„Nicht überreißen“: Wie St. Pauli mit Durchstarter Nick Schmidt (17) plant
Es ist zugegeben schon eine Weile her, dass sich ein braun-weißes Eigengewächs im Profi-Team des FC St. Pauli nachhaltig durchsetzen konnte. Doch die Durststrecke könnte bald ein Ende finden: Mittelfeld-Juwel Nick Schmidt durfte im Trainingslager sein Können zeigen und sollte zu einem der großen Gewinner des Camps in Flachau werden. Auch die Verantwortlichen sind begeistert, treten aber bewusst auf die Bremse.
Wenngleich der Verteilung von Startelf- und Joker-Mandaten in Freundschaftsspielen eine eher untergeordnete Bedeutung zukommt, kann die Rolle des 17-Jährigen in den Testläufen von Flachau als Sinnbild seines Aufschwungs betrachtet werden: Beim 6:1-Erfolg in Karlsruhe über 120 Minuten in der 91. Minute eingewechselt, ließ Schmidt eine überzeugende halbe Stunde und anschließend eine starke Trainingswoche folgen – und lieferte gegen Nizza als Startelf-Spieler in den ersten 30 Minuten eine Leistung auf die Platte, die Trainer Alexander Blessin in der Folge als „überragend“ bezeichnen sollte.
FC St. Pauli: Wie geht es weiter mit Nick Schmidt?
Dass die etatmäßige U19-Stammkraft im Vergleich zu ihren Altersgenossen bei den A-Junioren mit besonderem Talent gesegnet ist, hat sich bis nach Japan herumgesprochen, für dessen U20 der im Land der aufgehenden Sonne verwurzelte Schmidt im Februar debütieren durfte. Und auch bei St. Pauli wurden seine Fähigkeiten bereits weit vor dem Trainingslager erstmals registriert: Schon im März trat Schmidt die Reise zum Testspiel bei Hertha BSC mit an.

Schon damals habe man gesehen, dass Schmidt „ein sehr gutes Spielverständnis hat, Dinge antizipiert, ein sehr fleißiger Balldieb ist“, erinnert sich Sportchef Andreas Bornemann. „Das sind sehr gute Voraussetzungen.“ Gleichzeitig tritt der 53-Jährige bewusst auf die Euphoriebremse, wohlwissend um die Tücken des Geschäfts, wenn ein junger Spieler überdurchschnittliches Talent auch nur andeutet: „Wir dürfen es nicht überreißen. Das geht dann immer schnell.“
Andreas Bornemann tritt auf die Bremse
Der Plan ist klar: Schmidt soll – Talent hin, positive Trainingslager-Eindrücke her – geschützt und weiterhin behutsam an den Profi-Kader herangeführt werden. Der gebürtige Kieler habe zwar „seine Chance genutzt“, lobte Bornemann, aber: „Jetzt geht es weiter. Er muss gesund bleiben und an den Dingen arbeiten, die er noch lernen muss.“ Beispiel: Reaktionsfähigkeit bei Gegnerdruck, wo anhand vereinzelter Ballverluste gegen Nizza Verbesserungspotenziale offenkundig wurden. „Wenn er da etwas mehr um sich schaut, erkennt, dass er eigentlich Druck kriegt und dann schneller eine Lösung findet, muss er diese Bälle nicht verlieren. Diese Schnelligkeit muss er noch hinkriegen“, sagte Blessin.
Ein großer Vorteil: Die Wahrscheinlichkeit, dass Schmidt selbst der kleine Hype zu Kopf steigt, tendiert ob seines Naturells gegen Null. „Er ist total ehrgeizig, aber aufgrund seiner ruhigen Art eher weniger gefährdet für äußere Einflüsse“, versicherte Bornemann.
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Diese Demut zwischen den Ohren gepaart mit großem Potenzial im Fuß ergeben ein Paket, das St. Pauli Hoffnung machen darf, sich in Kürze endlich mal wieder den Durchbruch eines hauseigenen Talents auf die Fahnen schreiben zu dürfen. Auch Bornemann ist guter Dinge: „Er hat eine gute Perspektive, nachher diesen entscheidenden Schritt zu machen.“
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