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Schultz, St. Pauli
  • Timo Schultz bastelt an mehr Flexibilität in St. Paulis taktischem System.
  • Foto: WITTERS

„Auf jeden Fall anders“: St. Paulis frischer Flirt mit dem Risiko

Es brauchte nur einen langen Ball und eine robuste Zweikampfführung von Fiete Arp, schon war St. Paulis Defensive ausgehebelt und das 2:0 für Holstein Kiel gefallen im Testspiel. Das ist jetzt erstmal nicht weiter dramatisch, durchaus aber Ausdruck des Risikos, das St. Pauli neuerdings eingeht.

Erwachsen ist der Gedanke, mehr zu wagen, um mehr zu gewinnen, aus der zeitweisen Inspirationslosigkeit in der gegnerischen Spielhälfte nach der Winterpause. Zu vielen Gegnern gelang es, St. Paulis ohnehin qua Mittelfeldraute zentrumslastiges Spiel noch enger zu schnüren. Das ergab die Saisonanalyse beim Kiezklub und das soll nicht wieder passieren.

St. Pauli setzt auf hoch stehende Außenverteidiger, um mehr Breite ins Spiel zu bekommen

Drum stehen St. Paulis Außenverteidiger wie beim 13:0 in Hetlingen und beim 0:2 in Kiel im eigenen Ballbesitz weiter weg vom eigenen Tor. Sie sollen das Spiel entzerren, es dem Gegner erschweren, alle Kiezkicker eng zu decken. Wenn ihnen Letzteres doch gelingt, sollen so immerhin größere Räume im Zentrum entstehen, in die St. Pauli spielen kann. Klingt vielversprechend, ist es auch. Nur gibt es eben auch ein Aber und das nutzten jüngst die Kieler geschickt aus.

St. Paulis Coach Timo Schultz gesteht: „Zwei Spieler fehlen in der Absicherung“

„Wir wollen was riskieren, wir wollen mutig sein“, sagte Timo Schultz dennoch nach dem Test an der Förde, wusste aber auch: „Gerade in der Absicherung nach Ballverlusten fehlen dir natürlich auch zwei Spieler hinten.“

Die Modifizierung des bewährten Systems sei ein neues Element, „das muss man dann auch erstmal reinkriegen“. Was eben nicht nur für die Außenverteidiger, fußballneudeutsch: Schienenspieler, gilt. Sondern insbesondere auch für den Sechser, dem eine größere Verantwortung zukommt, sich geschickt zu positionieren, um gegnerische Konter abzufangen.

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Und für den Torwart. In Kiel war das Dennis Smarsch, der auffällig weit vor seinem Kasten stand und zwar nicht nur, weil er sich am Spielaufbau beteiligen sollte. „Ich sage mal: Sechserposition“, beschrieb er seinen Aufenthaltsort auf dem Rasen. Eine derartige Sechserposition beinhaltet schließlich auch und vor allem Defensivaufgaben – siehe etwa Manuel Neuer.

Luca Zander hat bereits Veränderungen in St. Paulis Spielaufbau festgestellt

Dass beim neuen Risikospiel noch nicht alles gelingt, erklärte Luca Zander auch mit dem frühen Stand der Vorbereitung. Als Rechtsverteidiger ist er ja unmittelbar von der angepassten Aufgabenstellung betroffen. „Welche Räume wir von welcher Position schließen“, also „die Defensivthemen, die Abläufe“ – das werde alles in den kommenden Wochen im Detail kommen. Bisher sei es vor allem um die veränderten Postierungen und Bewegungen mit dem Ball gegangen. „Es ist auf jeden Fall ein bisschen anders. Es verändert unseren Spielaufbau einen Tick“, sagte Zander und beobachtete, „dass die Leute hinten auch andere Lösungen als in der letzten Saison haben.“

Womit ein Ziel bereits erfüllt wäre. Zu unterschlagen ist freilich auch nicht, dass schon zu erkennen ist, wie ohnehin offensivfreudige Defensivspieler wie Manolis Saliakas rechts und Leart Paqarada links von der Veränderung profitieren und in gute Positionen für Flanken gelangen. Das Risiko könnte sich also auszahlen.

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