Maurides startet in die Vorbereitung – und dann? Wie St. Pauli mit dem Stürmer plant
Es war die Story beim Trainingsauftakt des FC St. Pauli vor einem Jahr. Die Kiezkicker waren unter dem neuen Trainer Alexander Blessin in die Vorbereitung auf die erste Bundesligasaison nach 14 Jahren Abstinenz gestartet – und ein Spieler hatte das genaue Gegenteil von einem guten ersten Eindruck beim Coach hinterlassen. Maurides Roque Jr. war mit sichtbarem Übergewicht aus dem Brasilien-Urlaub zurückgekehrt und aufgrund der mangelnden Fitness und Disziplinlosigkeit bei Alexander Blessin erst einmal außen vor. Ein dickes Ding. Diesmal soll es anders laufen. Der Stürmer scheint fit nach Hamburg zurückgekehrt – und will seine Karriere nochmal richtig in Schwung bringen. Aber wo?
In den Tagen vor dem offiziellen Trainingsstart am 3. Juli absolvieren die Kiezkicker die obligatorischen medizinischen Checks und Fitnesstests. Maurides mittendrin. Diesmal will er alles richtig machen, zeigen, dass er aus dem schweren Fehler gelernt hat, im Sommerurlaub nicht untätig war und den Start der Vorbereitung professionell in Angriff nimmt. Schließlich geht es in erster Linie um seine sportliche Zukunft.
Zurück in Hamburg, bei St. Pauli und an der Kollaustraße – die Frage ist, für wie lange.
Bornemann: Maurides bei St. Pauli „erst einmal eingeplant“
„Aufgrund seiner Vertragssituation ist er erst einmal bei uns eingeplant und wird mit uns in die Vorbereitung starten“, sagt St. Pauli-Sportchef Andreas Bornemann auf MOPO-Nachfrage zu der Personalie. „Alles Weitere wird man sehen.“ In den kommenden Tagen, vielleicht auch Wochen.
Der Vertrag von Maurides bei den Braun-Weißen läuft noch bis 2026. Im vergangenen halben Jahr war der 31-Jährige mangels sportlicher Perspektive beim Kiezklub an den ungarischen Erstligisten Debreceni VSC verliehen. In 16 Spielen konnte er fünf Tore erzielen, vier Treffer vorbereiten und einen wichtigen Beitrag leisten, dass der Klub den Klassenerhalt geschafft hat. Er und seine Frau Mayke fühlten sich dort wohl.
Kein fester Wechsel zu Leih-Klub Debreceni
„Die Leihe hat für ihn funktioniert, um einen Spielrhythmus zu bekommen und er hat auch Erfolgserlebnisse verzeichnen können“, zieht Bornemann Bilanz des Deals mit Debrecen.
Eine feste Verpflichtung von Maurides, an der der ungarische Klub Interesse gehabt haben soll, soll auch daran gescheitert sein, dass bei Debrecen mit dem Einstieg der spanischen Investorengruppe Five Eleven Capital im Frühjahr die Transferstrategie und Ausrichtung geändert wurde, mit einem Fokus auf spanischen Spielern. Ein spanischer Trainer ist schon verpflichtet worden.

Und jetzt? Maurides – nicht verwunderlich – wünscht sich vor allem Spielzeit. Ein weiteres Jahr nur auf der Bank oder gar Tribüne zu sitzen, dürfte auch angesichts seines Alters Gift für die Karriere sein. Er muss den Schwung der Leihe nutzen. Dass St. Pauli plötzlich wieder auf ihn setzt und eine relevante Rolle für ihn findet, ist derzeit und angesichts der vergangenen Saison allerdings schwer vorstellbar.
Maurides will Spielzeit – kriegt er sie nur woanders?
Andererseits bleibt festzuhalten, dass der 1,89-Meter-Mann aktuell der einzige Mittelstürmer mit dem Profil Zielspieler im Kader ist, nachdem Andreas Albers den Verein nach Auslaufen seines Vertrages verlassen hat. Es könnte Sinn machen, den wuchtigen Maurides bis auf Weiteres im Kader zu behalten, um diesen Stürmertypen für Training und Testspiele dabei zu haben. Außerdem ist die Frohnatur ein Garant für gute Laune auf dem Rasen. Er ist beliebt in der Mannschaft. Vielleicht überrascht er auch in den ersten Trainingseinheiten und überzeugt, möglich ist vieles. Der Fußball schreibt verrückte Geschichten.
Das beste Szenario für beide Seiten scheint dennoch ein Verkauf zu sein, bei dem Maurides zu einem Verein wechselt, der ihm eine echte Stammplatz-Perspektive bietet, und der Kiezklub noch etwas Ablöse kassiert und ihn nicht noch ein Jahr weiterbezahlen muss, sollte er tatsächlich sportlich keine Rolle mehr spielen. Einen Markt dürfte es nach den fünf Toren in 16 Spielen seines Ungarn-Gastspiels geben, nur nicht in den großen Ligen. Es soll interessierte Vereine aus dem europäischen Ausland geben.
So oder so dürfte Maurides beim Trainingsstart und in den Tagen danach motiviert ans Werk gehen und sich zeigen wollen. Gute Laune dürfte diesmal inklusive sein.
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