St. Pauli-Profis vor der Gästekurve in Freiburg

Enttäuschte Gesichter: St. Pauli bot auch in Freiburg eine über weite Strecken schwache Vorstellung. Foto: IMAGO/Steinsiek.ch

„Können nicht einfach mit den Fingern schnippen“: St. Paulis Krise geht weiter

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Das Positive vorweg: Es war eine Leistungssteigerung zu erkennen im Vergleich zum 0:4 gegen Borussia Mönchengladbach am vergangenen Wochenende, wenngleich es viel schlimmer auch nicht hätte kommen können. Dennoch stand auch beim 1:2 (0:1) in Freiburg unterm Strich über weite Strecken ein Auftritt, mit dem in der Bundesliga schlichtweg kein Blumentopf zu gewinnen ist. Einziger Hoffnungsschimmer: eine ordentliche Schlussphase.

Man wolle sich von der Detailarbeit verabschieden und zurück zu den Basics finden, lautete die selbstgesteckte Vorgabe des FC St. Pauli. Was das auf dem Platz in der Umsetzung bedeutet, wurde in Freiburg schnell offensichtlich und von den Akteuren im Anschluss bestätigt: „Wir wollten so lange wie möglich die Null halten“, erklärte Kapitän Eric Smith.

FC St. Pauli: 1:2-Niederlage beim SC Freiburg

40 Minuten lang klappte das, die Kiezkicker setzten voll auf defensive Stabilität, die Angriffsbemühungen fielen dieser Herangehensweise nahezu vollständig zum Opfer. „Wir wollten etwas tiefer stehen und uns da wieder ein gutes Gefühl geben, was Abstände und Zweikämpfe anbelangt“, skizzierte Trainer Alexander Blessin den Matchplan.

Und dennoch hielt der Abwehrriegel nicht dicht: Konnte Keeper Nikola Vasilj gegen Jan-Niklas Beste (14.) und Yuito Suzuki (28.) noch parieren, wurde der Bosnier in Minute 40 zum dritten Mal in Folge zum Fehlerteufel vor einem 0:1: Eine Ecke ließ Vasilj auch etwas unglücklich direkt vor die Füße von Suzuki klatschen, der wuchtig einschoss. „Das Tor hat unsere gute Arbeit in den ersten 40 Minuten gekillt“, ärgerte sich Karol Mets, zumal es sich um einen „blöden“ und „vermeidbaren“ (Blessin) Gegentreffer handelte. Sicherlich nicht falsch, aber deshalb nicht weniger verdient, wie ein Blick auf die Daten zur Pause zeigt: 30:70 Prozent Ballbesitz, 0:6 Torschüsse, 0:8 Ecken und ein 0:1 auf der Anzeigetafel.

0:2 kurz nach der Pause „das Schlimmste, was passieren kann“

Und es wurde nicht besser: Unmittelbar nach der Halbzeit setzte es den nächsten Rückschlag, als Metcalfe eine Grifo-Flanke viel zu nachlässig (nicht) verteidigte, in St. Paulis Defensive die Zuordnung überhaupt nicht stimmte und so Beste zum Abschluss kommen konnte, dessen Abpraller Maximilian Eggestein zum 2:0 verwandelte. „Das Schlimmste, was passieren kann“, kommentierte Mets Gegentreffer Nummer zwei mit Blick auf den Zeitpunkt kurz nach dem Pausentee.

Schlussphase macht Trainer Blessin Mut

Bis in die Schlussphase hinein deutete nichts darauf hin, dass es diesem Auftritt mit Ausnahme der etwas stabilisierten Defensive noch irgendwas Positives abzugewinnen geben könnte. Als Louis Oppie dann aber aus dem Nichts der Anschlusstreffer gelang (69.), keimte plötzlich neue Hoffnung auf. Auf einmal erhielten St. Paulis Offensivbemühungen zuvor nicht dagewesene Züge von Struktur, wenngleich die große Chance auf den Ausgleich nicht mehr folgen sollte und der Schmerz über die verdiente Niederlage (Oppie: „Es tut einfach weh“) letztlich überwog.

In einer Krise wie der aktuellen, in der es jedes Positiverlebnis gebrauchen kann, freute sich St. Pauli dennoch über den rund 20-minütigen Mutmacher: „Mit dem 2:1 kam Rückenwind. Die Mannschaft hat alles probiert und sich nicht aufgegeben“, lobte Blessin, der aus der Schlussphase „die guten Sachen“ herausziehen möchte.

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Dennoch überwiegen weiterhin die Baustellen beim Kiezklub. Der Ansatz, zunächst das in der vergangenen Saison so wertvolle Fundament einer stabilen Defensive wieder aufzubauen, ist richtig, ein Mindestmaß an offensiver Gefahr im Anschluss an die resultierenden Ballgewinne jedoch zwingend notwendig. Der Illusion, dass in dieser Entwicklung während einer sportlichen Talfahrt wie der aktuellen von heute auf morgen Quantensprünge zu erkennen sein werden, gibt sich Blessin nicht hin: „Wir können nicht einfach mit den Fingern schnippen und der Mut kommt zu uns, sondern den müssen wir uns hart erarbeiten.“ Entwicklungsschritte welcher Größe dieser Tage möglich sind, wird sich am kommenden Sonntag (17.30 Uhr) am Millerntor gegen Union Berlin zeigen.

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