x
x
x
Guido Burgstaller zeigt an, wohin es für St. Pauli am liebsten gehen soll: nach oben.
  • Guido Burgstaller zeigt an, wohin es für St. Pauli am liebsten gehen soll: nach oben.
  • Foto: WITTERS

Pokalkracher, Sexismus-Vorwürfe, Tarif-Verhandlungen: Das steht bei St. Pauli 2022 an

Fix was geboten war im Jahr 2021 beim FC St. Pauli. Tabellenende, Tabellenspitze, Derby hier, Derby da. Obendrein spielte das Team von Trainer Timo Schultz ansehnlichen und erfolgreichen Fußball wie lange keine Mannschaft in Braun und Weiß und schuf damit die Grundlage für ein noch erfolgreicheres 2022. Die MOPO gibt einen Ausblick, was im kommenden Jahr ansteht. 

Das Trainingslager: Schon an Neujahr treffen sich die Spieler und das Team hinter dem Team an der Kollaustraße zum Auftakt. Dürfte ungemütlich werden – nicht wegen einer etwaig ernsten ersten Ansprache des Trainers, sondern wegen der klimatischen Verhältnisse in Niendorf. Tags darauf wird’s dann wohliger, am 2. Januar bricht die Reisegruppe Spitzenreiter auf in Richtung Süden. Im valencianischen Benidorm steht die Vorbereitung auf die verbleibenden 16 Liga-Partien und den Pokal an. Eine Reise ins Corona-Hochrisiko-Gebiet, bei der die Temperatur der einzig erfreulich hohe Wert sein dürfte und nach der die Mannschaft gerüstet sein soll für den Aufstiegskampf. 

Das Hammer-Programm: Erst Pokalkracher, dann Derby

Der Pokalkracher: Bevor das Rennen um die Plätze für fußballerische Beletage so richtig beginnt, erhält St. Pauli eine Idee davon, was für Gegner in der Bundesliga warten. Am 18. Januar, drei Tage nach dem Heimspiel gegen Erzgebirge Aue, kommt Borussia Dortmund ans Millerntor. Haaland, Hummels, Highlife! Fehlen wird dabei Daniel-Kofi Kyereh, der an diesem Tag mit der ghanaischen Nationalmannschaft beim Afrika-Cup in Kamerun auf die Komoren trifft. 

Das Derby: Sollte Kyereh die Gruppenphase mit Ghana überstehen, wird er auch im darauffolgenden, ebenfalls besonderen Spiel fehlen: dem Derby gegen den HSV. Für den Rivalen des Kiezklubs bietet sich nach zuletzt fünf sieglosen innerstädtischen Auseinandersetzungen inklusive vier Niederlagen die Chance zur Revanche, während St. Pauli die inoffizielle Stadtmeisterschaft verteidigen kann.

U23 gegen den Abstieg, die Profis um den Aufstieg 

Die Abstiegsrunde: Nicht so erfolgreich wie bei den Profis läuft es bei der zweiten Mannschaft, die in der Regionalliga Nord auf Rang acht steht und im kommenden Jahr deswegen in der Abstiegsrunde gegen die Fünftklassigkeit kämpfen muss. Der Klassenerhalt wäre vor allem wichtig, um den Talenten Spielpraxis auf ausreichend hohem Niveau bieten zu können und die Leistungsschere zwischen erster und zweiter Mannschaft nicht zu groß werden zu lassen. 

Der Aufstiegskampf: Wer nach 18 Spieltagen ganz oben steht, der wird zwangsläufig etwas mit dem Aufstieg zu tun haben. Wie viel, das wird sich zeigen in den verbleibenden Partien. Sechs Punkte Vorsprung auf den vierten Platz sind ein Polster – allerdings eines, das schnell weg sein kann. „Wir müssen aufhören, immer über das Thema Aufstieg zu reden“, hatte zuletzt Präsident Oke Göttlich gefordert und sich mehr Fokus auf die tägliche Arbeit gewünscht. Wenn es dann aber in eben dieser täglichen Arbeit weiter so gut läuft, dürfte wohl im Mai doch über das A-Wort gesprochen werden.

Ziereis, Lawrence und Co.: Wer geht, wer bleibt?

Die Vertragsfragen: Die Planung für die ab Sommer anstehende neue Spielzeit läuft natürlich schon jetzt, wenngleich erstens unklar ist, wie lange der Klub auf wie viele Zuschauereinnahmen wird verzichten müssen und zweitens niemand weiß, in welcher Liga die Kiezkicker in der kommenden Spielzeit antreten werden. Insofern hat Sportchef Andreas Bornemann eine besondere Herausforderung vor sich. Bei den Arbeitspapieren von Finn Ole Becker, Marvin Knoll und Luis Coordes gibt es keine realistische Aussicht auf Verlängerung, bei Rico Benatelli, Adam Dzwigala, Simon Makienok, Max Dittgen, Philipp Ziereis, Christopher Buchtmann, James Lawrence, Sebastian Ohlsson und Jannes Wieckhoff hingegen bedarf diese Frage noch der jeweiligen Klärung. Beginnen sollen die Gespräche jetzt, nach der Winterpause. 

Die Sexismus-Vorwürfe: Das neue Jahr wird auch abseits des Rasens ein wichtiges. Die im November gegen Mitglieder der Ultras Sankt Pauli erhobenen Vorwürfe des jahrelangen Sexismus stehen weiter im Raum. Derzeit läuft im Rahmen des Arbeitskreises Awareness eine Umfrage, um Erkenntnisse zu „persönlichen Erfahrungen mit diskriminierendem und grenzüberschreitendem Verhalten im Umfeld des Zuschauer:innensports Fußball beim FC St. Pauli“, wie es auf der Website heißt, zu sammeln. Welche Schlüsse und Konsequenzen die Ultras daraus ziehen werden, gilt es abzuwarten. 

Das könnte Sie auch interessieren: Unzufriedener Reservist Marvin Knoll bei St. Pauli vor dem Abflug

Die Tarif-Verhandlungen: Entgegen des Ansinnens des Präsidiums stimmten die Mitglieder auf der Jahreshauptversammlung Anfang Dezember für die Einführung von tarifvertraglich geregelten Einkommen bei St. Pauli. Präsident Oke Göttlich hatte gewarnt, dieser Weg sei „nicht der richtige. Solange wir nicht wissen, wie viel Stadioneinnahmen wir haben werden, können wir die Dimension nicht einschätzen“. Durch das Votum der Mitglieder ist der Verein nun aber doch angehalten, „zeitnah“ Verhandlungen mit einer Gewerkschaft aufzunehmen. Gefordert war von den Antragsstellern ein Tarifniveau für die Beschäftigten, das „den Lebensumständen in der Stadt Hamburg gerecht wird“.

Hinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es, es werde über einen Mindestlohn verhandelt. Dabei handelte es sich allerdings um einen Tarifvertrag. Der Fehler wurde korrigiert.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp