41 Torschüsse ohne Erfolg! Vasilj muss fahrlässiges St. Pauli im Pokal retten
Sie sind einer knüppeldicken Blamage mit Hängen und Würgen entgangen und hatten selbst Schuld daran, dass sie überhaupt so in die Bredouille gekommen sind. Insgesamt 41 Torschüsse reichten dem FC St. Pauli nicht, um der drückenden Überlegenheit in seiner Favoritenrolle im DFB-Pokal-Match gegen Eintracht Norderstedt mit Treffern Ausdruck zu verleihen. Erst nach Elfmeterschießen behielt der haushohe Favorit vor 28.946 Fans am Millerntor mit 3:2 die Oberhand und musste das alles erst einmal sacken lassen. „Mund abwischen“, bilanzierte Coach Alexander Blessin. „Wir sind froh, dass wir eine Runde weiter sind.“
Als Nikola Vasilj den entscheidenden Schuss von Jonas Behounek pariert hatte, brandete frenetischer Jubel auf beim Kiezklub-Anhang, der die Seinen durchweg fantastisch unterstützt hatte trotz der sich anbahnenden bösen Überraschung. Nach feiern war den Protagonisten weniger zumute, es brach sich eher große Erleichterung Bahn. Und man suchte eine Anwort auf die Frage, warum es zu einem solchen Drama hatte kommen können. „Ich fand, dass wir das eigentlich gar nicht schlecht gemacht haben“, urteilte stellvertretend Hauke Wahl. „Wir hatten eine gute Spielanlage, ich fand uns in den Duellen griffig, eigentlich waren wir in allem besser.“
St. Pauli spielt gut, trifft aber nicht
Dem wollte auch sein Trainer nicht widersprechen. „Bis zur 90. Minute war es eigentlich ein ganz gutes Spiel von uns“, befand Blessin. Ein seriöses Auftreten hatten einige Braun-Weiße vorm Spiel angemahnt, und daran haperte es nun wahrlich nicht. Der Kiezklub machte vom Anpfiff weg mächtig Alarm, ließ Ball und Gegner laufen, kombinierte teils sehenswert und erspielte sich Chancen zuhauf. Womit wir beim einzigen Haken eines grundsätzlich ansehnlichen Auftritts angelangt wären.
Norderstedt-Keeper Lars Huxsohl überragt
20:0 Torschüsse waren bis zum Pausenpfiff verbucht, ein Dutzend davon hätte einen Treffer zur Folge haben können oder müssen. Eine Essenz: Joel Chima Fujitas abgefälschter Schuss (7.) landete ebenso am Pfosten wie ein Freistoß von Danel Sinani (35.), Andréas Hountondji wurde geblockt (31.) oder zielte drüber (44.).
Und dann war da noch Lars Huxsohl. Norderstedts Keeper parierte glänzend gegen Hauke Wahl (8.) sowie Mathias Pereira Lage (21., 31.), hatte auch ansonsten bei weiteren brenzligen Situationen immer ein Körperteil dazwischen. Und wenn er bereits geschlagen war, half ein Kollege auf der Linie (26., gegen Louis Oppie) oder es fand sich kein Abnehmer, auch wenn die Murmel einen Meter vorm Gehäuse parallel zur Torlinie entlang kullerte (39.).
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Da der Eintracht immer nur wenige Sekunden Ballbesitz vergönnt waren (Blessin: „Wir waren sehr, sehr gut im Gegenpressing“), tat sich auf der Gegenseite überhaupt nichts. Aber trotz 83 Prozent Ballbesitz wurden ohne Tore die Seiten gewechselt. Und spätestens nach der Pause stellte sich die Frage: Was ist eigentlich die Steigerung von fahrlässig?

Na klar, Huxsohl machte das Spiel seines Lebens, lieferte zahllose Glanzparaden, unter anderem gegen Sinani (73.) und Abdoulie Ceesay (90.+1). „Wir haben ihn am Anfang warmgeschossen, aber das soll seine Leistung nicht schmälern“, befand Alexander Blessin. Aber dass der Ball den Weg ins Tor nicht finden wollte, lag auch zu großen Teilen am Unvermögen des Bundesligisten. Und die Uhr lief gegen den haushohen Favoriten. Als dann auch noch Pech dazu kam, weil der 20-m-Knaller von Pereira Lage von der Unterkante der Latte auf die Linie und dann ins Feld zurücksprang, nahm die Verlängerung zusehends Gestalt an.
Nikola Vasilj rettet St. Pauli mehrfach in höchster Not
Und in der hatte der Underdog die beste Gelegenheit gegen einen zwar anrennenden, aber mittlerweile ideenarmen Kiezklub. Nach einem Konter kam Falk Gross von der Strafraumlinie zum Abschluss, Nikola Vasilj kratzte die Murmel aus dem Eck (116.). Und der Keeper musste nochmal ran, parierte kurz vor Ultimo gegen Ezra Ampofo (120.+2).
Der Krimi erreichte schließlich am Elfmeterpunkt seinen Gipfel. Hauke Wahl verschoss, Philipp Koch tat es ihm gleich. Joel Chima Fujita vergab gleich doppelt (Fehlschuss plus Wiederholung), Ex-Kiezkicker Moritz Frahm brachte Norderstedt in Führung. Danach aber gab sich Braun-Weiß keine Blöße mehr. Während Louis Oppie, Danel Sinani und David Nemeth. Verwandelten, vergaben bei der Eintracht erst Manuel Brendel und dann schließlich, nachdem Falk Gross getroffen hatte, Jonas Behounek.
Erleichterung beim Kiezklub über das Weiterkommen
Pure Freude herrsche nun nicht vor, gab Hauke Wahl zu. „Man darf ja nicht vergessen, dass von allen erwartet wurde, dass wir weiterkommen. Wir selber haben es von uns erwartet. Eine Erleichterung ja, Freude auch ein bisschen, aber jetzt nicht übermäßig. Wir sind froh, dass wir jetzt mit einem guten Gefühl oder zumindest mit einem besseren Gefühl in das Topspiel am Samstag starten.“
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