Norderstedter Fans zünden Pyrotechnik beim Pokalfinale gegen Paloma.

Beim Finale des Hamburger Lotto Pokals zeigte der Norderstedter Anhang, dass er auf sich aufmerksam machen kann. Foto: IMAGO/Hanno Bode

DFB-Pokal: Norderstedt verhandelt mit St. Pauli – es gibt Probleme mit dem Millerntor

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Statt von einer Pokal-Überraschung zu träumen, wird Eintracht Norderstedt von der Stadionfrage um den Schlaf gebracht. Der Regionalligist muss eine geeignete Spielstätte für den DFB-Pokal-Kracher Mitte August gegen den FC St. Pauli finden.

Vor acht Jahren war die Pokalwelt in Norderstedt noch in Ordnung. 4500 Zuschauer:innen sahen im Edmund-Plambeck-Stadion, wie die heimische Eintracht dem Bundesligisten VfL Wolfsburg einen großen Kampf bot und nur knapp mit 0:1 den Kürzeren zog. Danach hatten die Norderstedter wenig Glück: 2020 herrschte Corona, und die Eintracht nahm aus organisatorischen Gründen die DFB-Ausnahmegenehmigung an, bei Bayer Leverkusen anzutreten. Dort verfolgte eine Minuskulisse den 7:0-Sieg der Profis. 2021 war das eigene Stadion gegen Hannover 96 zwar „ausverkauft“ – doch wegen der Pandemie waren nur 745 Plätze freigegeben worden. Hannover gewann 4:0.

Wolfsburgs Mario Gomez 2017 im Duell mit dem Norderstedter Marin Mandic IMAGO / KBS-Picture
Wolfsburgs Mario Gomez 2017 im Duell mit dem Norderstedter Marin Mandic
Wolfsburgs Mario Gomez 2017 im Duell mit dem Norderstedter Marin Mandic

Nun kommt der FC St. Pauli, mit Tausenden von Fans – aber wohl nicht nach Norderstedt, auch wenn Bürgermeisterin Katrin Schmieder von einer „Wunschlosung“ spricht. Das Edmund-Plambeck-Stadion ist seit Längerem baufällig, derzeit könnten höchstens 3000 statt 5000 Menschen das Spiel vor Ort verfolgen. „Selbst mit voller Kapelle wäre das Stadion zu klein“, taxiert Eintracht-Pressesprecher Marcus Sellhorn. Ein Umzug bietet sich also an – doch wohin?

DFB-Pokal: Wo kann Norderstedt spielen?

Zwei bis drei Spielstätten würden geprüft, heißt es aus Norderstedt. Das Volksparkstadion erscheint mit seinen 57.000 Plätzen eher zu groß für die erwartbare Nachfrage. Sportlich ist die Eintracht schließlich klare Außenseiterin – und ob so viele St. Pauli-Fans die Partie ausgerechnet in der Heimstatt ihres Lokalrivalen verfolgen wollen, erscheint durchaus zweifelhaft. Julia Karten-Plambeck geht davon aus, dass der Volkspark „eher ein Minusgeschäft“ für die Eintracht würde. Norderstedts Präsidentin führt derzeit Gespräche mit der Stadt und verschiedenen Vereinen.

Das Ausweichen an eine Ort außerhalb von Norderstedt und Hamburg wäre wiederum ein Schlag ins Gesicht der Eintracht-Fans – und würde die anfallende Stadionmiete ebenfalls kaum einspielen. Für die Teilnahme am DFB-Pokal erhält Norderstedt rund 220.000 Euro, große Sprünge sind damit kaum möglich. Warum also nicht gleich das Heimrecht tauschen und bei St. Pauli spielen?

Das Millerntor ist im Prinzip verboten

Eine Austragung am Millerntor gestaltet sich schwierig, denn die DFB-Regularien halten unter Paragraf 49, Punkt 2 eindeutig fest: „Auf das Heimrecht kann bei Pokalspielen nicht verzichtet werden.“ Und ein Spiel im Stadion des Gegners ist nun nach allgemeinem Verständnis kein Heimspiel mehr. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Wenn die Eintracht nachweisen kann, dass tatsächlich kein anderes zumutbares Stadion zur Verfügung steht, kann der DFB-Spielausschuss von der Regel abweichen – das Spiel ausfallen zu lassen, wäre schließlich die schlechtere Alternative. Zumal die Eintracht sowohl das Millerntor als auch das Volksparkstadion vor der Auslosung als Ausweich-Stadion angegeben hat. St. Pauli und Norderstedt prüfen, das Spiel am Millerntor auszutragen. „Die Vereine haben ja einen guten Draht zueinander“, ist Sellhorn optimistisch. St. Pauli lässt die Heimspiele seiner U23 seit Jahren in Norderstedt austragen – es wäre die Gelegenheit zur Revanche.

Rasen-Anschlag vor dem Teutonia-Spiel

Der Hamburger Pokalsieger Teutonia 05 stand 2022 vor ähnlichen Problemen wie Norderstedt nun, als den Ottensern RB Leipzig zugelost wurde. In Hamburg war partout kein Stadion zu finden, zumal St. Pauli eine Anfrage der Teutonen damals negativ beschied. Schließlich sollte im 350 Kilometer entfernten Dessau gespielt werden. Doch dort wurde einige Tage vor dem Austragungstermin der Rasen durch Chemikalien zerstört, mutmaßlich ein Anschlag von RB-Gegnern. Angesichts der Dringlichkeit erlaubte der DFB den Teutonen damals, im großen Leipziger Zentralstadion anzutreten, wo sie mit 0:8 verloren.

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Das war ein akuter Notfall, der aktuell nicht gegeben ist. 2019 genehmigte der DFB allerdings auch, das Pokalspiel zwischen Atlas Delmenhorst und Werder Bremen im Bremer Weserstadion auszutragen – und die Delmenhorster hätten mit 6000 zugelassenen Zuschauer:innen bei einem echten Heimspiel sogar mehr Plätze zur Verfügung gehabt als Norderstedt heute. Einiges spricht also dafür, dass der Verband auch dieses Mal eine Ausnahme genehmigt – wenn sich die beiden Vereine zuvor einig werden und einen Antrag stellen. „Wir kriegen das gewuppt“, erklärt Sellhorn. Spätestens Anfang nächster Woche soll geklärt sein, wo das Pokal-Derby stattfindet.

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