Enttäuschte St. Pauli-Profis bei der 0:2-Niederlage in Stuttgart

Nach dem 0:2 in Stuttgart waren die St. Pauli-Profis um Danel Sinani, James Sands und Hauke Wahl (v.l.) bedient. Foto: WITTERS

Kostete das den Sieg? St. Pauli hat sich in Stuttgart seiner größten Stärken beraubt

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Schonungslos war die Analyse nach der ersten Niederlage der Saison gewesen und Führungsspieler wie Hauke Wahl und Eric Smith wussten ganz genau und ohne bereits die Datenlage zu kennen, dass der FC St. Pauli gerade in den Bereichen erhebliche Defizite hatte, die eigentlich zu den Kernelementen des braun-weißen Spiels und großen Stärken der Mannschaft gehören. Dass es beim 0:2 in Stuttgart nicht lief, hatte viel damit zu tun, dass St. Pauli nicht lief und auch nicht energisch genug dagegengehalten hatte im Duell Mann gegen Mann. Kurz: Die Kickzicker hatten sich beim VfB selbst ihrer größten Stärken beraubt.

Zu wenig „Energie“ beklagte Hauke Wahl und Eric Smith sprach von Defiziten bei den „Basics“ und „Prinzipien“. Die Grundlagen ihres hochintensiven Fußballs. Die Mängel führten zur Überlegenheit des Gegners, zu vielen Torchancen der Gastgeber, die immer wieder Überzahlsituationen hatten und VfB-Stürmer Ermedin Demirovic, Schütze der 1:0-Führung, hinterher fast verwundert feststellte: „Ich hatte das Gefühl, dass ich im Strafraum immer frei war.“ Und dass gegen die in der Vorsaison zweitbeste Defensive der Liga.

St. Paulis Laufleistung in Stuttgart – ein Minusrekord

In den gut 90 Minuten auf den Rasen der MHP Arena waren die Braun-Weißen oft nur hinterher gelaufen – vor allem aber weniger als der Gegner. Im Kollektiv hatten die Hamburger 115,86 Kilometer zurückgelegt, während die Gastgeber bei der Gesamtdistanz leicht die Nase vorn hatten (116,58 km).

Eklatant ist aber St. Paulis totale Kilometerzahl. Die Kiezkicker liefen rund sechs Kilometer weniger als in jedem der drei vorangegangenen Partien. 121,89 Kilometer waren es beim 3:3 gegen Dortmund (116,81 km) gewesen, sogar 122,83 beim 2:0-Derbysieg im Volkspark und 120,9 beim 2:1 gegen den ebenfalls laufintensiv agierenden FC Augsburg, der es am Millerntor auf 121,28 Kilometer gebracht und damit die Hausherren getoppt hatte.

Fünf Kilometer unter dem Schnitt der vergangenen Saison

St. Paulis Laufleistung in Stuttgart liegt weit unter dem gewohnten und in dieser Spielzeit abgelieferten Niveau. Ein Kilometer-Killer für die Ambitionen beim Auswärtsspiel im Ländle. In der vergangenen Saison war die Mannschaft von Trainer Alexander Blessin die laufstärkste der gesamten Liga gewesen mit insgesamt 4091,32 Kilometern und 120,33 im Schnitt pro Spiel.

Die hochintensiven ersten drei Spiele haben sicherlich Körner gekostet, möglicherweise auch dazu geführt, dass es einigen Spielern an hundertprozentiger Frische, Spritzigkeit, Tempohärte und auch Ausdauer mangelt. Zum anderen hat der für St. Pauli-Verhältnisse ungewöhnlich niedrige und weit unter dem Schnitt dieser Saison liegende Wert auch mit Laufbereitschaft zu tun, die zu den besagten „Basics“ zählt.

St. Pauli in Stuttgart mit einer schwachen Zweikampfbilanz

Gleiches gilt für Zweikämpfe. Die Werte in Stuttgart waren die mit Abstand schwächsten der St. Paulianer aller vier Ligaspiele bislang. Nur 41 Prozent der direkten Duelle hatten die Kiezkicker für sich entscheiden können, waren nicht konsequent, griffig und bissig genug, oder einen Tick zu spät. Gegen den HSV war die Bilanz ebenfalls negativ, aber viel knapper (47:53 Prozent), im Duell mit Augsburg ausgeglichen (50:50) und gegen Dortmund leicht positiv zugunsten der „Boys in Brown“ (51:49).

Die Tatsache, dass der Spieler mit den meisten gewonnenen Zweikämpfen (13) auf Stuttgarter Seite ein Flügelstürmer war, nämlich Jamie Leweling, sagt eigentlich alles.

Alexander Blessin kritisiert: „Den Schneid abkaufen lassen“

„Wir waren in den Zweikämpfen nicht gut und haben zu viele Duelle verloren“, monierte Wahl und Trainer Blessin ging sogar noch einen Schritt weiter. Seine Mannschaft habe sich „den Schneid abkaufen lassen“. Das ist gegen einen fußballerisch besseren Gegner mit höherer individueller Klasse fast immer der sportliche Genickbruch.

St. Pauli hatte einfach nicht das auf den Platz gebracht, was die Mannschaft eigentlich stark macht und an jedem Spieltag Fundament sein muss, um überhaupt erfolgreich sein zu können in der Bundesliga, in der die meisten Mannschaften spielerisch besser sind und über mehr Kader-Qualität verfügen.

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Das Positive: Was in Stuttgart fehlte, ist ja da. Es wurde schon gezeigt – und mit Erfolg. Es muss nur wieder abgerufen werden, schon im kommenden Heimspiel gegen Bayer Leverkusen (27. September). Basis-Arbeit. Aber auch: Einstellungssache.

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