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Hürzeler und Bornemann am Millerntor
  • Fabian Hürzeler zusammen mit Sportchef Andreas Bornemann (r.) im Millerntorstadion.
  • Foto: WITTERS

„Ich fühle mich bereit“: Was Hürzeler bei St. Pauli jetzt verändern will

Jung, akribisch, leidenschaftlich. Manche, die ihn kennen, sagen sogar: fußballbesessen. St. Paulis neuer Chefcoach Fabian Hürzeler will mit seiner eigenen Begeisterung bei den auf Tabellenplatz 15 abgestürzten Kiezkickern neues Feuer entfachen und in der Rückrunde die Wende schaffen. Für den 29-Jährigen ist die Beförderung vom Co-Trainer zum Chef die Chance seines Lebens – und für den Verein bei allem Vertrauen in dessen Qualitäten auch ein Wagnis.

Im schwarzen Hoodie mit dem Totenkopf-Emblem auf Brust und Rücken nahm der Neue, der gar nicht neu ist, bei seiner offiziellen Vorstellung am Donnerstag auf dem Podium im Presseraum des Millerntorstadions Platz und blickte mit einer Mischung aus Freude, Neugierde und einer spürbaren Portion Aufregung in den gut gefüllten Raum. Die große Bühne, das Rampenlicht, der nächste Riesen-Schritt auf seinem rasanten Karriereweg.

St. Paulis neuer Coach: Hürzeler hat keine Angst vor der schweren Aufgabe

„Ich freue mich riesig. Für mich ist es ein absolutes Privileg für so einen tollen Verein arbeiten zu dürfen“, sagte der jüngste Cheftrainer im deutschen Profifußball. „Ich spüre, dass es eine große Verantwortung ist. Ich fühle mich bereit.“

Hat es vor Vertragsunterzeichnung Selbstzweifel gegeben, als Trainernovize in Liga zwei der Aufgabe gewachsen zu sein, eine Mannschaft in prekärer Tabellensituation zu übernehmen? „Ich definiere mich nicht über die Situation, sondern darüber, was ich den Jungs vermitteln kann. Ich habe immer Respekt vor jeder Aufgabe, aber immer eine innere Überzeugung“, sagt Hürzeler selbstbewusst.

Hürzeler schwärmt vom neuen Co-Trainer Nemeth

Erfahrung bringe neben „unheimlicher Akribie“ der neue Co-Trainer Peter Nemeth (50) ins Trainerteam ein, so Hürzeler. Nemeth kennt Aufstiegs- wie Abstiegskampf. Mit der Verpflichtung des Slowaken ist das Trainerteam komplett, wie der Nachfolger des freigestellten Timo Schultz klarstellte.

In den zwei Wochen als Interimstrainer hat Hürzeler nicht nur Sportchef Andreas Bornemann überzeugt („Er hat die 14 Tage genutzt, wie man es als Cheftrainer tun sollte“), sondern auch die Mannschaft. „Ich spüre ein großes Vertrauen“, sagt der Newcomer. Sein Vertrag läuft bis mindestens 2024.

Bornemann erklärt: Darum wurde Hürzeler nicht mit Schultz und Favé freigestellt

Die Frage, warum Hürzeler bleiben durfte und nun als Lösung präsentiert wird, während neben Schultz auch der zweite Co-Trainer Loic Favé gehen musste, erklärt Sportchef Andreas Bornemann damit, dass Schultz und Favé „ein Stückweit als Duo angetreten“ waren und deshalb auch als Duo freigestellt worden seien. Hürzeler wiederum betont, dass er als Co-Trainer mit Schultz und Favé zwar sehr vertrauensvoll zusammengearbeitet und „Vorstellungen und Ideen geteilt“ habe, aber letzten Endes Schultz als Cheftrainer das letzte Wort hatte. „Jetzt bin ich der Cheftrainer, bringe meine Ideen rein und versuche sie auch umzusetzen.“

Fußballerisch ist keine Revolution zu erwarten. Hürzeler setzt auf Veränderung mit Augenmaß und an den Stärken der Spieler orientiert, will die Balance zwischen Defensive und Offensive verbessern, das Umschaltspiel verstärken, schneller nach vorne spielen lassen und mehr Ballgewinne erzwingen. „Ich bin ein Trainer, der eine klare Spielidee hat und seiner Mannschaft viel abverlangt.“ Konkreter wird er (noch) nicht.

Der neue Coach sieht sich auch als Psychologe gefordert. „Wir müssen den Spielern den Glauben zurückgeben, dass sie ihren eigenen Erwartungen und denen des Vereins und der Fans gerecht werden können“, sagt Hürzeler. Der scheint vielen Kiezkickern abhanden gekommen zu sein. „Da sehe ich mich gefordert.“

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Der Blick gehe nach turbulenten Wochen nach vorne, sagt Bornemann. „Das primäre Ziel ist, dass wir uns schnellstmöglich von den bedrohlichen Plätzen entfernen.“ Auch Hürzeler will die Hinrunde abhaken und in der Rückrunde ohne mentale Altlasten voll angreifen. „Es ist ein Neuanfang und das sehen wir als Chance.“

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