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Ausschreitungen am Millerntor
  • Aus dem Block der 96-Fans fliegt eine Stange in Richtung der Polizisten.
  • Foto: WITTERS

Ausschreitungen am Millerntor – Fan-Vertreter kritisieren den Einsatz der Polizei

Lange war es ausgesprochen ruhig bei einer Begegnung, die von der Polizei im Vorfeld als Hochsicherheitsspiel eingestuft worden war. Bis auf die üblichen Beschimpfungen ereignete sich auf den Tribünen des Millerntorstadions nichts Erwähnenswertes beim am Ende torlosen Duell zwischen dem FC St. Pauli und Hannover 96, doch um die 75. Minute herum eskalierte gefühlt aus dem Nichts die Situation im Gästeblock.

Von einem Moment auf den anderen kam plötzlich Bewegung in die Menge auf der Nordtribüne, wo sich auch viele HSV-Fans zu den befreundeten Hannoveranern gesellt hatten. Wo die Ursache für die Eruption war, konnte nicht wirklich zu hundert Prozent geklärt werden. Angeblich seien mehrere Personen auf einen Einzelnen losgegangen, was die Polizei dazu veranlasst habe, den vermeintlich Attackierten zu schützen. In den sozialen Netzwerken machte schnell das Gerücht die Runde, dass es sich bei dem Attackierten um einen St. Pauli-Fan gehandelt haben soll, der angeblich im Block eine Fahne habe stehlen wollen. Eine Version, die weder von einem Offiziellen noch von der Polizei bisher bestätigt worden ist. Auf jeden Fall sind Ausschreitungen innerhalb des Blocks ausschlaggebend für den Einsatz der Beamten gewesen.

Massiver Pfefferspray-Einsatz der Polizei

Und dann brauchte es nur wenige Sekunden, bis die Szenerie äußerst unschöne Ausmaße annahm. Die Polizei ging mit massivem Pfefferspray-Einsatz in den Block, was die Anhänger nicht wirklich besänftigte. Als es zu wild wurde, die Bilder immer hässlicher wurden, unterbrach Schiedsrichter Richard Hempel schließlich die Partie für mehrere Minuten.

Als es weiterging, war die Luft raus auf dem Platz. „Da sind einige Fans nur einen Meter vom Torhüter weg. Natürlich beschäftigt das die Spieler, insbesondere die Innenverteidiger“, äußerte St. Paulis Coach Fabian Hürzeler dafür Verständnis. Stürmer Elias Saad urteilte: „Das hat nichts mit Fußball zu tun, so etwas wollen wir nicht sehen. Das geht gar nicht, es ist traurig anzusehen und passiert hoffentlich nicht noch mal.“

Fanhilfe St. Pauli: „Unangebracht und unverhältnismäßig“

Die Fanhilfe St. Pauli kritisierte den Einsatz der Polizei und schrieb bei X (ehemals Twitter): „Die Polizei Hamburg betritt den Auswärtsblock von Hannover96 und setzt massiv Pfefferspray ein. Wir halten das Vorgehen für schlicht unangebracht und unverhältnismäßig.“

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Die Fanhilfe Hannover 96 schrieb ebenfalls bei X: „Wir dokumentieren im Zuge des Spiels auf St. Pauli einen komplett unverhältnismäßigen Polizeieinsatz. Behelmte Einheiten stürmten ohne Grund den Gästeblock und sprühten Reizgas in die Menge.“ Zu einem späteren Zeitpunkt soll eine detaillierte Stellungnahme folgen.

Fanhilfe spricht sich für Pfefferspray-Verbot aus

Auch die Fanhilfen anderer Vereine solidarisierten sich mit Hannover 96. So schrieb die Fanhilfe des 1. FC Magdeburg, das Spiel mache deutlich, „dass Pfefferspray bei Massenveranstaltungen wie Fußballspielen komplett verboten werden muss. Das CS-Gas der Polizei gefährdet hunderte Fans ohne Grund. Volle Solidarität mit dem Gästeblock Hannover!“

Polizei Hamburg erklärt und rechtfertigt den Einsatz

Die Polizei Hamburg rechtfertigte den Einsatz, schrieb in ihrer Stellungnahme: „Den bisherigen Erkenntnissen zufolge kam es zum Ende der 2. Halbzeit zu einer Auseinandersetzung unter den Gästefans im Auswärtsblock, bei der ein Gastfan durch Angriffe der eigenen Fanschaft mehrfach zu Boden ging. Um diesen Gastfan zu schützen und Schlimmeres zu verhindern, entschied sich die Polizei, in den Auswärtsblock zu gehen, woraufhin auch die Einsatzkräfte massiv angegriffen wurden und u. a. mit dem Einsatz von Pfefferspray reagierten. Die Einsatzmaßnahmen anlässlich der Spielbegegnung laufen zurzeit noch.“

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