Ominöses Interesse aus Frankreich: Muss St. Pauli wirklich um Eric Smith bangen?
Sommerzeit = Transferzeit. Hochkonjunktur für Spielerwechsel und Vertragspoker, für heiße News und oft auch heiße Luft. Die Gerüchteküche kocht. Manchmal ist etwas dran, viel zu oft aber auch nicht. Der FC St. Pauli ist seit seiner Bundesliga-Rückkehr mehr denn je Teil dieses Spiels. Zum Wochenstart wurde aus Frankreich vermeldet, Olympique Lyon habe großes Interesse an einer Verpflichtung von Eric Smith. Der Defensiv-Stratege stehe ganz oben auf einer Liste. Was ist dran? Muss der Kiezklub wirklich einen vorzeitigen Abgang des Schweden befürchten? Und: Darf Lyon überhaupt Spieler verpflichten?
Während St. Paulis Interesse am französischen Stürmer Mathias Pereira Lage von Stade Brest nach MOPO-Informationen Tatsache ist und der Kiezklub konkret an einer Verpflichtung arbeitet, gibt es bei Smith und Lyon viele Fragezeichen.
Olympique Lyon will angeblich Eric Smith verpflichten
Fakt ist, dass Olympique Verstärkungen für die Innenverteidigung sucht – und angeblich auf dem Kiez zumindest fündig geworden ist. Unter der Headline „OL jagt Eric Smith“ berichtet das Portal „Foot Mercato“ nach eigenen Angaben „exklusiv“, dass der 28-Jährige in den Personalplanungen des Tabellensechsten der französischen Liga „Priorität“ habe. Allerdings sei der Klub dabei noch nicht konkret geworden. Weiter heißt es, Lyon „beobachtet Eric Smith genau“. In der letztjährigen Sommervorbereitung spielten St. Pauli und Olympique übrigens gegeneinander.
Beim Kiezklub werden Gerüchte generell nicht kommentiert, auch nicht, wenn sie eigene Spieler mit laufenden Verträgen betreffen, aber in Alarmstimmung scheint die Meldung aus Frankreich, die sich naturgemäß schnell verbreitet hat, niemanden zu versetzen.
Smith hat Vertrag bei St. Pauli im Oktober 2024 verlängert
Dass sich andere, auch namhafte und internationale, Vereine für Smith interessieren, ist kein Wunder. Er hat eine starke Bundesligasaison gespielt, 32 Ligaspiele (ein Tor, eine Vorlage) in der Zentrale der Abwehrkette und im letzten Saisondrittel im defensiven Mittelfeld absolviert, und war bei der erfolgreichen Mission Klassenerhalt des Aufsteigers einer der wichtigsten und entscheidenden Akteure bei den Braun-Weißen. Seine Rolle als Stellvertreter von Kapitän Jackson Irvine unterstreicht seine Führungsqualitäten.

Was gegen einen plötzlichen Smith-Abschied spricht: Erst im Oktober 2024 hat Smith seinen Vertrag bei St. Pauli vorzeitig verlängert, mutmaßlich bis 2027 oder 2028. Er hat ein hohes Standing bei St. Pauli, ist unumstrittener Stammspieler, genießt enorme Wertschätzung im ganzen Verein, der auch sehr viel Rücksicht auf seinen empfindlichen Bewegungsapparat nimmt, ihm Pausen gönnt und dessen medizinische Abteilung genau weiß, mit welchen Maßnahmen Smith präventiv und auch kurativ zu behandeln ist.
Smith und seine Familie fühlen sich in Hamburg sehr wohl
Neben den sportlichen Aspekten sind da auch die privaten. Smith und seine Ehefrau Fannie fühlen sich mit dem im vergangenen September geborenen Töchterchen Lily in Hamburg sehr wohl und auch heimisch, schätzen auch die Nähe zur schwedischen Heimat. Mit dem Klassenerhalt dürfte auch der Verbleib von Smith gesichert worden sein. Im Falle eines Abstiegs wäre er kaum zu halten gewesen.
Das alles muss nichts heißen, wenn ein namhafter Klub mit möglicherweise üppigen Gehalts-Offerten lockt. Die Franzosen dürften nicht die einzigen Interessenten sein oder bleiben. Allerdings ist Olympique Lyon längst nicht mehr die große Adresse von einst. Der Verein hat massive finanzielle Probleme und mehr als 500 Millionen Euro Schulden. Die Finanzaufsicht für französische Fußballvereine DNCG hat dem Klub eigentlich eine Transfersperre und Gehaltsobergrenze auferlegt. Ende Juni wird die DNCG darüber entscheiden, ob der Verein, der dem US-Investor John Textor gehört, zwangsabsteigen muss.
Lyon: 500 Millionen Euro Schulden, Zwangsabstieg droht
Immerhin konnte Lyon zuletzt einen finanziellen Erfolg vermelden. Topstar Rayan Cherki wurde für eine Ablöse in Höhe von 36,5 Millionen Euro (die mit Boni noch auf 42,5 Millionen anwachsen kann) an Manchester City verkauft. Frisches Geld ist da – die Frage ist, ob Lyon es ausgeben darf.
Derzeit deutet wenig bis gar nichts darauf hin, dass Eric Smith in diesem Sommer den FC St. Pauli und Hamburg verlässt. Am ehesten dürfte er bei einem sportlich wie finanziell lukrativen Angebot aus der Bundesliga oder aus England schwach werden. Schaden wird ihm das vermeldete Interesse eines bekannten Vereins jedenfalls nicht, im Gegenteil. Es steigert möglicherweise den Marktwert oder kurbelt die Nachfrage an. Und welchen Spieler (und seinen Berater!) stört das schon?
Anmerkungen oder Fehler gefunden? Schreiben Sie uns gern.