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Eric Smith (l.) und Marcel Hartel (r.), der auf dem Boden sitzt
  • Der FC St. Pauli bleibt in der Hinrunde ungeschlagen, verpasst aber die Herbstmeisterschaft.
  • Foto: WITTERS

„Müssen die wegschießen!“ St. Pauli bringt sich um die Herbstmeisterschaft

Sie gehen tatsächlich ungeschlagen in die Winterpause – und trotzdem mit einem Hieb in die Magenkuhle. Der FC St. Pauli brachte zum Jahresabschluss vor 29.332 Fans am Millerntor fast schon ein Kunststück fertig und kam trotz unfassbarer Überlegenheit mit rund einem Dutzend herausragender Möglichkeiten nicht über ein 1:1 (0:0) gegen den SV Wehen Wiesbaden hinaus.

„Wir müssen die wegschießen“, brachte es Hauke Wahl auf den Punkt. „Aber es ist momentan so, dass wir den Sack nicht zumachen.“ Mit der Folge, dass St. Pauli vom Thron gestürzt wurde. „Herzlichen Glückwunsch nach Kiel zur Herbstmeisterschaft“, sagte Coach Fabian Hürzeler und ergänzte: „Die Tabelle lügt nicht.“

Hürzeler gartuliert Kiel: „Die Tabelle lügt nicht“

Um nur die erste Hälfte zu beschreiben, langt eigentlich ein Blick auf die Statistiken beim Pausenpfiff. 11:0 Torschüsse standen für St. Pauli zu Buche, 4:0 Ecken, 73 Prozent Ballbesitz – es war Einbahnstraße pur, lediglich im entscheidenden Punkt hatten die Gastgeber keinen Vorteil: Auf der Anzeigetafel prangte auf beiden Seiten die Null. Und das war das Einzige, was man Braun-Weiß vorwerfen konnte oder sogar musste.

Mit Beendigung des zwölfminütigen Stimmungsboykotts gab es Chancen genug, die Weichen frühzeitig auf Sieg zu stellen. Angefangen bei Elias Saad, dessen Abschluss Ex-Kiezkicker Florian Carstens von der Linie buffte, und bei Marcel Hartel, dessen Schuss aus wenigen Metern deutlich über den Kasten ging (beides 14.).

St. Pauli mit schlechter Chancenverwertung

Die Protagonisten blieben dieselben, die Resultate auch: Erst vergab Hartel nach klasse Angriff über Saad und Jackson Irvine freistehend aus acht Metern (18.), dann wusste Saad eine Vorlage von Manolis Saliakas nicht zu nutzen (23.). Und weiter ging es nach bewährtem, aber eben nicht gewinnbringendem Muster: Zweimal wurde Hartel in letzter Sekunde geblockt (35., 45.+1), Saads Solo brachte nichts, weil der Querpass zu hoch geriet (40.).

Und Wiesbaden? „Die sind mit dem Bus angereist, das sieht man auch“, sagte St. Pauli-Legende Fabian Boll als TV-Experte zur Pause angesichts des (löchrigen) Defensivbollwerks des Aufsteigers, der ohne jeden Torabschluss geblieben war. „Aber wenn das erste Ding erst einmal fällt, dann kann es auch noch höher werden“, mutmaßte Boll.

Hartel bringt St. Pauli in Führung

Nicht einmal zwei Minuten waren nach Wiederbeginn absolviert, da lieferte Hartel Stoff für die Umsetzung von Bolls These. Nach Pass von Johannes Eggestein markierte er endlich den höchst überfälligen Führungstreffer (47.) – und dann hätte es so kommen müssen, wie Boll es prophezeite. Aber zum einen ging St. Pauli höchst leichtfertig mit seinen Möglichkeiten um, zum anderen avancierte SVWW-Keeper Florian Stritzel zum besten Mann auf dem Platz.

Marcel Hartel brach mit seinem Tor zum 1:0 den Bann. WITTERS
Marcel Hartel jubelt.
Marcel Hartel brach mit seinem Tor zum 1:0 den Bann.

Der Schlussmann entschärfte zwei Hundertprozentige von Jackson Irvine (54., 64.) und drehte einen Hartel-Freistoß mit den Fingerspitzen um den Pfosten (58.). Zudem zischten die Weitschussversuche von Hartel (70.), Saad (73.) und Eric Smith (78.) um Zentimeter am Pfosten vorbei. Und man ahnte: Das kann eigentlich nicht ungestraft bleiben.

Wiesbaden gleicht in der 84. Minute aus

Den ersten Warnschuss – es war auch Wehens erster Torschuss! – überstand der Kiezklub noch mit Dusel, als Iredales Versuch an die Unterkante der Latte klatschte (81.). Aber drei Minuten später passierte das eigentlich Unfassbare, was sich aber irgendwie eben auch angedeutet hatte: Nach Vorlage von Carstens brachte Iredale die Murmel über Nikola Vasilj hinweg in den Maschen unter. 1:1 (84.).

Es war der Endstand, weil der eingewechselte Connor Metcalfe auch den 25. Torschuss der Hausherren nicht im Gäste-Gehäuse unterbrachte, sondern ebenfalls freistehend an Stritzel scheiterte.

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„Im Großen und Ganzen bleibt das enttäuschende Ergebnis, weil wir es wiederholt nicht geschafft haben, zu Null zu spielen“, bilanzierte Hürzeler, wollte jetzt aber auch nicht komplett auf sieben Tage Regenwetter machen: „Wir müssen und wollen auch viele Dinge positiv sehen.“ Allein die Tatsache, das separat erwähnen zu müssen nach 25 Spielen ohne Niederlage, ist für den FC St. Pauli bitter genug.

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