Jubel! „Cristiano Ronaldo“ taucht plötzlich auf St. Paulis Mitgliederversammlung auf
Bei Tagesordnungspunkt „Top 12“ erreichte die Stimmung bei der Mitgliederversammlung des FC St. Pauli ihren zwischenzeitlichen Höhepunkt. Lauter Jubel erfüllte das Audimax der Universität Hamburg, begleitet von Gelächter. Grund war Cristiano Ronaldo, lebende Stürmer-Legende und fünfmaliger Weltfußballer, der ganz plötzlich und förmlich aus dem Nichts auf der Veranstaltung aufgetaucht war und geehrt werden sollte – als Frau, genauer gesagt: für seine Verdienste als Vizepräsidentin.
Ehre, wem Ehre gebührt. Beim Programmpunkt „Ehrungen für Engagement & sportliche Leistungen“ tauchte plötzlich auf der riesengroßen Leinwand über der Bühne des Audimax folgender Text auf: „Cristiano Ronaldo wurde 2017 die erste Vizepräsidentin des FC St. Pauli“. Lautes Gejohle und Applaus im Saal!
St. Pauli-Ehrung: Cristiano Ronaldo als Vizepräsidentin
Es war der mit Abstand schönste Fehler des seit einigen Jahren eingesetzten automatischen Transkriptionsprogramms, das alle Wortbeiträge der Veranstaltung in Echtzeit in Text übersetzte. Ein sehr guter Service für gehörlose Mitglieder, der allerdings immer wieder für kuriose Fehlleistungen sorgt, die wiederum die Stimmung auflockern.

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Es war natürlich nicht Cristiano Ronaldo, der für seine Pioniertat als Vizepräsidentin des Kiezklubs und sein langjähriges Engagement in der Vereinsspitze geehrt werden sollte. Vielmehr hatte Suzann Edding, Vorsitzende des Ehrenrates, welcher für die Auszeichnungen zuständig ist, den Namen der ehemaligen Vizepräsidentin Christiane Hollander genannt, die von 2017 bis Januar 2024 dem höchsten Vereinsgremium angehört hatte, allerdings deutlich weniger Tore erzielt hat, auch nicht mehrmals die Champions League gewonnen hat oder Europameister geworden ist und zu deren Ehren – nach Kenntnis dieser Redaktion – keine Statue auf Madeira errichtet worden ist.
Hollander war (ebenso wie Ronaldo) nicht anwesend
Was Hollander mit Ronaldo tatsächlich gemeinsam hat: auch sie war bei der Veranstaltung nicht anwesend.
Während bei der Erstgenannten der Grund für die Abwesenheit nicht bekannt war, ist das 40-jährige Fußballidol derzeit mit der portugiesischen Nationalmannschaft in Sachen WM-Qualifikation unterwegs, sieht sich aber angesichts eines Ellenbogenchecks im Spiel gegen Irland (0:2) mit einer drohenden und auch längeren Sperre konfrontiert. Kurz gesagt: Er hat gerade ganz andere Sorgen als bei der MV des Kiezklubs im Uni-Viertel aufzukreuzen, wenngleich er nicht selten mal Dinge tut oder sagt, die für Stirnrunzeln oder Kopfschütteln sorgen.
Tücken der Transkription: „Rennfahrerin“ steht zur Wahl
Auf Platz zwei der Übersetzungs-Fehler der KI: Bei einer Bewerberin für den Wahlausschuss wurde der Lebenslauf bei der Verschriftlichung deutlich spektakulärer, weil „Rennfahrerin“ statt „Rentnerin“ zu lesen war.
Ein alljährlicher Running Gag ist mittlerweile der Blumenstrauß der Vornamen, die Präsident Oke Göttlich zugeschrieben werden, diesmal unter anderem „Poker“ und „UKE“.
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Es dürfte im Interesse der Mitglieder, die jedes Jahr die oft stundenlange und auch zähe und phasenweise trockene Mitgliederversammlung besuchen, sein, dass das Transkriptionsprogramm auf keinen Fall verbessert wird, sondern der künstlich-intelligente und unfreiwillig-komische Conferencier der Veranstaltung bleibt, mit verlässlicher Unzuverlässigkeit für Lacher sorgt und so die Mammut-Sitzung auflockert. Findet sicherlich auch Präsident Okay Göttlich.
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