St. Pauli-Präsident Oke Göttlich bei der Mitgliederversammlung

Präsident Oke Göttlich nahm bei der Mitgliederversammlung Stellung zu Vorwürfen gegen St. Pauli und äußerte sich auch zur Causa Jackson Irvine. Foto: WITTERS

„Es ist eine Lüge!“ Göttlich über Kritik an St. Pauli und die Vorwürfe gegen Irvine

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Nach den Formalien ging es ans Eingemachte. Präsident Oke Göttlich benannte in seiner Rede bei der Mitgliederversammlung des FC St. Pauli zahlreiche wichtige und auch brisante Themen. Eines davon: die Haltung des Kiezklubs in der Frage des Nahost-Konflikts und in diesem Zuge auch die Diskussionen um die Rolle von Kapitän Jackson Irvine sowie die Social-Media-Angriffe von Aufsichtsrat René Born auf den Leitwolf der Kiezkicker.

Um kurz nach 12 Uhr kam Göttlich in seiner sehr prägnanten Ansprache auf das Thema zu sprechen, das den Verein seit Monaten beschäftigt. Angefangen mit der Haltung des Australiers im Israel-Gaza-Krieg, seine immer wieder geäußerte oder auf verschiedene Art und Weise gezeigte Solidarität mit der palästinensischen Zivilbevölkerung, ohne aber auf gleiche Weise Bedauern und Solidarität mit den israelischen Opfern des Terroranschlages der Hamas am 7. Oktober 2023 zu äußern.

Göttlich berichtet über Gespräche mit Jackson Irvine

„Es ist und bleibt eine Lüge“, dass der FC St. Pauli eine in Teilen faschistische israelische Regierung unterstütze, rief Göttlich energisch. Der Verein sei sowohl solidarisch mit den Opfern des Anschlages vom 7. Oktober 2023, aber ebenso auch mit jenen Opfern der israelischen Militäroffensive in Gaza.


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Massive Kritik an Irvine hatte es gegeben, nachdem er bei einem Musikfestival in Portugal ein Shirt des imaginären „FC Palestine“ getragen hatte, auf dem unter anderem eine stilisierte Zahl 11 zu sehen ist: die beiden Einsen in den Umrissen Palästinas – inklusive des israelischen Staatsgebiets. Das hatten Kritiker als Antisemitismus ausgelegt, weil die Symbolik das Existenzrecht Israel infrage stelle – und, so der Vorwurf, damit auch der Träger des Trikots.

Göttlich über Eklat um Born: „Menschen machen Fehler“

„Wir haben Gespräche geführt, auch mit unserem Kapitän, die viele Gemeinsamkeiten zeigen“, berichtete Göttlich in seiner Rede und seine Stimme wurde deutlicher und lauter: „Und es gibt keinerlei Anhaltspunkte, dass er menschenfeindliche Einstellungen vertritt.“

Indirekt ging Göttlich auch auf Born ein, der Irvine mit zwei Kommentaren in den digitalen Netzwerken angegriffen hatte. „Menschen machen Fehler“, sagte der Präsident, und das gelte auch für „Menschen in Gremien“. Intern sei Bedauern geäußert worden.

Aufsichtsrats-Chefin: Born bedauert seine Irvine-Angriffe

Anfang Oktober hatte Irvines Frau Jemilla Pir die Angriffe von Born öffentlich gemacht und als „Mobbing“ bezeichnet. „Niemand ist größer als der Klub“, hatte Born unter einem Fashion-Foto des Kiezkickers und seiner Frau, das diese bei Instagram gepostet hatte, zunächst kommentiert. Später legte der Aufsichtsrat noch mal scharf und für einen Funktionsträger indiskutabel nach, griff den Australier direkt an: „Das ist unser Klub, nicht deiner. Du wirst in wenigen Monaten weg sein und für einen Euro mehr woanders spielen. Wir werden immer hier sein, während du nicht mehr als eine Fußnote bist.“

Nach eingehender Prüfung des Vorfalls und Gesprächen mit Beteiligten hatte der Ehrenrat des FC St. Pauli am 7. Oktober Sanktionen gegen Born wegen „vereinsschädigenden Verhaltens“ ausgesprochen. Dazu gehört eine Geldstrafe, die Jugendabteilungen für Awareness-Schulung gespendet wird“, heißt es in der Vereinsmitteilung. Über die Höhe der Summe ist nichts bekannt.

Beim Bericht des Aufsichtsrats sprach die Vorsitzende Kathrin Deumelandt gleich zu Beginn den Fall an: Der Vorgang als solcher sei hinlänglich bekannt: „Wichtig ist uns zu sagen: Wir haben uns intern mit René auseinandergesetzt. Er hat in Gesprächen sofort eingeräumt, dass er einen Fehler gemacht hat, den er bedauert.“ Die Kommentare seien nicht auf Born als Gremiumsmitglied zurückzuführen. Sie seien eine „private Einzelmeinung“.

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Durch die ausgesprochene Sanktion sei „die Sache für uns abgeschlossen“, so Deumelandt und erklärte, warum sich das Gremium in den vergangenen Wochen nicht nach außen deutlicher geäußert, positioniert oder auch distanziert habe. „Wir haben uns bewusst entschieden, den internen Weg zu gehen, im Sinne und Wohle unseres Vereins.“

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