Pyro-Aktion in der Südkurve des Millerntorstadions
  • Unter anderem mit Pyro-Aktionen gab es in der jüngeren Vergangenheit Ärger in der Südkurve des Millerntorstadions.
  • Foto: WITTERS

„Absolut unverantwortlich!“ Das steckt hinter St. Paulis deutlichem Fan-Appell

Im Rahmen des Fan-Kongresses Ende November war die Thematik erstmals öffentlich geworden. Der FC St. Pauli hat ein großes Problem mit einer relativ kleinen Anzahl von eigenen Fans in der Südkurve. Die Stellungnahme, die der Verein am Mittwochvormittag publik machte, weist darauf hin, dass sich an der allgemeinen Lage nichts signifikant verändert hat. Aber die Bereitschaft, sich aktiv zur Wehr zu setzen, scheint sowohl im Klub als auch in der großen Mehrzahl der Anhängerschaft gewachsen zu sein.

Von „verbalen Grenzüberschreitungen, Beleidigungen und auch Schlägereien unter Fans sowie körperlichen Einschüchterungsversuchen, die nicht hingenommen werden können“, hatte Präsident Oke Göttlich seinerzeit in der MOPO gesprochen und auch verantwortungslosen Umgang mit Pyrotechnik angeprangert: „Ohne jede Rücksicht auf Umstehende, das konkrete Geschehen auf dem Rasen, Verzögerungen im Spiel und den finanziellen Schaden für den Verein.“

St. Pauli-Spieler und -Trainer mit Pyrotechnik beworfen

Und es ist keine Besserung eingetreten, wie man den Worten des Vereins entnehmen kann. „Leider hat es zuletzt mehrere Vorfälle gegeben, die zwar sehr unterschiedlich sind und teilweise nicht miteinander zusammenhängen, die aber absolut unverantwortlich sind und die Gesundheit von Spielern sowie Fans gefährden“, heißt es dort.

So seien beim Heimspiel gegen Düsseldorf ein Athletiktrainer sowie ein Spieler des FC St. Pauli beim Warmmachen direkt vor dem unteren Bereich der Südkurve in Richtung Gegengerade beinahe von einem Pyro getroffen worden – „und zwar auf Kopfhöhe“. Dies ist durch nichts zu rechtfertigen und trete gleichzeitig mit teilweise grenzüberschreitenden Verhalten an diesem Ort auf.

Viele St. Pauli-Fans klagen über Atembeschwerden

„Außerdem flogen bei der Partie zahlreiche Hartplastik-Becher auf das Spielfeld und das Spiel musste wegen starker Rauchentwicklung unterbrochen werden – was unserem Team schadet, da der Spielfluss verloren geht“, schreibt der Klub. „Weiterhin klagten bei diesem Spiel mehrere Fans auf der Nord- und Südtribüne über Atemprobleme durch starken Rauch.“

Dies seien keine Einzelfälle: Es meldeten sich immer wieder Besucher*innen beim Verein, die Atembeschwerden bekommen, wenn sehr viele Pyros oder Rauchtöpfe gleichzeitig gezündet werden – „einhergehend mit teilweise martialischem und aggressiven Verhalten gegenüber anderen Fans in der Südkurve“.

Folgenschwerer Vorfall nach dem Derby gegen den HSV

Auch diese Vorwürfe sind nicht neu und beziehen sich auf eine etwa 40-köpfige Gruppierung, die „kaum offen auftritt, obwohl in jüngerer Vergangenheit zunehmend Symbole und Codes wahrgenommen worden sind“, wie der Verein es Ende November formuliert hatte. Dieser Gruppierung ist vermutlich auch ein Vorfall zuzuordnen, der sich nach dem Derby gegen den HSV am Paulinenplatz ereignet hatte.

„Durch eine Explosion wurde ein Anwohner verletzt und ein Fahrradhäuschen stark beschädigt. Der Anwohner hatte am Fenster seiner Wohnung gestanden, als der Sprengkörper explodierte, er wird an einem Ohr wahrscheinlich bleibende Schäden behalten“, schreibt der FC St. Pauli. Der Verein könne zwar nicht die Verantwortung übernehmen für Vorfälle im öffentlichen Raum, „Präsident Oke Göttlich hat sich aber mit dem Anwohner getroffen und persönlich Genesungswünsche ausgesprochen“.

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Lange waren Vorfälle wie die vom Klub geschilderten in der Vergangenheit mehr oder minder ertragen worden, nun aber scheint der Widerstand trotz eines „bedrohlichen, einschüchternden und teilweise gewalttätigen Auftretens gegen andere Fans und St. Paulianer:innen“ zu wachsen, und die Vereinsverantwortlichen unterstützen dies nach Kräften: „Der FC St. Pauli wird gegen solche verantwortungslosen und mutwilligen Aktionen im Stadion vorgehen und gleichzeitig weiterhin mit allen Fans und Gruppen sprechen, um gemeinsam Lösungen für Probleme zu entwickeln“. 

Losgelöst von all dem ist übrigens der Böllerwurf vom Samstag beim Spiel gegen Fürth zu betrachten. Der minderjährige Tatverdächtige, der gefasst wurde, ist keiner Gruppe zugehörig. Gegen ihn hat der Verein ein Stadionverbotsverfahren eingeleitet.

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