger Hamburger und von 2013 bis 2017 im Nachwuchs des HSV aktiv.

Derrick Köhn bringt den SVW 1:0 in Front. picture alliance/dpa/Christian Charisius
Derrick Köhn setzt zum Schuss an
Derrick Köhn bringt den SVW 1:0 in Front.

Es war ein Wirkungstreffer. In der Folge kontrollierte Grün-Weiß, das die bessere Spielanlage hatte und einen sehr harmonischen Eindruck hinterließ, das Geschehen gefühlt nach Belieben, ohne allerdings torgefährlich zu werden. Erst nach 41 Minuten gab Marco Grüll den zweiten Torschuss ab, fand aber in Vasilj seinen Meister. Der setzte kurz vorm Pausenpfiff mit einem langen Ball nochmals Afolayan in Szene, dessen Abschluss aber das Ziel verfehlte.

Pyro-Show der Ultras sorgt für nervige Unterbrechung

Hälfte zwei hatte kaum begonnen, da zündeten beide Fanlager den nächsten Silvestervorrat an Leucht- und Rauchmitteln. Ist doch schön, wenn wenigstens ein paar Menschen Spaß haben, während der überwiegende Rest darunter leidet, nichts mehr sehen kann und genervt die nächste Spielunterbrechung akzeptieren muss. Schiri Robert Hartmann bat beide Teams zurück in die Kabinen, erst elf Minuten später ging die Partie weiter.

Und zwar mit einem Distanzversuch von Danel Sinani (49.) und einer Druckphase der Hausherren mit dem nächsten Abschluss durch Johannes Eggestein (54.) – und der nächsten kalten Dusche im direkten Gegenzug. St. Paulis rechte Abwehrseite war komplett entblößt, als Marvin Ducksch die Murmel von Mitchell Weiser erhielt und humorlos in die Maschen wuchtete.

Boukhalfa, Wahl und Treu zeigen sich frustriert

Damit ist das Spiel eigentlich schon auserzählt, weil ein missglückter Kopfball von Bremens Niklas Stark „nur” an die Latte des Gäste-Gehäuses klatschte (58.) und Zetterer auf Carlo Boukhalfas wuchtigen Versuch parieren konnte (69.). Das war alles, was es in Sachen braun-weißer Torchancen zu berichten gab.

St. Pauli am Boden, Bremen obenauf: Werder entführt drei Punkte aus dem Millerntor. imago/MIS
Marvin Ducksch jubelt
St. Pauli am Boden, Bremen obenauf: Werder entführt drei Punkte aus dem Millerntor.

„Wir haben versucht, dagegenzuhalten, wir haben viel gearbeitet“, brachte es Boukhalfa auf den Punkt. „Aber es ist ein bisschen frustrierend, wenn dann so wenig Zwingendes bei rumkommt.” Hauke Wahl monierte fehlende Widerstandsfähigkeit in den Zweikämpfen, „wir haben uns einfach zu wenig durchgesetzt, zu selten die Duelle gewonnen, sowohl vorne als auch hinten. Dann wird es natürlich schwer”.

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Deutlich einfacher wird es vermutlich auch am kommenden Samstag nicht, wenn es im letzten Spiel 2024 zum VfB Stuttgart geht. Und trotzdem: „In der Summe”, gestand Philipp Treu, „fehlen uns einfach Punkte.” Und die darf St. Pauli auch gerne mal dann holen, wenn es niemand auf dem Zettel hat.

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