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Die Profis des FC St. Paulis bedanken sich nach dem Heimspiel gegen Hannover für die Unterstützung der Fans.
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  • Foto: WITTERS

Historisch gut! Ein Mannschaftsteil des FC St. Pauli ist schon Bundesliga-reif

Perfektion ist das, wonach Fabian Hürzeler strebt und was ihn antreibt, wohlwissend, diese niemals erreichen und folglich nie ganz zufrieden sein zu können, weil es immer noch besser geht, wie er stets betont. Was die Defensivleistung in dieser Saison angeht, haben seine Kiezkicker schon ein verdammt hohes Niveau erreicht und bei der Nullnummer gegen Hannover eine Art Meisterstück abgeliefert. Der FC St. Pauli hat eine Aufstiegs-Abwehr.

Der Satz, den Hürzeler in seiner knapp einjährigen Amtszeit als Cheftrainer am häufigsten gesagt hat, lautet: „Unsere Basis wird immer die Defensive sein.“ Er hat ihn ein ums andere Mal leicht variiert, aber der Kernsatz bleibt bestehen, die Botschaft ist klar. Und auch das Ziel: „Wir haben es uns auf die Fahne geschrieben, dass die defensive Stabilität der Schlüssel zum Erfolg sein wird.“

Ausgesprochen hat der Coach letztgenannten Satz Ende August, nach dem dritten 0:0 in Serie in Magdeburg, als Sorgen wuchsen, weil St. Pauli keine Tore erzielte, sich nicht belohnte, Punkte verschenkte.

Defensive die Basis für Serie ohne Niederlage

Zweieinhalb Monate weiter, nach einem 0:0, ist St. Pauli Spitzenreiter der Zweiten Liga, hat 27 Punkte auf dem Konto und ist saisonübergreifend seit 20 Partien unbesiegt. Und die Basis dafür ist die Defensive – die mit Abstand beste der Liga.

Neun Gegentore haben die „Boys in Brown“ in 13 Partien kassiert, zuletzt zweimal zu Null gespielt.

Historisch gut. Der letzte Zweitligist, der nach 13 Spieltagen weniger als zehn Gegentore auf dem Konto hatte, war Union Berlin (8) in der Spielzeit 2018/19. Zwei weiteren Mannschaften in den vergangenen zehn Spielzeiten ist dies gelungen. Neben Union noch Ingolstadt (9 Gegentore 2014/15) und Köln  (5 Gegentore 2013/14).

Alle drei Vereine sind am Saisonende in die Bundesliga aufgestiegen. Ingolstadt und Köln als Meister, Berlin über die Relegation.

St. Pauli lässt ligaweit die wenigsten Schüsse zu

Das ist keine Garantie. Es erhöht aber die Chancen im Aufstiegsrennen enorm und zeigt, dass St. Pauli auf einem sehr guten Weg ist. Das Abwehrzentrum mit Hauke Wahl, Eric Smith und Karol Mets steht extrem stabil und ist im Aufbauspiel passsicher. Die Außenverteidiger Manolis Saliakas sowie Lars Ritzka und zuletzt Philipp Treu komplettieren den Riegel.

Es passt: personell und konzeptionell. Die Kiezkicker lassen die wenigsten gegnerischen Schüsse aller Zweitligisten zu. Resultat: Nikola Vasilj hat mit 24 die zweitwenigsten Paraden aller Torhüter. Er hat schon fünfmal zu Null gespielt.

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Es ist nicht nur die Abwehr, die Lorbeeren verdient, denn St. Pauli verteidigt im Kollektiv. Sturm und Mittelfeld arbeiten mit großem läuferischen und kämpferischen Aufwand und taktischer Disziplin gegen den Ball. Viele gegnerische Angriffe werden früh gestört, abgefangen oder versanden. Und was doch durchkommt, wird „wegverteidigt“, wie Hürzeler es nennt.

Auch gegen Hannover: St. Paulis Bollwerk steht

Zur Perfektion gebracht haben die Kiezkicker dies bei der Nullnummer gegen Hannover, die offensiv nicht glorreich und im Resultat unbefriedigend war, aber defensiv brillant. St. Pauli erlaubte dem Tabellendritten und besten Angriff der Liga ganze zwei (!) Torabschlüsse  – den ersten nach 77 Minuten. Das ist im Grunde nicht minder überragend als fünf geschossene Tore gegen Kiel, nur halt nicht spektakulär – und automatisch siegbringend. Und dennoch war sie offensichtlich: die Kunst des Verhinderns.

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Wer so konsequent und leidenschaftlich verteidigt, der ist nur schwer zu schlagen. Das Fundament für einen Aufstieg ist vorhanden und stark. Die Basis. Aber jeder St. Paulianer weiß: eine Saison hat immer zwei Hälften – genau wie das Spielfeld, an dessen anderem Ende die Null eine Rarität bleiben muss.

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